Ein Abend wie Gold mit Max Raabe

Konzert mit dem
Palast Orchester am 20. November im Festspielhaus Bregenz.
Bregenz „Wer hat hier schlechte Laune?“, fragt Max Raabe in seinem neuen Album und singt von der Liebe, von ihrem zarten Erblühen und Verwehen, von Gefühlen und ihrer Verwirrung. Aber auch die Freude am Fahren mit Strom und der Wunsch, mit Hummeln und Hirschen durch die Wälder zu pirschen, spielen eine Rolle. Und er singt in dem herzzerreißenden Stück „Es wird wieder gut“ von dem Vertrauen darauf, dass es allen äußeren Anzeichen zum Trotz doch irgendwie weitergehen wird.
Herr Raabe, brauchen die Menschen heute vermehrt Trost?
Raabe Tatsächlich vermitteln die Stücke auf dem neuen Album Zuversicht, aber auch wehmütige Töne schwingen mit.
Die Ereignisse des Jahres 2022 ähneln ja doch stark den Vorkommnissen der 1920er-Jahre: Passt Ihre Musik, die Schlager der 20er- und 30er-Jahre, perfekt zu den heutigen politischen Verhältnissen?
Raabe Die Geschichte tut uns nicht den Gefallen, sich so zu wiederholen, wie wir es erwarten. Unser Repertoire der 20er-, 30er-Jahre ist in einer politisch schwierigen Zeit entstanden, man merkt es den Stücken aber selten an; es schwingt neben Melancholie viel Leichtigkeit und Ironie mit. Diese Lieder sind zeitlos.
Was hat sich in 36 Jahren gemeinsam mit Ihrem Palast Orchester auf der Bühne geändert?
Raabe Als wir anfingen, hätten wir niemals gedacht, dass es so lange weitergehen könnte. Im Grunde hat sich bei unserer Arbeit nicht viel geändert, wir nehmen die Musik sehr ernst, uns selbst aber nicht.
Sie haben sich optisch erstaunlich wenig verändert, passt der Frack von damals noch?
Raabe Der Frack ist ein tolerantes Kleidungsstück, vorne knöpft man ihn nicht zu und die Frack-Weste hat hinten einen Gummizug.
Erleben die Menschen in Berlin den Menschen Max Raabe auf der Straße auch in legerer Kleidung?
Raabe Ich verlasse das Haus selten ohne Sakko, nehme das Thema Kleidung aber nicht allzu wichtig.
Könnten Sie sich vorstellen, auch in einer ländlichen Umgebung zu leben?
Raabe Ich komme aus einer ländlichen Gegend und lebe jetzt gern in Berlin. Im Sommer verbringe ich die meiste Zeit auf dem Land, in einer Hängematte zwischen den Obstbäumen.
Die Bücher von Volker Kutscher sind Bestseller, die Serie „Babylon Berlin“ wird gefeiert. Erreichen Sie auf Ihrer aktuellen Tournee dadurch auch vermehrt jüngere Menschen?
Raabe Dass ich mit dem Palast Orchester bei „Babylon Berlin“ mitwirken darf und wir sogar mit einem eigenen Stück vertreten sind, ist ein großes Geschenk. In den letzten zehn Jahren hat sich unser Publikum verjüngt, das liegt an den eigenen Titeln, die ich unter anderem mit Annette Humpe geschrieben habe. Mit ihr ist auch das Stück „Ein Tag wie Gold“ für „Babylon Berlin“ entstanden.
Welche Musik hören Sie privat?
Raabe Zu Hause höre ich selten Musik, weil ich immer Musik im Kopf habe. Und wenn, dann eventuell Cello- oder Violinsonaten von Bach.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
VN-ama