Hoher Qualitätslevel auf 1444 Metern

Kultur / 02.08.2022 • 19:41 Uhr
Mayuko Kamio mit ihrer Stradivari beim Lech Classic Festival. LCF/Hurnaus
Mayuko Kamio mit ihrer Stradivari beim Lech Classic Festival. LCF/Hurnaus

Lech Classic Festival startet mit Spaß an der Musik und Virtuosenstücken.

Lech Schuberts „Erlkönig“ in Bearbeitung für Violine und die Kadenz aus dem Cellokonzert von Friedrich Gulda: Es mag ungewöhnlich sein, mit den Zugaben zu beginnen, aber bei den Solodarbietungen von Sebastian Bru (Cellist der Wiener Philharmoniker und begehrter Solist) und Mayuko Kamio (Preisträgerin bei renommierten Violinwettbewerben) ging einem das Herz auf. Die nüchterne Atmosphäre im Sportpark drängte sich aus dem Bild, und im Fokus stand die Musik, die Konzentration auf die einzelne Person, der Klang der beiden edlen Instrumente. In einem Konzert- oder Veranstaltungssaal (von dem sich in Lech nun zumindest die Konturen abzeichnen) ist alles etwas einfacher, dass es gelingen konnte, ohne adäquates Podium und ohne Publikum, das bereits ein Angebot erwartet, das Lech Classic Festival mit Orchesterliteratur, Partien aus Opern etc. aufzuziehen, bleibt etwas Besonderes im Vorarlberger Musikleben und hat Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus.

Die zehnte Veranstaltungsreihe konnte Marlies Wagner, private Initiatorin des Unternehmens, am Montagabend eröffnen. Musikfreunde, die dafür die Fahrt in die Arlbergregion auf sich nehmen, und Urlauber, denen es entgegenkommt, hier einmal nicht das zu hören, was in alpinen Regionen sonst so offeriert wird, zählen zum Stammpublikum. „Der Himmel voller Geigen“ lautet das verlockende Motto. Marlies und Franz Wagner ist daran gelegen, auch jene anzufixen, die mit der klassischen bzw. romantischen Musikliteratur bislang wenig Kontakt hatten. Mit Werken von Tschaikowski, Vivaldi, Paganini, Bach, Mozart und Haydn dürfte das auf jeden Fall gelingen, Ausschnitte aus den Opern „Ein Maskenball“ von Verdi und „Cavalleria rusticana“ von Mascagni sollten weiters dafür bürgen.

Kompetent und selbstbewusst

Dass mit dem Start des Festivals bereits die Gründung eines Orchesters einherging, zählt zum Charakter der Reihe, mit dem Walzer aus der Streicherserenade von Tschaikowski tat man dies erfrischend kund. Daraufhin zeigte Dirigent Tetsuro Ban mit dessen Violinkonzert in D-Dur die Qualität eines eigens formierten Ensembles, das neben viel Streichernoblesse mit hervorragenden Bläsern besetzt ist. Für die grandiose Mayuko Kamio legt man sich hörbar gern ins Zeug. Sie korrespondierte kompetent und selbstbewusst bestimmend mit ihren Orchesterkollegen, verstand es, sich mit ihrer Stradivari souverän an den ganz dunklen Tönen entlangzuhangeln und in diesem Virtuosenstück kluge Eleganz anstatt Effektheischerei walten zu lassen. Das Publikum reagierte mit stehenden Ovationen.

Sebastian Bru bot das 1. Cellokonzert von Haydn selbstredend auf diesem Level und hat sich mit einem in magischer Schönheit strahlendem Adagio in die Festivalgeschichte eingeschrieben. Gestartet wurde mit Haydns Sinfonia concertante, bei der sich die Solisten Fedor Rudin (Geige), Milan Karanovic (Cello), Agnes Glaßner (Oboe) und Johannes Kafka (Fagott) mit viel Temperament und einem augenzwinkernden Witz vorstellten. Damit sollte gleich einmal klargestellt werden, dass das Lech Classic Festival ein Treffen hervorragender Musikerinnen und Musiker ist, die sich auf 1444 Metern einstellen, um den Menschen auch den Spaß an klassischer Musik mitfühlen zu lassen. CD

Nächstes Konzert am 3. August, 17 Uhr, im Sportpark Lech mit Werken von Mozart, Mendelssohn Bartholdy und Brahms.