Ein immersives Naturerlebnis

Monika Bischof
Künstler Martin Frommelt präsentiert in einer dynamischen Werkschau mit dem Titel „Baum und Wald“ großformatige Malereien.
SCHAAN Am 28. Oktober feiert der renommierte Liechtensteiner Künstler Martin Frommelt seinen 90. Geburtstag. „Es wird wieder einmal Zeit für eine Ausstellung, habe ich meinen Vater aufgefordert“, erklärte sein Sohn Sebastian Frommelt, der sich künstlerisch dem Medium Film widmet.

Nun war es soweit: In der Werkhalle der Frick AG in Schaan eröffnete der Künstler eine beeindruckende Präsentation seiner Werke. Es ist jedoch keine Ausstellung im klassischen Sinn, denn die Örtlichkeit in der Werkhalle vermittelt eher einen Werkstattcharakter. Die Ausstellungsgestaltung ist dynamisch in dem Sinn, dass die farbintensiven, großformatigen Malereien nicht fix im Raum stehen, sondern vom Künstler immer wieder in neuen Konstellationen angeordnet und allenfalls auch malerisch ergänzt oder übermalt werden.

„Mein Vater denkt immer in Serien, wie in einem montierten Film, also anstatt an einzelne Bäume eher an eine Waldlichtung“, führte Sebastian Frommelt weiter aus. Als Filmemacher ist ihm die Bedeutung des Lichts bewusst: „Bei der Werkschau wird kein Kunstlicht verwendet, sondern nur Tageslicht. Durch das Sägezahndach der Halle kommt ausschließlich Nordlicht zum Tragen, es herrscht keine direkte Sonneneinstrahlung – so wie es für Menschen, die visuell arbeiten, ideal ist.“

Die letzten drei Jahre hat sich Frommelt mit der vermeintlich unspektakulären Thematik „Baum und Wald“ beschäftigt: „Pflanzen im Allgemeinen und Bäume im Besonderen spielen seit meinen frühesten künstlerischen Anfängen eine wichtige Rolle und üben seither eine nachhaltige Faszination auf mich aus.“ Seine selbst gestellte künstlerische Aufgabe verlange es von ihm, über das gestalterisch dokumentierte Festhalten des Gesehenen, des Flüchtigen hinauszugehen bis zu dem Punkt, wo er eine innere Komplizenschaft mit dem Lebewesen Baum und seiner Lebensgemeinschaft eingehe: „Eine wortlose Beziehung der gegenseitigen Ahnungen und Vermutungen, der mich überragende Baum und der mich in seiner Dimension überfordernde Wald.“ Er wolle kein Abbild oder Sinnbild von Bäumen schaffen, sondern vielmehr eine Verbildlichung dessen, was das Wesen eines Baumes als Solitär und als Teil des Waldes ausmacht: „Das bin ich den Bäumen und Wäldern schuldig, denen ich so viel Inspiration und Respiration zu verdanken habe.“

Nicht nur die Werkschau selbst entpuppte sich als äußerst originell und dynamisch, sondern auch der Künstler selber. „Mein Papa ist einfach nicht zu bremsen“, meinte etwa seine Tochter Eva Frommelt, und auch die Gattin des Künstlers, Heidi Frick, betonte: „Martin spürt einfach keine Müdigkeit. Er sprüht förmlich vor Energie.“
Termine
Am Mittwoch, 30. August 2023, um 19 Uhr wird im alten Kino in Vaduz das Filmporträt REVISITE über Martin Frommelt gezeigt. In dieser Dokumentation von 2013 begleitet die Kamera den damals 80-jährigen Künstler auf einer Reise von der romanischen Freskomalerei des mittelalterlichen Frankreichs zur zeitgenössischen Malerei von Martin Frommelt selbst. Nach der Vorführung des Films, der in der Reihe FILMPERLEN AUS LIECHTENSTEIN von der Stein Egerta präsentiert wird, beantwortet Martin Frommelt Fragen der Moderation und des Publikums.
