Rauschend durch die Geschichte

Geschichten aus der Geschichte
Richard Hammer und Daniel Meßner, 250 Seiten, Piper
Podcast-Stars Richard Hammer und David Meßner widmen sich in ihrem Debüt historischen Geschichten rund um die Welt.
Kurioses Was ist der Guano-Boom? Welches Land wurde mit dem Schiff Belgica erkundet? Wer war Johann Orth? Wohin führte der Hastings Cutoff? Diesen und noch vielen weiteren Fragen gehen Richard Hammer und David Meßner in ihrem Debütwerk „Geschichten aus der Geschichte: Eine Reise um die Welt zu außergewöhnlichen Persönlichkeiten, vergessenen Ereignissen und sagenhaften Entdeckungen“ nach. Richard Hammer und David Meßner sind zwei Historiker, die in ihrem Podcast „Geschichten aus der Geschichte“ wöchentlich über historische Begebenheiten berichten – das Format umfasst mittlerweile über 400 einstündige Folgen und ist ein, wenn nicht der beliebteste Geschichte-Podcast im deutschsprachigen Raum. Zurecht, denn die Inhalte sind kurzweilig, informativ und laden zum Stöbern ein. Nun haben die Podcaster das geschriebene Wort in Angriff genommen – ob die zwei Historiker auch mit ihrem Debütwerk überzeugen können?
In 20 kurzen Geschichten werden historische Gegebenheiten beschrieben, die sowohl für fachlich interessierte Personen neue Fakten beinhalten als auch eine größere Leserschaft ansprechen, dabei aber in keiner Weise einen populärwissenschaftlichen Charakter aufweisen. Im Gegenteil: Die Auswahl der Geschichten, angefangen bei Expeditionen bis hin zu heutzutage in Vergessenheit geratenen Persönlichkeiten, ist vielseitig. Die bildliche Sprache verleiht ihnen einen romanhaften Charakter und entführt den Leser, in fremde, vergangene Welten. Dabei berufen sich die Historiker stets auf nachgewiesene Fakten. Die bereits aus den Podcasts gekonnt lockere Herangehensweise an das Thema zeigt auch in Buchform, dass Geschichte kein trockenes Schulfach sein muss, sondern auch faszinieren kann.
„Groll“ tituliert Gianrico Carofiglio seinen aktuellen Krimi, in dem es um eine nicht unsympathische, zugleich ziemlich ramponierte Hauptdarstellerin geht. Penelope Spada, ehemalige Staatsanwältin und Spitzensportlerin, verdient ihr Geld durch private Ermittlungen, ohne jetzt dafür einen Schein zu haben. Daneben treibt sie noch intensiv Ausdauersport, trinkt zu viel Alkohol, raucht bewusst zu viel, liebt ihren Hund und hat nähere Beziehungen abgeschrieben. Plötzlich wird ihr ein schier aussichtsloser Fall angetragen, der sie schlussendlich zu ihrem persönlichen Trauma führt: Eine junge Dame aus reichem Hause engagiert die Privatermittlerin, da sie dem – ohne Fremdeinwirkungen – geschehenen Tod ihres Vaters, einem einflussreichen Mailänder Chirurgen, nichts abgewinnen kann.
Kühle Mailänder Welten
Jetzt ist es aber eher ein Roman, als ein Krimi, weil der Autor eigentlich so gar nicht mit den Spannungselementen arbeitet, mit den Krimis und Thriller die Story bedienen. Es ist ein Entwicklungsroman, in dem es sich um Penelopes Vergangenheit dreht, der sie sich nun stellen muss. Dazu führt einen Gianrico Carofiglio in die glatte und nüchterne Mailänder Welt der Mächtigen ein, die jetzt noch immer zwischen opulenten Wohnungen, Arbeitsplätzen und schicken Campari-Bars stattfindet. Er lässt sich wirklich hübsch Zeit, um die Charaktere einzufangen, vielleicht sogar eine Nuance zu lange und manchmal wirkt er belehrend, hier sind die US-Kollegen ein Stück trockener und plotten die Story kühn fertig. Jedoch arbeitet der Autor mit sehr viel Stilsicherheit und man spürt regelrecht, dass er sich auf sicherem Terrain befindet, war er doch in seinem „Vorleben“ hauptberuflich Richter, Senator und Anti-Mafia-Staatsanwalt. Da weiß man viel zu erzählen und gibt das Wissen gerne weiter.

Groll
Gianrico Carofiglio, 236 Seiten, Folio Verlag