Buchpreis an Verena Roßbacher

Kultur / 21.11.2022 • 22:42 Uhr
Für ihren Roman „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“ hat Roßbacher den Österreichischen Buchpreis bekommen.apa/manhart
Für ihren Roman „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“ hat Roßbacher den Österreichischen Buchpreis bekommen.apa/manhart

Gebürtige Bludenzerin erhält für „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“ wichtigsten Buchpreis Österreichs.

Wien Die gebürtige Bludenzerin Verena Roßbacher wurde am Montag für ihr Buch „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“ mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Die Verleihung fand zum Auftakt der Buch-Wien-Woche vor rund 170 geladenen Gästen im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz statt. Die heuer zum siebten Mal vergebene Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert.

Die Begründung der Jury: „Charly Benz: Anfang vierzig, Langzeitsingle, ernährt sich von Fertiggerichten, raucht Kette, hört in ihrer Freizeit Bibi-Blocksberg-Hörspiele und öffnet aus Angst vor schlechten Nachrichten ihre Post nicht. Verena Roßbacher ist es gelungen, mit ihrer Charly Benz nicht nur eine Figur zu schaffen, die man nie mehr vergisst. Sie gesteht ihr auch eine geradezu unglaubliche Persönlichkeitsentwicklung zu. Lustige Frauen, das lernen wir mit Verena Roßbacher, sind einfach unwiderstehlich!“ Aber Charly ist nicht nur komisch, sondern auch „eine Vorreiterin alternativer Lebens- und Liebesmodelle“. Mit unverbrüchlichem Optimismus und irre gut gelaunt strauchelt Charly Benz durch ihr Leben. Sie arbeitet im Marketing einer Berliner Foodcompany, ernährt sich von angebrannten Croissants und bespricht ihre Beziehungsprobleme – die darin bestehen, dass sie keine Beziehung hat – mit ihrem einzigen Freund Herr Schabowski, ein sechzigjähriger Mann, der ihre Post und Ängste sortiert.

Qualität würdigen

Die Jury setzte sich in diesem Jahr aus dem Buchhändler Bernhard Bastien, dem Literaturwissenschafter Günther Stocker, den Journalistinnen Edith-Ulla Gasser und Katharina Teutsch und dem Journalisten Stefan Gmünder zusammen.

Ziel des Österreichischen Buchpreises ist es, die Qualität und Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im gesamten deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen. Gewinner in den letzten Jahren waren unter anderem die bekannten Autoren Norbert Gstrein (2019), Daniel Wisser (2018), Eva Menasse (2017) und Friederike Mayröcker (2016).

Bodensee Literaturpreis

Vergangenen Sonntag erhielt die Vorarlbergerin bereits den „Bodensee Literaturpreis“. „Humor ist das verbindende Element ihrer bisher erschienenen Romane“, sagte Laudator Franz Hoben, einer der Juroren. Die Schriftstellerin beschreibe „in sehr eigener Stilistik, verbunden mit überbordender Fantasie den Zeitgeist und die von Unterhaltungskultur und Warenwelt geprägte Alltagskultur“, hieß es in der Begründung.

Im Finale leer ausgegangen sind Robert Menasse („Die Erweiterung“), Reinhard Kaiser-Mühlecker („Wilderer“), Helena Adler („Fretten“), und Anna Kim („Geschichte eines Kindes“), die es mit ihren Büchern auf die Shortlist geschafft hatten und dafür 2500 Euro erhalten.

Zur Person

Verena Roßbacher

geboren 1979 in Bludenz/Vorarlberg, aufgewachsen in Feldkirch und St. Gallen, studierte einige Semester Philosophie, Germanistik und Theologie in Zürich, dann am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin. „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“ ist nach ihrem Debüt „Verlangen nach Drachen“ (2009), „Schwätzen und Schlachten“ (2014) und „Ich war Diener im Hause Hobbs“ (2018) ihr vierter Roman bei Kiepenheuer & Witsch.