Mit einer Handvoll guter Musik fröhlich in den Fasching

Das aktuelle Quarta-Projekt ist mit Kammermusik in der Evangelischen Kirche gelandet.
BREGENZ Da fügte sich diesmal zum Auftakt des neuen Projekts von Quarta ¼ einiges, was eigentlich nicht zusammengehört, auf wundersame Weise zusammen. Da war der Gumpige Donnerstag zum Auftakt des Hochfaschings mit der anstehenden Übertragung des Opernballs aus Wien im TV, da war der traditionsreiche Bregenzer Gössersaal als zunächst vorgesehener Tatort für das erste von vier Konzerten, der kurzfristig einer anderen Zweckbestimmung zugeführt wurde. Und da war die streng neugotische Evangelische Kreuzkirche am Ölrain, die schlussendlich zum Austragungsort dieses Events wurde mit einem Programm, das diese Turbulenzen widerspiegelt. Fasching in der Kirche also? Kein Problem für die zahlreichen, durchwegs gut gelaunten Zuhörer. In der Kirche wird ohnedies viel zu wenig gelacht.

Es war wirklich eine Handvoll guter, heiterer Musik, die Christoph Eberle als Gründer und Mastermind dieser 4 Länder Jugendphilharmonie mit sicherem Instinkt und feinem Gespür ausgesucht hatte. Für das Niveau garantierten die Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart und Antonin Dvořák, für dessen schlackenlose, inspirierte und klug disponierte Umsetzung der Maestro himself mit seinen Youngsters. Es ist von Mal zu Mal beeindruckend zu erleben, mit welcher Inbrunst und Intensität sich der lebenslange Profidirigent hier seiner Jungmannschaft von gut vorbereiteten Musikerinnen und Musikern meist im jungen Erwachsenenalter annimmt, sie stehend freihändig, ohne Notenpult und auf Augenhöhe durch die Tücken der Partitur führt, mit genau jener Mischung aus Strenge und Lockerheit, in der diese Musik zu leben beginnt.

Das Besondere dieses Kammermusikabends ist die Besetzung. Eberle hat auf die sogenannte „Harmoniemusik“-Formation zurückgegriffen, ein Bläser-Oktett samt Kontrabass, das in früheren Zeiten die Aufgabe hatte, in Wirtshäusern oder auf der Straße die Melodien neuer Opern, die sonst nur den reichen Leuten vorbehalten waren, für das gemeine Volk nacherlebbar zu machen.
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Als ideales Beispiel dafür diente Mozarts Oper „Le nozze di Figaro“, in ihrer frechen, leichtlebigen Art maßgeschneidert für diesen Abend im Fasching. Das Werk strotzt von einer verschwenderischen Fülle an Melodien in Arien und Duetten, wie Mozart sie aus dem Ärmel geschüttelt hat und sie bis heute in der nach oben offenen Skala der Hitparaden in den Köpfen der Opernfreunde im Spitzenfeld rangieren.
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Das beginnt in gekonnten Arrangements mit der verteufelt schweren Ouvertüre und setzt sich fort über das lockere „Non più andrai“, „Nun vergiß leises Flehn“, bis zum unsterblichen „Voi che sapete“, „Sagt, holde Frauen“. Schlank, transparent und sehr sanglich entstehen diese unsterblichen Melodien kammermusikalisch differenziert mit dem notwendigen Augenzwinkern, bevorzugt angeführt von „Konzertmeister“ Stefan Negurici, Oboe, und Julia Grotz, Klarinette.

Nach der Pause wird das zehnköpfige Bläserensemble mit der solistisch brillanten Hannah Eberle am Violoncello, einem dritten Horn und einem Kontrafagott aufgefettet und klingt nun in der wenig bekannten Bläserserenade von Dvořák mit ihrer temperamentvollen böhmischen Melodienseligkeit fülliger, fast wie ein kleines Orchester. Die Begeisterung beim Publikum ist groß. Nach einer guten Stunde Musik ist alles vorbei, nur der Fasching nicht.
FRITZ JURMANN
Weitere Termine:
10. Februar, 19.30 Uhr: Hohenems, Markus-Sittikus-Saal
11. Februar, 18.00 Uhr: Schwarzenberg, Angelika-Kauffmann-Saal