“Durch Druck entstehen Diamanten”

Hohenems Paul Pizzera (35) und Otto Jaus (40) gehören zweifelsohne zu den Überfliegern der österreichischen Musik- und Kabarettszene. Seit ihrem Durchbruch mit „Jedermann“ erklimmen ihre Songs regelmäßig die Charts. Riesige Hallen zu füllen, gelingt dem Duo, das zuvor mit Soloprogrammen unterwegs war, mühelos. Inzwischen veröffentlichten Pizzera & Jaus ihr drittes Album unter dem Titel „Comedian Rhapsody“, das sie am Freitag auch im Event.Center in Hohenems präsentieren. Mit den VN sprachen der Germanist und der ehemalige Wiener Sängerknabe über den Hype um ihre Musik, den Erfolgsdruck, ihr neues Programm und ihre Lieblingsmusik.

Die heimische Musikszene ist ohne Pizzera & Jaus kaum mehr vorstellbar. Was glaub ihr, ist euer Erfolgsrezept?

Pizzera Die Authentizität, die Leiden- und Freundschaft. Wir sind wir, nicht mehr und nicht weniger. Jede Person, die uns live sieht, merkt, dass wir uns fürs Publikum zerreißen und nicht weniger hat es auch verdient.

Steigt mit dem Erfolg auch der Erfolgsdruck?

Jaus Druck ist etwas Gutes, durch ihn entstehen Diamanten. Jedoch ist es ein zweischneidiges Schwert: Einerseits verhindert er, dass einem die Lorbeeren unter deinem Arsch wegfaulen, aber andererseits genießt man manchmal den Moment und das Erreichte vielleicht zu wenig.

Was hat sich in persönlicher Sicht seit eurem Erfolg verändert?

Pizzera Dass wir noch mehr wissen, dass beruflicher Erfolg etwas Schönes, aber längst nicht alles ist. Erfolg ist immer eine Mischung aus Leistung und Zufall. Das eine können wir beeinflussen, für das andere sind wir sehr dankbar.

Ihr gewährt in eurem Programm „Comedian Rhapsody“ Einblicke in eure Gedankenwelt nach und während der Auftritte. Wie kam es zu dieser Idee?

Pizzera Jeder, der sich auf eine Bühne stellt, hat einen gewissen Tuscher. Das soll das Publikum ruhig sehen, wie zerrissen, suchend und ungewiss der Künstlerberuf sein kann.

Nimmt Kabarett oder die Musik einen größeren Stellenwert in dem Programm ein?

Jaus Das ist eindeutig die Musik. Im Prinzip gehen nur mehr die Conferences zwischen den Liedern in etwas Komödiantisches. Ansonsten hat es mit Kabarett nicht mehr viel zu tun.

Der Albumtitel spricht auf den Queen-Klassiker „Bohemian Rhapsody” an. Seid ihr große Fans?

Pizzera Jeder, der kein Queen-Bewunderer ist, ist mir suspekt. Comedian Rhapsody steht dafür, wie Musik sein sollte: Manchmal eine lebensbejahende Feel-Good-Hymne und manchmal ein ernstes Werk, das auch seriösere Emotionen aus der Seele destilliert.

Ihr seid nun schon zehn Jahre gemeinsam auf der Bühne unterwegs? Kommt es bei euch auch manchmal zu Unstimmigkeiten?

Pizzera Otto und ich reden alles, was uns gegenseitig stört, sofort an. Deshalb haben wir auch so eine stabile Freundschaft. Was in einer Partnerschaft oft nicht möglich ist, haben wir für unser Fortbestehen als Allheilmittel auserkoren. Wenn wo der Schuh respektive die Seele drückt, dann raus damit!

Wie schwierig ist es, in der heimischen Musikszene Fuß zu fassen. Was ratet ihr Nachwuchskünstlern?

Jaus Es wird immer schwerer, als österreichische Band in und außerhalb Österreichs zu reüssieren. So großartig das Internet ist, um seine Kunst zu verbreiten, so sehr potenziert sich natürlich auch das Angebot an Musik. An alle, die Musik zu ihrem Beruf machen wollen, lautet die Devise: live spielen, live spielen und noch einmal live spielen.

Frage an Paul: Du bist zum zweitschönsten Mann Österreichs gewählt worden. Fühlt man sich da geschmeichelt?

Pizzera Ja, fühlt man sich. Ist ein nettes Gefühl, als solcher betitelt zu werden, zumal man weiß, dass es natürlich nicht stimmt.

Welche Musik hört ihr eigentlich privat?

Pizzera Jan Delay hat einmal gesagt: Wer Hip-Hop macht, aber nur Hip-Hop hört, betreibt Inzest. Otto und ich hören wirklich alles!

Gibt es einen ganz besonderen Moment in eurer Karriere, den ihr nie vergesst?

Jaus Zu zweit drei Mal hintereinander die große Stadthalle in Wien auszuverkaufen, war schon ein Meilenstein. Das soll uns mal einer nachmachen. VN-TAS