Gottfried Bechtold zum Professor ernannt

Ehrung für sein beeindruckendes künstlerisches Werk und seinen nachhaltigen Einfluss auf die Kunstwelt.
Wien Im Rahmen eines Festaktes in Wien wurde Gottfried Bechtold, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Kunstszene Vorarlbergs, Österreichs und weit darüber hinaus der Professorentitel verliehen. Damit wird nicht nur sein beeindruckendes Lebenswerk gewürdigt, sondern auch sein nachhaltiger Einfluss auf die Kunstwelt.
Der 1947 in Bregenz geborene Bechtold begann seine künstlerische Laufbahn mit einer Ausbildung zum Steinmetz, eine Tradition, die in seiner Familie tief verwurzelt ist: Sein Vater war ebenfalls Steinmetz, sein Großonkel Albert Bechtold einer der großen Bildhauer der Zwischenkriegszeit in Österreich. Diese Familiengeschichte prägte seine Auseinandersetzung mit Material und Form.
Schlüsselwerk
Ein Wendepunkt in seiner Karriere war die Teilnahme an der Dokumenta V in Kassel 1972, sein damaliger Vorschlag, das eigene Familienleben in einer Vitrine auszustellen, war ein visionärer Kommentar zum Thema des öffentlichen Voyeurismus und hinterfragte die Grenzen zwischen Kunst und Alltag. Bechtolds internationale Erfahrungen, unter anderem als „Visiting Artist“ in Großbritannien, den USA und Kanada, sowie seine Zusammenarbeit mit dem Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick an der Stanford University erweiterten seinen künstlerischen Horizont und beeinflussten spätere Arbeiten. Ein Schlüsselwerk in Bechtolds Schaffen ist der „Betonporsche“, der vor der Galerie Krinzinger in Wien ausgestellt wurde und die zeitgenössische Kunst nach Vorarlberg brachte. Dieses Werk war der Beginn einer unkonventionellen Künstlerkarriere, die von öffentlichen Performances bis hin zu Großskulpturen reichte.
Der Bildhauerei ist Bechtold bei aller Vielfalt stets treu geblieben. Seine Arbeiten, die von Fotografie über Film, Video, Performance und Objektkunst reichen, suchen stets den Bezug zur Skulptur und zur räumlichen Erfahrung. Seine Skulptur „Readymaid“, ein weiblicher Torso auf dem Vorplatz des Festspielhauses in Bregenz, und das Projekt „Signatur 02“, bei dem er den Silvrettastaudamm in ein Kunstwerk verwandelte, sind Beispiele für seine Fähigkeit, gesellschaftliche Konventionen und Gewissheiten herauszufordern.
In seiner Laudatio hob Gerald Matt hervor: „Bechtolds Porsches, vom ‚Betonporsche‘ über die Crashporsches bis zum Panamera, erweisen sich geradezu als Schlüsselwerke, die paradigmatisch zentrale Fragen seines Schaffens aufwerfen, Fragen, deren Fortführung und Akzentuierung sich auch in seinen jüngsten Arbeiten, der inzwischen abgeschlossenen ,Signatur‘-Trilogie und seinem letzten Projekt, der ,Taurus-Lokomotive‘, wiederfinden. Eine Trilogie, die bei aller Vielfalt seines Schaffens von Kontinuität, Tiefe und Konsequenz zeugt, Arbeiten, die in brillanter Weise für das Werk eines Künstlers stehen, der sich in seinen Projekten immer wieder neu erfindet und doch seinen grundlegenden Fragestellungen treu bleibt, der unermüdlich dem Wesen der Skulptur, ja der Kunst, letztlich dem Wesen des Lebens auf der Spur ist. Lieber Gottfried, du hast mir den Weg zur Kunst gezeigt, indem du mir mit Deinen Projekten die Kunst zum Abenteuer gemacht hast, deine Verrücktheiten, wie mein Vater sie nannte, faszinieren mich bis heute und geben mir immer wieder den Glauben an die Kunst als Quelle der Welterfahrung und Welterkenntnis zurück. Für diese Bereicherung meines Lebens danke ich dir von ganzem Herzen.“
Künstlerische Innovation
Mit der Professur ehrt das offizielle Österreich einen Künstler, der sich unermüdlich mit den zentralen Themen des Lebens auseinandersetzt und dabei immer wieder neue Wege beschreitet. Bechtold ist ein leuchtendes Beispiel für künstlerische Innovation und reflektierte Auseinandersetzung mit der Skulptur und dem Wesen der Kunst. Seine Werke sind nicht nur künstlerische Meisterwerke, sondern auch tiefgründige Kommentare zu den Paradoxien unserer Zeit.
In seiner Rede würdigte Bechtold die Unterstützung vieler Menschen, die seinen künstlerischen Weg begleitet haben. „Ich danke den weitsichtigen und risikobereiten Auftraggebern, ein besonderer Dank gilt meiner Familie, meiner Frau, meiner Tochter, meinem Sohn und meinen Enkelkindern, sowie allen Lebensgefährten und Wegbegleitern, Freunden und Verwandten, die mich ertragen und unterstützt haben, obwohl ich kein einfacher Mensch bin. Ich weiß das und bin stolz darauf, kein einfacher Mensch zu sein. Ich möchte auch meinem verstorbenen Vater und meiner verstorbenen Mutter ganz herzlich dafür danken, dass sie mich in eine Zeit hineingeboren haben, die wunderbar war. Früher war nicht immer alles besser, aber der Blick in die Zukunft war vor 50 Jahren heller.“

