Raimund “Tschako” Jäger: Der unvergessliche Klang eines Lebens

Der Bregenzer Künstler und Journalist verstarb am Mittwoch im Alter von 62 Jahren.
Bregenz Ich lernte Raimund Jäger Anfang der 80er-Jahre am Fuße des Bregenzer Gebhardbergs kennen, als Tschako mit seiner Band Paranoia eines seiner vielen sensationellen Konzerte gab – ein junger Mann in seiner ganzen Pracht. Seiner Ausstrahlung konnte sich kaum jemand entziehen. Was für ein Typ: groß, schlank, gut aussehend, gepaart mit einem nicht nur in seinen Texten oft bissigen Witz. Den man entweder lieben oder durchaus auch etwas fürchten konnte. Ich liebte ihn.

Seine musikalische Karriere ging schnell steil bergauf, Plattenaufnahmen, Fernsehauftritte, Konzerte im “Metropol” oder im legendären “Roten Engel“ im Wiener Bermudadreieck.
1989 beschlossen Raimund Jäger und Markus Linder, ein Duo zu gründen. Alte deutsche Schlager aus der Zwischenkriegszeit gemischt mit Eigenkompositionen aus Tschakos Feder. “Tschako & Der kleine Prinz” traten im gesamten deutschsprachigen Raum auf, unter anderem in Zürich, München, Stuttgart, Berlin sowie im Schmidt-Theater auf der Reeperbahn. In Hamburg war er zudem lange Zeit als Texter für eine große Werbeagentur tätig.


Die Band „Fräulein Jäger“ lag ihm besonders am Herzen, denn hier konnte er mit seiner geliebten Schwester Maria auf der Bühne stehen, mit der er auch jahrzehntelang im Otto-Jäger-Trio musiziert hatte.

Im Privatfernsehen VTV moderierte er auf seine unnachahmliche Art die Society-Sendung „Herr Jäger auf der Pirsch“, ab 1998 war er für viele Jahre der Star des neuen Privatradios 95.9 Music Radio.

Nachdem er Jahre zuvor bereits unter anderem das Kulturressort der Neuen Vorarlberger Tageszeitung geleitet hatte, kehrte er als Redakteur bei den Regionalzeitungen in den Journalismus zurück und unterhielt beim „Bregenzer Blättle” mit seinen unverwechselbaren Kommentaren eine begeisterte Leserschaft.
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Doch das war dem Multitalent Tschako noch nicht genug, er zeichnete Comics und begann Romane zu schreiben, gleich für seinen ersten Roman „Listen“ erhielt er 2008 das Vorarlberger Landesstipendium für Literatur.

Als Freund ist man zu subjektiv, um die Bedeutung eines Künstlers zu beurteilen, aber der Musikkritiker Claudius Baumann schrieb: „Selbst nach intensivem Nachdenken und archivarischem Abklappern der Austropop-Szene fällt mir hierzulande niemand ein, der Tschako auch nur annähernd das Wasser reichen könnte. Es gibt einfach keinen stilvollen Entertainer, der fetzende Tanzmusik, ironisch-intelligente Texte und ein durch und durch professionelles Bühnengebaren so verbindet wie der clevere und smarte Tschako.“

Vorarlberg verliert mit Tschako einen begnadeten Musiker, einen großartigen Journalisten und Kolumnisten. Doch diese Worte fassen nicht annähernd zusammen, was wir, die ihn kannten und liebten, verlieren. Tschako war mehr als ein Künstler und Intellektueller – er war ein wunderbarer Mensch von unschätzbarem Wert. In den vielen Jahren unserer Freundschaft habe ich Tschako als einen Menschen mit einem großen Herzen erlebt. Seine Fähigkeit, mit Worten und Musik zu berühren, war unvergleichlich.

Sein Humor, oft gespickt mit Ironie und Scharfsinn, brachte uns unzählige Male zum Lachen. Seine Geschichten und Anekdoten, mit leuchtenden Augen und lausbübisch mit verschmitztem Lächeln erzählt, bleiben unvergessen. Tschakos Lieder, seine Texte, seine unverwechselbare Stimme werden in unseren Ohren weiterklingen. Er hinterlässt eine Lücke, die nicht geschlossen werden kann, mit ihm geht eines der letzten Originale, das einfach jeder kannte. Aber in unseren Erinnerungen, in den Geschichten, die wir über ihn erzählen und in der Musik, die er uns hinterlassen hat, wird er weiterleben. Raimund “Tschako” Jäger, geboren am 2. August 1961, ist am Mittwoch nach schwerer Krankheit gestorben. Wir werden ihn vermissen, aber auch als den außergewöhnlichen Menschen stets hochleben lassen, der er war.