Kabarett und die Bedeutung von Humor

Kultur / 30.06.2023 • 19:49 Uhr
Lisa Fitz ist am 7. Juli um 20 Uhr zu Gast beim Open Air am Marktplatz in Rankweil.
Lisa Fitz ist am 7. Juli um 20 Uhr zu Gast beim Open Air am Marktplatz in Rankweil.

VN-Interview mit der Kabarettistin Lisa Fitz (71).

rankweil Am 7. Juli ist die Kabarettistin Lisa Fitz mit ihrem aktuellen Programm „DAUERBRENNER – das große Jubiläumsprogramm“ um 20 Uhr zu Gast beim Open Air am Marktplatz in Rankweil.

 

Was dürfen sich die Besucher von Ihrem Programm in Rankweil erwarten?

Fitz Sie dürfen sich auf einen sehr kurzweiligen Abend freuen, zum Lachen und zum Nachdenken, beliebte oder auch neue Lieder – eine abwechslungsreiche Bandbreite meines Kabaretts. Keine Moralpredigten, dafür Hirnfutter und viel gute Laune. Der erste Teil ist eine Zeitreise in die 60er mit Studentenrevolte, Rockmusik & Aufbruch der Jugend, die 70er, 80er, musikalisch und politisch, mit Anekdoten zu meiner Entwicklung als Kabarettistin. Der zweite Teil ist ein Rückblick auf die Lockdowns sowie ein Ausblick in unsere digitale Zukunft… von Roboterisierung über Sexpuppen bis zum RFID-Chip.

 

Wie bereiten Sie sich auf ein neues Programm vor?

Fitz Oh … das zieht sich über Monate und ist viel Arbeit. Thema auswählen, Titel suchen, Stoff sammeln, recherchieren, alles eindampfen und lustig machen, neue Songs schreiben oder alte auswählen, gut neun Monate Arbeit. Das geht nur, wenn der Beruf Spaß macht, und das tut er.

 

Wie wichtig ist es für Sie, gesellschaftliche Probleme und aktuelle Themen in Ihren Shows anzusprechen?

Fitz Sehr wichtig, gutes Kabarett muss ja immer auch den gesellschaftspolitischen und politischen Blick auf alles haben, nicht nur auf den Mallorca-Urlaub – und witzig muss es sein, sonst schläft der Zuschauer ein. Eine Moralpredigt oder ein Vortrag wäre öde. Aufgabe des Kabaretts ist es, Missstände satirisch sichtbar zu machen, Comedy ist leichtere Unterhaltung, da reichen oft Schenkelklopfer aus. Die Übergänge sind fließend und die Genres überlagern sich natürlich. In den USA gibt es hervorragende Comedians, die das auf höchst kurzweilige Weise mit privaten Themen verbinden und Schräglagen in Politik und Gesellschaft knackig und witzig auf den Punkt bringen. Bei uns hapert´s da etwas. Entweder es ist zu moralisierend oder zu flach.

 

Wie hat sich Ihre Karriere als Kabarettistin im Laufe der Jahre entwickelt?

Fitz Ich bin gerade dabei, meine gesammelten Werke beim BelleEpoque Verlag herauszubringen, mein Sohn redigiert meine Texte. Da haben wir festgestellt, dass man meine Programme von 1989 oder auch von 2012 im Prinzip jederzeit wieder aufführen könnte, wenn man ein paar Namen ändert. Das ist einerseits fies, weil man denkt, oh Gott, hat sich denn gar nichts zum Besseren verändert? Andererseits macht es stolz, wenn ein Programm qualitativ so zeitstabil und gut bleibt. Der große Sprung war bei mir Mitte 30, von netter Abendunterhaltung zu mehr Satire mit Biss.

Haben Sie einen lustigen oder unvergesslichen Moment auf der Bühne, den Sie gerne teilen möchten?

Fitz Oh ja, viele (lacht). In bester Erinnerung ist mir auch nach vielen Jahren der Moment, als mir der vordere (!) Reißverschluss meines korsettartigen Bühnenoutfits platzte und ich hinter die Bühne flüchten musste, um nicht pudelnackert vor dem Publikum zu stehen. Es wurde viel gelacht. Oder auch, als ich in der Rolle der Heiligen Maria in unserem Rockkabarett „Kruzifix“ einen Mikroausfall hatte, und der Techniker der Mutter Maria quasi unter den Rock krabbeln musste, um den Sender zu checken. In dem Fall war es eine Turnhalle, seitlich offen ohne Versteckmöglichkeit. Die Zuschauer haben sich sehr amüsiert. Und es gab natürlich noch viel mehr – Text vergessen, ein Betrunkener im Publikum, der mitreden will – und einmal kam eine Abordnung im alten VW-Bus mit alten Katholikinnen, die während der Veranstaltung draußen vor dem Theater Psalme für mich gesungen haben. Das Programm, mein erstes, hieß „Die Heilige Hur“, da ging´s um den sogenannten Huren-Madonnen-Komplex des Mannes, gängiger Begriff aus der Psychologie. Da haben die Damen in der Zeitung die Ankündigung gelesen und wohl Psychologie mit Blasphemie verwechselt. Eigentlich steht schon lange ein Buch mit dem Titel „Backstage – on Tour“ an.

 

Welche Rolle spielt Humor für Sie persönlich im Alltag?

Fitz Eine große … sollte er spielen! Er kommt einem in diesen Zeiten oft abhanden, aber sich an ihn zu erinnern, ist – nicht nur für mich – eine tägliche Herausforderung.