Beeindruckende Mozart-Welturaufführung

Kultur / 28.08.2022 • 17:40 Uhr
Juan Diego Flórez, Startenor aus Peru, zeigte sich in Liechtenstein von seiner anderen musikalischen Seite.
Juan Diego Flórez, Startenor aus Peru, zeigte sich in Liechtenstein von seiner anderen musikalischen Seite.

Lateinamerikanische Leidenschaft, junge Talente und eine Kantate für den ­Fürsten in Vaduz.

VADUZ Nach dem großartigen Eröffnungskonzert ging es beim Festival Vaduz Classic am Freitag hochkarätig weiter. Juan Diego Flórez, Startenor aus Peru, der mit 23 Jahren unter Riccardo Muti an der Mailänder Scala debütierte und seitdem regelmäßig an allen bedeutenden Opernhäusern zu Gast ist, zeigte sich in Liechtenstein von seiner anderen musikalischen Seite. Begleitet von einer hervorragenden zehnköpfigen Band, gab der Opernstar Lieder aus seiner südamerikanischen Heimat zum Besten. Florez bewies dabei eindrucksvoll, welch echtes Ausnahmetalent er ist. Seine Interpretation flößte beispielsweise dem berühmten „Cucurrucucú paloma“ neues Leben ein – seine einzigartige Stimme machte das Lied zu etwas ganz Besonderem. Dass bei „Guantanamera“ der ganze Saal mitsang, bei „Aquarela do Brasil“ mitswingte, bei „Besame mucho“ mitträumte und bei „La pollera colorá“ mittanzte, war ebenfalls dem Tenor geschuldet. Die lateinamerikanische Version von „Dein ist mein ganzes Herz“ war ebenfalls ein ganz besonderes Erlebnis. Am Samstag waren junge, aufstrebende Musiker aus Österreich und Liechtenstein an der Reihe, die das Publikum mit Alt-Wiener Tanzweisen und einer genialen Mischung aus Klassik und Filmmusik begeisterten. Darunter auch der Vorarlberger Ausnahme-Cellist Kian Soltani mit Friedrich Guldas „Cellokonzert“.

Besonderes Erlebnis

Ein ganz besonderes Erlebnis erwartete am Sonntag die Besucher mit der Welturaufführung einer Kantate, die Wolfgang Amadeus Mozart zugeschrieben wird. Da es keine Handschriften der Noten gibt, könnte der Komponist auch Franz Xaver Mozart, der jüngste Sohn von Wolfgang Amadeus, sein. So oder so, auf jeden Fall Mozart.

Noch nie öffentlich aufgeführt

Die „Kantate für Fürst Alois I. von Liechtenstein“, KV Anh. 242 ist das einzige Werk im Köchelverzeichnis, das bis zu diesem Moment nie öffentlich aufgeführt worden war. Die Kantate wurde im Rahmen von Forschungsarbeiten des österreichischen Dirigenten und Komponisten Heinz Prammer, der auch die Welturaufführung dirigierte, im Jahr 2019 entdeckt. Das Werk, bestehend aus vier Sätzen, beginnt mit einer kurzen musikalischen Einleitung, die in einem Sopransolo mit einem dreifachen „Durchlauchtigster“ zur Begrüßung des Fürsten mündet. Im anschließenden Tenorsolo wird Gott gebeten, den Fürsten jederzeit in all seinen Werken zu beschützen. Im folgenden leidenschaftlichen Duett wünschen die Sänger dem Fürsten eine gesegnete Zukunft, der Chor stimmt mit ein – „Gott erhalt uns lang den Fürsten“. Die zwei Solisten Slávka Zámečníková, Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, und Mario Zeffiri, einer der führenden Vertreter des Belcanto-Repertoires, überzeugten mit ihren wunderschönen Stimmen und sangen ohne falsches Pathos, aber mit viel Gefühl die Huldigungen an den Fürst. Das Sinfonieorchester Liechtenstein und der großartige Philharmonia Chor Wien sorgten für die wunderbare musikalische Untermalung. Die „Kantate für Fürst Alois I. von Liechtenstein“ gehört zwar nicht zu den Höhepunkten von Mozarts Oeuvre, aber kann mit so manch seiner anderen Kirchenmusikwerken durchaus mithalten, vor allem die Chorpassagen und das Duett am Ende des 1. Satzes sind sehr eindrucksvoll. ama

Ein ganz besonderes Erlebnis erwartete am Sonntag die Besucher mit der Welturaufführung.  Julian Konrad
Ein ganz besonderes Erlebnis erwartete am Sonntag die Besucher mit der Welturaufführung.  Julian Konrad