Die Auszeichnung hat einiges angestoßen

Neue Projekte der Prämierten beim ersten Kunst- und Kulturpreis der VN in Zusammenarbeit mit der Wiener Städtischen Versicherung.
SCHWARZACH Das Frauenmuseum Hittisau ist erster Hauptpreisträger des Kunst- und Kulturpreises, den die Vorarlberger Nachrichten in Kooperation mit der Wiener Städtischen Versicherung im Jahr 2023 ausgelobt hatten. Die Anerkennungspreise erhielten die Vorarlberger Musikgruppierung Ensemble plus und die Schauspielerin Vivienne Causemann. Der Kunst- und Kulturpreis wird heuer erneut vergeben.


Gespräche mit den Ausgezeichneten dokumentieren, dass auch einiges angestoßen oder konkret unterstützt werden konnte. So sorgte das Ensemble plus etwa für ein einzigartiges Konzerterlebnis. „Solstices“, ein Werk des international renommierten österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas, wurde jüngst vor zahlreichen Interessenten im ORF-Publikumsstudio in Dornbirn in völliger Dunkelheit aufgeführt. Nur Ensembles höchster Qualität bzw. solche, die zudem ein kollektives Verantwortungsgefühl auszeichnet, schaffen das. Ausgangspunkt dieses Unternehmens, dessen Audiodokumentation bis zum Herbst fertiggestellt werden bzw. auf Tonträger vorliegen soll, war ein gemeinsames Projekt des Ensemble plus mit dem Walktanztheater, das „Solstices“ zu einer Choreografie inspirierte. Laut Ensembleleiter Guy Speyers sind die Musikerinnen und Musiker gemeinsam mit der Theaterunternehmerin Brigitte Walk mit Kulturveranstaltern im Ausland in Verhandlung, die weitere Aufführungen des „Solstices“-Projekts in ihr Programm nehmen wollen. Wie heißt es so schön in der Jurybegründung für den Preis: „Mit seinem Mitbauen an dem, was bleibt und mit seiner Leidenschaft erreicht das Ensemble plus mehr und mehr Menschen.“


Die faszinierenden Auftritte und Projekte der jungen Schauspielerin Vivienne Causemann haben zahlreiche Menschen ins Vorarlberger Landestheater gelockt. Die Produktion „Frida – Viva la vida“, eine klischeefreie Auseinandersetzung mit dem selbstbestimmten Leben und der Kunst von Frida Kahlo, wurde mittlerweile über 40 Mal in der stets ausverkauften Box am Bregenzer Kornmarkt aufgeführt. „King Kong Vivienne“, ihre beispielhafte, persönliche Darstellung der Befreiung und Adoleszenz, wird nun in Wien und Berlin gezeigt und wurde im Rahmen der Stella-Theaterpreise als „herausragende Produktion für Jugendliche“ prämiert. Vivienne Causemann steht mittlerweile auch öfter vor der Kamera, überzeugte zuletzt in Landestheater-Produktionen wie „Atlas streikt“ und wird nun in der Uraufführung „Maria Stromberger oder Bilder von allem“ in Bregenz auftreten.


Dass das Frauenmuseum Hittisau Werte für eine funktionierende Gesellschaft aufzeigt, die lange unterbewertet wurden, wie es in der Jurybegründung, heißt, dokumentieren die weiteren Projekte dieses Hauses. Die Ausstellung „Blitzblank!“, die im Übrigen im Huber-Hus in Lech eine interessante Fortsetzung findet, thematisiert Rollenbilder und Rollenzuschreibungen, Reinigung, Reinheit, Ökonomie, Ökologie, Nachhaltigkeit, Migration sowie Kunst, Religion und Spiritualität. Die internationale Vernetzung der im Museumsgefüge Vorarlbergs gut positionierten Einrichtung zeigt sich beispielsweise im neuen Projekt calliope.at. Benannt nach der klugen, Wissenschaft und Philosophie zugewandten Figur der griechischen Mythologie sind hier Biografien von Frauen mit ihren Leistungen angeführt. Wie Direktorin Stefania Pitscheider Soraperra erläutert, wird das in Hittisau entwickelte Projekt durch die Teilnahme von Interessenten in verschiedenen Ländern laufend erweitert. Die Museumsleiterin bekundet offen, dass ihr die Förderungs- bzw. Investitionspolitik des Landes nach wie vor zu schaffen macht, denn man müsste an sich um mehr ansuchen, um das zu erhalten, was man dringend für den Weiterbestand der Einrichtung braucht. Das widerstrebt ihr, sie kalkuliert korrekt und transparent. Zurzeit arbeitet sie mit ihren durch die Anerkennung zusätzlich motivierten Mitarbeiterinnen an einem Projekt, das die Rolle von Frauen im Bereich Zivilcourage und Demokratie aufzeigt.
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Kunst- und Kulturpreis erneut ausgeschrieben
Das Preisgeld beträgt insgesamt 20.000 Euro. Vergeben werden ein Hauptpreis in der Höhe von 12.000 Euro sowie zwei Anerkennungspreise in der Höhe von 4000 Euro. Der Preis ist nicht einem Genre zugeordnet, sondern wird für Künstlerinnen und Künstler aller Gattungen sowie Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittler ausgelobt, um den Fokus auch auf aktuelle Arbeiten und Projekte in verschiedenen Bereichen legen zu können. Das Juryteam mit Anika Reichwald (Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin), Brigitta Soraperra (Theaterwissenschaftlerin und Regisseurin), Rudolf Sagmeister (Kunsthistoriker und Kurator), Peter Heiler (Musikpädagoge und Vorsitzender von Musikwettbewerben) sowie Christa Dietrich (Kulturjournalistin und Projektleiterin) übernahm bereits 2023 die Verantwortung für die Entscheidung.
Die Ausgezeichneten des Jahres 2024 werden Ende Mai feststehen.
Hauptpartner der VN ist die Wiener Städtische Versicherung Vorarlberg. Unterstützer sind die Präg GmbH, die Rudi Lins GmbH & Co KG und das Seehotel am Kaiserstrand.