Die historische Orgel im Zentrum

Mit neuen Ideen führt Kurator Bruno Oberhammer seine Orgelkonzertreihe in die 53. Ausgabe.
BLUDESCH Die Pfarrkirche St. Jakob beherbergt eine der ältesten unter den zahlreichen Konzertreihen des Landes, mit der berühmten, über 200 Jahre alte Bergöntzle-Orgel als Dreh- und Angelpunkt. Deren gründliche Renovierung 1970 war Anlass für den international tätigen Höchster Organisten Bruno Oberhammer, diese Orgel als eines der wertvollsten Klangdenkmäler des hochbarocken Orgelbaus im gesamten Bodenseeraum zum Zentrum einer speziellen Konzertreihe zu machen. Als Kurator achtet er mit einem Verein von Orgelliebhabern seither und auch für diese
53. Ausgabe auf eine spezielle stilistische Ausrichtung der vier Konzerte mit namhaften heimischen und auswärtigen Mitwirkenden.
Langjährige Forschungen
„Wir wollten von Beginn an zeigen, welch unglaubliche Vielfalt die Orgelmusik durch die Stilbereiche der Jahrhunderte entfalten kann und gruppieren auch diesmal Sakralmusik ab der Gregorianik bis herauf zu neuen Werken in spiritueller Ausrichtung“, resümiert Oberhammer. Der Organist hat sich als Musikwissenschafter in langjährigen Forschungen aber auch mit der geheimnisvollen Herkunft des dortigen Instruments befasst, das aufgrund seiner Anlage von Gehäuse, Disposition und Klanggebung mit typischen französischen Registern wie Trompeten und Posaunen zweifelsfrei aus der berühmten Werkstätte der Straßburger Silbermann-Schule stammt. Der Elsässer Joseph Bergöntzle, der lange als Erbauer galt, war vermutlich aber nur ein Mitarbeiter, der das Instrument mühsam auf dem Karrenweg nach Bludesch transportierte und dort 1803 spielfertig aufbaute. Deshalb hat man sich im Vorjahr auch für die korrektere Bezeichnung „Silbermann-Bergöntzle-Orgel“ entschieden. Dennoch bleibt dabei bis heute der Reiz ungelöster Vermutungen über deren tatsächliche Entstehung.
Internationale Orgelkundler
In den vergangenen fünf Jahrzehnten wurde die Bludescher Orgel zum gefragten Treffpunkt internationaler Orgelkundler und Musikwissenschafter, die sich oftmals auch selbst an dem technisch und klanglich nicht einfach zu bewältigenden Instrument versuchten. Für Oberhammer selbst bedeutet diese Orgel inzwischen ein Stück Heimat und es ist für ihn Ehrensache, jeweils eines der vier Konzerte selbst zu übernehmen. Heuer wird er zum Abschluss gemeinsam mit dem Göfner Viergesang die seiner Meinung nach als liturgische Festmusik vernachlässigte sogenannte „Alternatim-Praxis“ im regulierten Wechsel zwischen Orgel und Gregorianischem Choral neu beleben.
Eröffnet wird die Konzertreihe mit einer der populärsten Vertonungen der uralten Marienklage „Stabat mater“ als Hauptwerk. Julia Großsteiner, Sopran, und Viktoria Türtscher, Alt, gestalten das Werk zusammen mit einem historisch informierten Streichensemble unter Leitung des bekannten Rorschacher Organisten Franz Pfab. Das zweite Konzert, traditionell in der alten St. Nikolauskirche, bringt die spannende interkontinentale Begegnung der aus Bludesch stammenden Gitarristin Angela Mair mit der kolumbianischen Flötistin Liad Pineda, die derzeit an der Musikschule Walgau lehrt.
Nicht weniger spannungsreich dürfte auch das Miteinander der Konstanzer Konzertorganistin Irene Roth mit der Familienmusik Bär im dritten Konzert verlaufen. Die fünf Geschwister aus dem Bregenzerwald konzertieren nach einer Zeit der Familiengründungen über Anregung von Bruno Oberhammer wieder zusammen als Blechbläser-Quintett. Ju