Die Einzigartigkeit des Tango Nuevo

Das Quinteto Astor Piazzolla begeisterte das Publikum im TAK Schaan mit einer atemberaubenden Darbietung.
Schaan Das TAK in Schaan verwandelte sich am vergangenen Samstagabend in einen brodelnden Schmelztiegel der Emotionen, als das Quinteto Astor Piazzolla die Bühne betrat. Vor ausverkauftem Haus und einem begeisterten Publikum entfaltete sich ein musikalisches Spektakel, das die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine Tour durch die Seele des Tango Nuevo mitnahm. Dieses Genre, revolutioniert durch Astor Piazzolla, der 1955 das Octeto Buenos Aires und 1960 ein Quintett gründete, brach radikal mit den traditionellen Tango-Konventionen und stieß zunächst auf Ablehnung und Kritik. Doch die Zeit gab Piazzolla Recht, und heute präsentiert das Quinteto Astor Piazzolla sein Erbe mit einer Frische und Leidenschaft, die ihresgleichen sucht.
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Das Konzert begann mit einer Auswahl von Werken Piazzollas, die seine Entwicklung als Komponist und seine Fähigkeit, klassische, jazzige und moderne Einflüsse zu einem einzigartigen Tangoerlebnis zu verschmelzen, unterstrichen. Besonders hervorzuheben ist „Adiós Nonino“, Piazzollas bewegende Hommage an seinen verstorbenen Vater. Die Komposition, eine Mischung aus schnellen, melodiösen Tangoparts, langsamen, kreisenden Basslinien und Soli, die Piazzollas Studium des Kontrapunkts und seine Auseinandersetzung mit Komponisten wie Bach und Strawinsky widerspiegeln, zeigt die musikalische Innovationskraft des Komponisten.

Das Quinteto Astor Piazzolla, das exklusiven Zugang zum gesamten künstlerischen Nachlass Piazzollas hat, zeigte eine Virtuosität und Hingabe, die dem Erbe des Tango-Erneuerers mehr als gerecht wurde. Pablo Mainetti am Bandoneon, Nicolás Guerschberg am Klavier, Serdar Geldymuradov an der Violine, Armando de La Vega an der Gitarre und Daniel Falasca am Kontrabass – jeder für sich ein herausragender Musiker – verschmolzen zu einem Ensemble, das die komplexe harmonische Struktur und rhythmische Vielfalt des Tango Nuevo mit einer Leichtigkeit und Emotionalität grandios zum Ausdruck brachte.

Die Musiker nutzten geschickt die Freiräume innerhalb der Kompositionen, um jedem Stück eine persönliche Note zu verleihen, ohne dabei den Geist Piazzollas zu verlieren. Die Dialoge zwischen Bandoneon und Violine, das kraftvolle Klavierspiel und die subtilen Gitarrenklänge schufen Momente von atemberaubender Schönheit und Intensität. Stücke wie „Milonga del Ángel“ und „Libertango“ wurden mit unvergleichlicher Leidenschaft und Präzision vorgetragen. Diese Musik erfordert Straßenweisheit, Kühnheit und eine gewisse Qualität, die Piazzolla “roña” (Schmutz) nannte – die Perfektion des Unvollkommenen.
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Das Quinteto Astor Piazzolla hat an diesem Abend bewiesen, dass es die Musik Piazzollas nicht nur lebendig halten, sondern auch einer neuen Generation näher bringen und begeistern kann. Mit ihrem Auftritt im TAK Schaan unterstrichen die Musiker einmal mehr, dass der Tango Nuevo trotz oder gerade wegen seiner Brüche mit der Tradition eine zeitlose und universelle Sprache der Emotionen ist.

Seine Witwe Laura Escalada Piazzolla hat Recht: Die beste Art, einen Schöpfer zu ehren, ist, seine Musik zu spielen. Und das Quinteto Astor Piazzolla tut dies auf eine Weise, die sowohl dem Erbe Astor Piazzollas als auch der lebendigen Tradition des Tango Nuevo gerecht wird. Was für ein wunderbarer Abend, der die Zuhörer direkt in die Straßen von Buenos Aires entführte und ihnen ein Stück argentinische Seele näher brachte.