Zeichen der Zuneigung in der Villa Claudia

Das Künstlerehepaar Gabriele und Gernot Bösch stellt zum ersten Mal gemeinsam in der Villa Claudia aus.
Feldkirch Selten genug kommt es vor, dass ein Künstlerehepaar die Gelegenheit am Schopf packt und gemeinsam ausstellt bzw. zusammen Ausstellungsräume bespielt. Unter dem Titel „An offenen Fenstern Deine Stimme“ ist eine kunstvoll angelegte Symbiose von Werken zweier Menschen, die aus gänzlich unterschiedlichen künstlerischen Positionen stammen. Doch ihre Arbeiten stehen miteinander im Dialog, sind zum Teil als Korrektiv des jeweils anderen zu verstehen, bedingen sich, tragen sich gegenseitig ohne viel Aufhebens und suggerieren vor allem eines: Offenheit. Offenheit und die Gewissheit, die Stimme des Gegenübers in Form einer Zeichnung, eines Druckes, eines Gemäldes oder Objektes überhaupt zu vernehmen. Ein Glücksfall.

Verlangen und Begehren
Die beiden haben die fünf Ausstellungsräume in der Villa Claudia jeweils einem Thema zugeordnet: Sprache (Raum 1), Vergänglichkeit (Raum 2), Körperlichkeit (Raum 3), Zuneigung (Raum 4) und Fülle (Raum 5). Der Raum der Zuneigung ist vielleicht jener, der sich am harmonischsten präsentiert und zugleich die meisten Fragen aufwirft. Nie kann der Grad der Zuneigung in einer Partnerschaft der gleiche sein, es ist immer ein Akt der Balance und das manchmal schmerzhafte Spiel von Nähe und Distanz. Die 32-teilige Arbeit (Tinte) „Zeichen der Zuneigung“ von Gabriel Bösch präsentiert sich wie ein Altar, züngelnden Flammen gleich umtänzeln, betören, bezirzen sich ihre „Zeichen der Zuneigung“, berühren sich aber in ihrer Betörtheit nie, und dennoch scheinen sie auf den ersten Blick eins zu sein.

Eine wunderschöne Metapher der Zuneigung. Korrespondierend dazu Gernot Böschs „Florale Diamanten“, mit weiß und schwarzer Farbe lackierte fragile Holzplastiken, die kristallinen Gebilden nachempfunden sind, und die die verschiedenen Stadien einer Blüte (von Aufblühen bis Verwelken) darstellen. Gernot Böschs Plastiken nehmen quasi die Formensprache von der Arbeit „Zeichen der Zuneigung“ von seiner Frau Gabriele auf und tragen sie in eine Dreidimensionalität, die Zuneigung wird raumgreifend. Besser geht nicht, nur anders.

Ballett der Plastiken
Man kann sich kaum sattsehen an diesen unprätentiösen Formen des Symbiotischen, die in abgewandelter Form auch in den anderen Räumen auszumachen sind. Gabriele Böschs „Ballett der Vergänglichkeit“ mit Gernot Böschs „Evolution von Omega“, Organisches trifft auf Anorganisches. Sign o‘ the Times. Gernot Böschs „Die Liebenden“ lassen Assoziationen zu den Nazca-Linien in Peru aufkommen, jenen Scharrbildern, die nur aus der Luft erkennbar sind.

Dann wiederum eine humoristische Note von Gabriele Bösch im Raum der Körperlichkeit „Fairplay“, ein Freundschaftsspiel von Weiblichem und Männlichem, Heim und Auswärts, Null zu Null, oder Eins zu Eins? Im Raum der Körperlichkeit: „Wo er einen überdimensionalen „Kuss“ als eine Art Icon an die Wand malt, legt sie ihre Brüste in den Schaukelstuhl“, so Gabriele Bösch.

Eine Ausstellung, die unglaublich gut durchdacht und äußerst behutsam mit der „Stimme“ (dem Werk) des anderen umgeht und dadurch eine Korrespondenz und harmonische Akkorde erzeugt, die einzig sind.
Thomas Schiretz
An offenen Fenstern deine Stimme
Gabriele Bösch / Gernot Bösch
Eröffnung: 18.1.2024, 19 Uhr
Dauer: bis 11.02.2024
Villa Claudia, Feldkirch