Besonderes Ermittlerduo auf Mörderjagd

Felix Blom – Der Häftling aus Moabit
Alex Beer, Limes,
363 Seiten
Alex Beer beleuchtet das Berlin der 1870er-Jahre.
KRIMI Die in Wien lebende gebürtige Bregenzerin Daniela Larcher hat sich unter dem Pseudonym Alex Beer in die Elite der Krimiautoren geschrieben. Gleich zweimal erhielt die 45-Jährige den Leo Perutz-Preis – für ihre Emmerich-Reihe „Der zweite Reiter“ (2017) und „Der dunkle Bote“ (2019). Insgesamt fünfmal hat sich der Wiener Kriminalinspektor auf die Spuren des Verbrechens gemacht. Mit Felix Blom – der Häftling aus Moabit – hat die Vorarlbergerin nun eine weitere Ermittlerfigur erschaffen. Und wieder taucht sie dabei in die Historie ein, spielt der Roman doch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Schatten von Berlin
Ihr Protagonist ist, wie man im Nachwort erfährt, sogar so gut es geht, aus einer wahren Begebenheit geboren. In Freiheit scheint für den „Schatten von Berlin“ aber nichts mehr so, wie es einmal war. Alle Versuche an Geld oder Arbeit zu kommen, scheitern. Bis er sich mit seiner neuen Nachbarin Mathilde Voss, einer ehemaligen Prostituierten, zusammentut, die eine Privatdetektei betreibt. Ihr erster Fall führt die beiden gleich auf die Spur eines mysteriösen Mörders, der seinen Opfern Briefe mit der Botschaft zukommen lässt: „Binnen dreißig Stunden musst du eine Leiche sein.“ Auch Blom bekommt solch eine Karte durchgeschoben. Die Story basiert auf einer wahren Begebenheit. Beer „verarbeitet“ den mysteriösen Tod eines Conditorgehilfen, über den die Berliner Gerichtszeitung am 13. Juni 1878 berichtete.
Ihr neues Ermittlerduo Blom und Voss könnte durchaus Kultcharakter bekommen. Denn schon im ersten Band beweist Alex Beer ein extremes Gespür für Settings, Figuren und Spannungsaufbau. Unglaublich charmant, spielerisch und fantastisch führt die Autorin durch die 360 Seiten umfassende Geschichte (exklusive Nachwort), die allerdings erst ab der Mitte so richtig Fahrt aufnimmt und ein unvorhergesehenes Ende nimmt. Die ersten hundert Seiten sind mehr dem Berlin der 1870er-Jahre gewidmet, das Beer detailreich beschreibt und es schafft, die Atmosphäre in die richtigen Worte zu kleiden. Gleich mehrere Welten treffen in der wachsenden Stadt aufeinander, wie Armut und Reichtum, alte Zeiten und Moderne, Verbrechen und Staatsgewalt. In den Handlungen fügt sie historische Persönlichkeiten, Orte und Ereignisse ein. C harmeur und Lebenskünstler Blom und das Berlin von 1878 sind ein gelungenes Pendant zum rauem und kargen Wien der Zwischenkriegszeit aus der Emmerich-Reihe. Es wird garantiert nicht der letzte Fall sein, den das Duo zu lösen hat. CRO