Ein Glückskind feiert Geburtstag

Kultur / 05.02.2023 • 17:44 Uhr
Am 6. Februar 2023 feiert Felix Mitterer seinen 75. Geburtstag. APA/HERBERT NEUBAUER
Am 6. Februar 2023 feiert Felix Mitterer seinen 75. Geburtstag. APA/HERBERT NEUBAUER

Kultautor Felix Mitterer blickt anlässlich seines 75. Geburtstags auf seine größten Erfolge zurück.

Innsbruck, Graz „Ich habe unglaubliches Glück gehabt. Eigentlich ist es unfassbar“, hat Felix Mitterer einmal zurückgeblickt. „Schon als Zwölfjähriger wollte ich Schriftsteller werden. Aus so einem Milieu muss man das erst einmal schaffen.“ Die erfolgreiche Autorenkarriere war ihm tatsächlich nicht in die Wiege gelegt: Er wurde als Sohn einer Kleinbäuerin und eines rumänischen Flüchtlings geboren und von einem Landarbeiterehepaar adoptiert und erzogen. In Achenkirch geboren, arbeitete Mitterer nach Besuch der Lehrerbildungsanstalt über zehn Jahre lang beim Innsbrucker Zollamt.

Besondere Ausflüge

Nach ersten Veröffentlichungen von Texten im Rundfunk und in Zeitschriften, entschloss er sich 1977, freier Schriftsteller zu werden. In diesem Jahr hatte er mit dem Kinderbuch „Die Superhenne Hanna“ und der Uraufführung seines Stücks „Kein Platz für Idioten“ an der Tiroler Volksbühne Blaas seine ersten großen Erfolge. Mitterer selbst spielte rund 200 Mal die Hauptrolle, danach konzentrierte er sich mit wenigen Ausnahmen auf das Schreiben. Die Tiroler Volksschauspiele in Telfs „waren sehr wichtig für mich, was das Theater, mein Schaffen an sich betrifft“, sagt Mitterer, dem die Arbeit mit Laien- und Volksschauspielgruppen immer besonders wichtig war. „Dort in Telfs habe ich eigentlich das ­Schreiben für das Theater gelernt.“ Dabei ist er stets von einem Emanzipations- und Aufklärungsanspruch geleitet und geht nicht selten von historischen Figuren oder Begebenheiten aus. Als Nächstes befasst er sich etwa mit dem Autor und Sozialreformer Franz Michael Felder. Seine meistdiskutierten Stücke waren „Stigma“ (1982), „Sibirien“ (1989) und „Die Beichte“ (2004).

Im Werkverzeichnis in Mitterers vor fünf Jahren erschienenem „Lebenslauf“ finden sich auch Ausflüge in die Oper und ins Musical, zwei Übersetzungen und sechs Hörspiele. 2020 legte er mit „Keiner von Euch“ seinen ersten Roman vor und erzählte darin die Geschichte des afroösterreichischen Kammerdieners Angelo Soliman im Wien des 18. Jahrhunderts als Plädoyer für die Würde des Menschen.

Breite Bekanntheit erlangte er jedoch als Drehbuchautor. „Die Piefke-Saga“, in der er die Auswirkungen des Massentourismus auf seine Heimat Tirol satirisch darstellte, war ein großer Erfolg und zugleich allgemeiner Gesprächsstoff. „Plötzlich war ich im ganzen großen deutschen Sprachraum bekannt“, erinnert sich Mitterer. Der Autor wollte eigentlich nicht über ein touristisches Thema schreiben. „Der verstorbene Produzent Dieter Meichsner hat aber damals einfach keine Ruhe gegeben. Schlussendlich habe ich es dann doch gemacht. Danach verschwand das Drehbuch aber erst einmal in der Schublade, es war ja bereits Mitte der 1980er-Jahre fertig.

Zukunft der Piefke-Saga

Wegen Zufällen und glücklichen Umständen kam doch noch alles ans Tageslicht und wurde zu den ersten drei Teilen der „Piefke-Saga“. Die ersten drei Teile waren ein regelrechter Publikumsmagnet. Beim vierten Teil war die Resonanz sehr ambivalent. Das Drehbuch zu einem von den Vorkommnissen in Ischgl in der Coronapandemie inspirierten fünften Teil der „Piefke-Saga“ habe er bereits fertig. „Es wird aber derzeit nicht verfilmt und liegt damit auf Eis. Das liegt aktuell vor allem daran, dass der ORF keinen deutschen Koproduzenten gefunden hat. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man an den Erfolg der ersten vier „Piefke-Saga“-Teile einfach so anschließen kann. Vieles ist schließlich bereits erzählt.“ Zu den zahlreichen Auszeichnungen Mitterers zählen der Peter-Rosegger-Literaturpreis (1987), der Ernst-Toller-Preis (2001), das Ehrenzeichen des Landes Tirol (2005), der Ödön-von-Horvath-Preis (2013) und das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck (2015). VN-ama