Adlassniggs Helden

Kultur / 22.06.2023 • 16:20 Uhr
Roland Adlassniggs Konstrukte sind geerdet, durchdacht und logisch, ästhetisch und bezaubernd.  <span class="copyright">Thomas Schiretz (9)</span>
Roland Adlassniggs Konstrukte sind geerdet, durchdacht und logisch, ästhetisch und bezaubernd. Thomas Schiretz (9)

Roland Adlassnigg stellt derzeit in der Galerie Lisi Hämmerle seine „Heroes on wheels“ aus.

Bregenz Kentauren und Motoren, Helden und Räder, Hybride aus Maschinen und Menschen, das sind Adlassniggs Destillate.

Roland Adlassniggs Baby-Kentaur.
Roland Adlassniggs Baby-Kentaur.

Für seine Mutationen holt er sich die altehrwürdigen Kentauren, jene rätselhaften Mischwesen (Mensch und Pferd) aus der griechischen Mythologie. Der berühmteste unter ihnen, Cheiron, war u. a. auch der Erzieher von Achilleus und Asklepios und für seine Weisheit sowie seine Güte berühmt, sodass ihn Göttervater Zeus nach seinem Tod in ein Sternbild verwandelte.

Für seine Mutationen holt er sich die altehrwürdigen Kentauren.
Für seine Mutationen holt er sich die altehrwürdigen Kentauren.

Doch nicht genug, dass Roland Adlassnigg seine Kentauren nicht nur mit einem Staubsauger, einem Moped, einem Hubwagen oder einem Kompressor kombiniert und somit in die Jetztzeit befördert, er erfindet auch eine junge Generation von Baby-Kentauren – für Nachwuchs ist gesorgt, wie die Arbeiten „Bodycar“ (2023) und „Schaukelking“ (2023) zeigen.

 Seine Konstrukte sind geerdet, durchdacht und logisch.
Seine Konstrukte sind geerdet, durchdacht und logisch.

Die Kraft des rot lackierten Baby-Kentaur ist so groß, dass er bereits beim Schaukeln ein Stück der Betonbodenplatte unter dem Teppich aus den Angeln reißt. Humor, augenzwinkernd!

Adlassnigg  ist ein begnadeter „Realisateur“.
Adlassnigg ist ein begnadeter „Realisateur“.

Auch eine Art von Symbiose Mensch/Maschine oder besser von Auto/Zeichnung sind Roland Adlassniggs „Autozeichnungen“ (2023). In seinem Range Rover Discovery befestigte Adlassnigg im Kofferraum ein Gestell, auf dem ein Papier bzw. ein Alu-Dibond zu liegen kommt und darüber bringt er, einem Pendel gleich, einen Bleistift oder einen Copicstift an. Bei jeder Fahrt, die er unternimmt, sei es beruflich oder privat, zeichnet der Stift von selbst (Auto).

Auch eine Art von Symbiose Mensch/Maschine oder besser von Auto/Zeichnung sind Roland Adlassniggs „Autozeichnungen“.
Auch eine Art von Symbiose Mensch/Maschine oder besser von Auto/Zeichnung sind Roland Adlassniggs „Autozeichnungen“.

Wie wir alle wissen, kommt das Wort Auto, in seiner Kurzform von Automobil, ein substantiviertes Adjektiv, abgeleitet vom Griechischen „autós“ (selbst) und dem Lateinischen „mobilis“ (beweglich), also „Selbstbeweger“. Nur in diesem Fall bewegt sich der Farbstift/Kugelschreiber/Bleistift durch die Fahrt des Autos, ob schnell, ob langsam, ob links, ob rechts, ob aufwärts, oder abwärts; der „Selbstbeweger“ Auto zeichnet die Zeichnung.

Bei jeder Fahrt, die Adlassnigg unternimmt, zeichnet der Stift von selbst.
Bei jeder Fahrt, die Adlassnigg unternimmt, zeichnet der Stift von selbst.

Gerahmt sind diese Zeichnungen durch eine Gummidichtung (sic!). Freiwillig unfreiwillig wird dadurch Adlassnigg selbst zu einem „Hero on wheels“, gleichsam jener Plastik, die er zur Ausstellung „Bildhauer und ihre Zeichnungen“ (2014) im Palais Thurn & Taxis präsentierte, als er seinen „G1“ (Gipfeltreffen Part 1), einen Felsbrocken aus Marmor auf gusseisernen Rädern, ausstellte.

„We can be heroes“
„We can be heroes“

Adlassnigg ist nicht nur ein Bildhauer, Konzeptkünstler, Zeichner und „Art Supporter“, er ist ein begnadeter „Realisateur“. Seine Konstrukte sind geerdet, durchdacht und logisch, ästhetisch und bezaubernd. „We can be heroes“, sang 1977 David Bowie. Roland Adlassnigg ist ein im Sinne des Wortes „Hero on wheels“. Sollten Sie ihm „on the road“ begegnen, halten Sie ein wenig Abstand, man kann ja nie wissen.