Taika Waititis auf Fußballhumorabwegen

Farbenfroher, unterhaltsamer und oberflächlicher Feelgood-Streifen.
Komödie Die Fußballnationalmannschaft von Amerikanisch-Samoa gilt als eine der schlechtesten der Welt. Die kleine Insel hält einen Rekord: Mit 31:0 kassierte das Nationalteam des US-Außengebiets gegen Australien die höchste Niederlage in einem offiziellen Fußballwettbewerb. Trotzdem tritt sie zur WM-Qualifikation an. Der neue Film „Next Goal Wins” von Taika Waititi mit Michael Fassbender widmet sich dieser Geschichte, die am Donnerstag auch hierzulande in den Kinos anläuft.

Inspiriert von der wahren Geschichte erzählt „Jojo Rabbit”-Regisseur Waititi in seiner neuen, gefälligen Komödie, wie das dauernd verlierende Team trotzdem zur Qualifikation für die Weltmeisterschaft antritt. Alle Hoffnung hängt an einem cholerischen Coach aus den USA, dessen Rolle Michael Fassbender nach längerer Leinwandpause übernimmt.
Als der neue Trainer Thomas Rongen auf der Insel im Südpazifik ankommt, zieht er nicht nur einen kaputten Rollkoffer, sondern auch eine Reihe privater Probleme hinter sich her. Diese spicken Waititis farbenfrohen Feelgood-Streifen vereinzelt mit dramatischen Momenten. Das von ihm mitverfasste Drehbuch basiert auf der gleichnamigen Doku aus dem Jahr 2014.
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Das Team, auf das Rongen trifft, ist weit von einer professionellen Fußballmannschaft entfernt. Die Spieler schießen regelmäßig am Tor vorbei und sind schnell außer Atem. Das gibt reichlich Stoff für lustige Szenen. Passend dazu sind die einzelnen Charaktere oft überspitzt dargestellt, was sie dafür aber weniger authentisch erscheinen lässt.
„Ein Tor” ist das bescheidene Ziel der Gruppe für die WM-Qualifikation. Der schrullige, überoptimistische Präsident des Fußballverbands – dargestellt von Oscar Kightley – wiederholt es mantraartig, vor allem gegenüber dem Neuankömmling aus den USA. Nach den ersten Trainings hat dieser aber schon keine Lust mehr auf den Job. Oft schreit Rongen wütend herum und hat fast immer einen Pappbecher in der Hand, in den er Fläschchen mit Hochprozentigem kippt.

Es fällt auf, dass Fassbender nicht der typische Komödienschauspieler ist. Die Filme vor seiner mehrjährigen Auszeit von der Leinwand – in der der 46-Jährige sich übrigens als Rennfahrer betätigt hat – sind eher düster. In seiner Hauptrolle in „Next Goal Wins” wirkt der Ire daher manchmal zu ernst – auch wenn seine Figur tatsächlich eine traurige Familiengeschichte in sich trägt.
Über die meisten Spieler aus seinem Team erfahren wir kaum etwas, genauso wie über ihre Beziehung untereinander. Hier konzentriert sich der Film auf Jaiyah, die biologisch männlich geborene, aber als Frau lebende Abwehrspielerin. In der Kultur Amerika-Samoas heißt dieses Geschlecht „Fa’afafine” und ist in der Gesellschaft voll akzeptiert. Gespielt wird die Rolle von Kaimana, die eine bemerkenswerte Leistung abliefert. Ein weiteres Gesicht, das die Zuschauenden öfter sehen, ist das von Elisabeth Moss („The Handmaid’s Tale”), die Rongens Ex-Frau spielt.

Die Gags sind simpel und wirken oft schlicht aneinandergereiht, aber sie entlocken dem Publikum durchaus den ein oder anderen Lacher oder Schmunzler. „Next Goal Wins” ist sehr unterhaltsam, bleibt aber auch oberflächlich. Trotzdem fiebert man am Ende mit dem Fußballteam mit, ob es tatsächlich mit dem herbeigesehnten Tor klappt – denn Waititi nimmt sich die künstlerische Freiheit, die wahre Geschichte nicht bis ins kleinste Detail nachzuerzählen.
Next Goal Wins
GB/USA 2024
104 min
Regie: Taika Waititi
Mit: Michael Fassbender, Oscar Kightley, Kaimana, David Fane, Taika Waititi