„Fetisch Zukunft. Utopien der dritten Dimension“

Spektakuläre Ausstellung im Zeppelin Museum.
Friedrichshafen Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen stellt in der transdisziplinären Ausstellung „Fetisch Zukunft. Utopien der dritten Dimension“ Visionen und Ideen der letzten 120 Jahre vor und untersucht, wie Technik- und Gesellschaftsutopien ineinandergreifen: Kann Technologie die Welt retten – oder ist sie nur Marketingversprechen und Machtinstrument?

Dazu setzt die Ausstellung historisch bei den Luftschiffen an, geht Visionen von Lufttaxis, zivilen Hyperschallflugzeugen, fliegenden Städten und Weltraumsiedlungen nach und schaut mit Werken zeitgenössischer Künstler in mögliche Zukünfte.

Die menschliche Sehnsucht, die Erde aus großer Höhe oder von weiter Entfernung sehen zu können, ist eng mit der Geschwindigkeit verknüpft. Die Künstlerin Marie Lienhard spielt mit dieser Dualität: Sie lässt einen kamerabestückten Wetterballon vor dem Zeppelin Museum in die Stratosphäre steigen, bis dieser platzt, rapide Richtung Erde stürzt und letztlich in den Bodensee eintaucht. Mittels Virtual Reality können Besucher die Kamerafahrt nacherleben.

Was bedeutet Freiheit in der dritten Dimension, wer hat Zugang zu dieser Möglichkeit und wer ist davon ausgeschlossen? Künstler wie Nuotama Frances Bodomo lenken den Blick auf vergessene Aspekte der Raumfahrtgeschichte und reflektieren afrofuturistische Visionen. In spekulativen Zukunftsentwürfen wird eine Welt ohne Rassismus und Diskriminierung, mit individueller Freiheit, Selbstverwirklichung und Emanzipation ins Zentrum gerückt. Demgegenüber zeigen selbstgebaute Flugapparate, Drohnentaxis, das Rüb-Schaufelradflugzeug oder der Wagner-Helikopter Rotocar die Grenzen der individuellen Mobilität in der dritten Dimension auf.

Die ISS– ein Modell der Raumstation schwebt im Raum dieser Themenwelt – galt bis zu den jüngsten Ereignissen des Ukraine-Kriegs als Ort der Völkerverständigung. Zahlreiche Luftschiffmodelle und Propagandaexponate veranschaulichen die historischen Bezüge von Technik- und Gesellschaftsutopien. In einer Virtual-Reality-Arbeit von Timur Si-Qin können die Besucher außerkörperliche Erfahrungen sammeln und über digital generierten Landschaften schweben, was Si-Qin als New Peace im Sinne einer neuen Spiritualität versteht.

In der Arbeit von Anton Vidokle werden Museen zu Speichern menschlicher Mumien, die darauf warten, wieder zum Leben erweckt zu werden. Für die menschliche Sehnsucht nach Unsterblichkeit durch die Eroberung des Weltraums wird ein Mars-Diorama in der Ausstellung zu sehen sein. Alexandra Daisy Ginsberg räumt bei der Besiedlung des Mars Pflanzen das Vorrecht ein und rückt damit eine neue ökologische Gerechtigkeit in den Vordergrund. In einer umfangreichen Rauminstallation lässt sie diese spekulative Utopie für die Besucher Wirklichkeit werden.

Mit dem Bild des Earthrise wird der Blick ins All auf uns zurück- und gleichzeitig die Frage aufgeworfen: Sollten wir nicht zunächst unseren einzigartigen Planeten schützen, bevor wir die Besiedlung des Weltalls anstreben? Die internationale Aerocene Community und ihr Gründungsmitglied Tomás Saraceno werden einen ganz praktischen Blick darauf werfen, wie ein nachhaltiges Leben in der dritten Dimension aussehen könnte: Im Rahmen eines Workshops können Besucher den Aerocene Backpack, eine aerosolare Skulptur, ausschließlich mit Solarenergie, ohne fossile Brennstoffe, Lithiumbatterien, Helium oder Kohlenstoffemissionen, nachhaltig aufsteigen lassen.

Auf der Homepage des Zeppelin-Museums kann man sich in einem spannenden Online-Special auf den Besuch der Ausstellung vorbereiten.
Und: Wer sich für das Zeppelin-Museum und das „Reisen mit der Hindenburg“ interessiert, blickt in diesem Video mit Barbara Waibel, Leiterin des Archivs der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, von den Modellen aus hinein in eine originalgetreue Teilrekonstruktion der Hindenburg inklusive in den sonst nicht zugänglichen Rauchersalon:
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„Fetisch Zukunft. Utopien der dritten Dimension“
16. Dezember 2022 bis 16. April 2023
Zeppelin Museum
Seestraße 22
88045 Friedrichshafen