Wer hat den Hofer umgebracht?

Hofer
Joesi Prokopetz, Edition a, 320 Seiten
Joesi Prokopetz taucht ins Wiener Milieu der 1970er-Jahre ein.
KRIMI „Da Hofa war’s vom Zwanzgerhaus“ war der erste Klassiker des Austropops und stürmte anno 1971 Platz eins der Hitparaden. Während das Lied von Wolfgang Ambros vertont und gesungen wurde, stammt der Text von Joesi Prokopetz. Aus der Feder des genialen Wiener Lyrikers stammen unter anderem auch „Der Watzmann ruft“, „Es lebe der Zentralfriedhof“ oder der legendäre Werbespruch „Lustig samma, Puntigamer!“. 52 Jahre nach dem musikalischen Allzeitklassiker, in dem der Außenseiter Hofer als Mörder beschuldigt wird, letztlich aber selbst „die Leich“ ist, feiert Prokopetzs musikalische Figur seine literarische Auferstehung. Oder auch nicht, denn im Krimi behauptet die jugoslawische Hausmeisterin, dass die übel zugerichtete „Leich’ do die Hofär ist“. Für Kommissar Ludwig Haselbacher und Rayonsinspektor Altendorfer stellt sich nun die Frage, wer den Hofer nun umgebracht hat.
Doch ein Krimi nach dem „Whodunit“-Prinzip wäre nicht die Art, wie Prokopetz seine Leserschaft in den Spannungsbogen führt. Vielmehr entführt er sie in das Wien des Jahres 1971, in dem Hippies gegen die konservative Gesellschaft aufbegehren und die Nation politisch in Rot oder Schwarz gespalten ist. Hinter Prokopetzs Geschichte entpuppt sich ein fein ziseliertes Sittengemälde der „guten, alten Zeit“, in der man lieber weg- als hinschaute und der Obrigkeit huldigte. Der Autor versteht es, mit lebensnahen Dialogen in die damalige Zeit zu versetzen und so manche Aussage könnte ebenso von Mundl Sackbauer stammen, während die Polizei mitunter im Stile á la Kottan ermittelt.
Wo Hippies sind, dürfen Drogen natürlich nicht fehlen. Und so erhoffen sich auch die Protagonisten Jakob und Walter den großen Deal, als sie beim vermeintlichen Hofer jede Menge Haschisch und LSD entdecken. Wäre da nicht ein ehemaliger jugoslawischer Partisane, der einen kommunistischen Umsturz will und dafür zu allem bereit ist. Prokopetz greift die aktuellen Themen der damaligen Zeit auf, verwebt sie zu einem luftig zu lesenden Roman. Für ältere Semester ist das Buch eine Erinnerung an die eigene Jugend, die auch den damals 19-jährigen Prokopetz widerspiegelt und die er mit der Musik von damals, als The Who oder The Doors am Plattenteller liefen, verbindet. „Damals hieß es Leistung, Fleiß und Pappnhalten. Wir waren gegen dieses System, hatten aber keine politischen Vorbilder. Wir hatten keinen Dutschke, sondern nur lange Haare, laute Musik und waren Leistungsverweigerer“, beschreibt sich der Autor selbst. Bis „Da Hofa“ kam. Doch wer hat jetzt eigentlich den Hofer umgebracht? CRO