Felder als Dauerbrenner

Kultur / 29.04.2024 • 14:24 Uhr
PK, Landestheater, Pressekonferenz anlässlich eines gemeinsamen Projekts mit dem Franz-Michael-Felder-Verein und Autor Felix Mitterer, Walter Fink und Stephanie Gräwe
Der Felder-Verein hat dem bekannten Autor Felix Mitterer einen Stückauftrag zu Felder erteilt. phillip steurer

Am Samstag fand in Schoppernau die Generalversammlung des Franz-Michael-Felder-Vereins statt.

Schoppernau „Franz Michael Felder sollte man jeden Tag mindestens zehn Minuten lesen.“ Das meinte der aus Tirol stammende Theaterautor Felix Mitterer, der sich schon ausführlich mit dem Bregenzerwälder beschäftigt hatte. Und Felix Mitterer war auch das zentrale Thema bei der Generalversammlung des Felder-Vereins am Samstag in Schoppernau, dem Geburtsort Felders (1839 – 1869). Der Verein hatte ihm im vergangenen Jahr, so Obmann Walter Fink, einen Stückauftrag zu Felder erteilt, am 21. September dieses Jahres wird das Werk, das von Regisseur Stefan Otteni mit bearbeitet wurde, beim Vorarlberger Landestheater seine Uraufführung erleben. Der Titel des Stücks, „Aus seinem Leben“, ist an die Selbstbiografie Felders angelehnt. Bei der Aufführung mit dabei wird auch ein Ensemble des Bizauer Theatervereins sein, das damit für die teilweise eingestreute originale Sprache des hinteren Bregenzerwaldes sorgen wird.

<p class="caption">Walter Fink moderiert gemeinsam mit Jürgen Thaler den Abend in Bizau. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="marker">Philipp Steurer</span></p>
Walter Fink ist der Obmann des Franz-Michael-Felder-Vereins. philipp steurer

Wie schon der Name des Vereins sagt, ist seine Hauptaufgabe die immer wieder aktuelle Aufarbeitung der Texte von Felder, die wesentlich in Zusammenarbeit mit dem Franz-Michael-Felder-Archiv in Bregenz stattfindet. Es ist das Bemühen, Felders Literatur neuen Publikumsschichten bekannt zu machen, was vor Kurzem mit dem Kinderbuch „Ich war ein unruhiger Kopf“ (NordSüd Verlag Zürich), in dem Heinz Janisch mit der Illustratorin Sophie Weinmann das Leben Felders kindgerecht – aber auch tauglich für Erwachsene – aufarbeitet. Dass Janisch mit dem Hans-Christian–Andersen-Preis, der wichtigsten Auszeichnung für Kinderbücher, geehrt wurde, bestätigt die Wahl des Autors für das Felder-Buch. Das bevorstehende Theaterstück sollte ebenso wie das Kinderbuch, so die Hoffnung des Vereins, zudem dazu beitragen, den Namen Felders über Vorarlberg hinaus bekannter zu machen.

Ich war ein unruhiger Kopf
„Ich war ein unruhiger Kopf“ von Heinz Janisch und der Illustratorin Sophie Weinmann. nord süd verlag

Thema ist seit einiger Zeit auch das Franz-Michael-Felder-Museum, das vor zwanzig Jahren gegründet wurde und nun einer Überarbeitung bedarf. Dazu gibt es Bestrebungen, die auch von Bürgermeister Walter Beer von Schoppernau, der Trägergemeinde des Museums, betrieben werden. Mit Unterstützung eines Leader-Projekts der EU soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, die zeigt, wie man das Museum auf neuen Stand bringen kann. Ziel ist eine Qualität des Museums, das neben dem Auer Barockbaumeister Museum und dem neuen Museum Bezau bestehen und mit diesen auch eine Kooperation eingehen kann.

<p>Franz Michael Felder, geboren 1839 in Schoppernau, war Schriftsteller, Sozialreformer und Bauer.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span></p>
Franz Michael Felder, geboren 1839 in Schoppernau, war Schriftsteller, Sozialreformer und Bauer. felder verein 

Schließlich will der Felder-Verein auch seinem Untertitel einer literarischen Gesellschaft gerecht werden und stellt deshalb immer wieder zeitgenössische Autoren vor, oft auch in Bezug zu Franz Michael Felder. So werden im Sommer (20. und 22. August) in einer schon traditionell gewordenen Reihe die aus Vorarlberg stammende Autorin Doris Knecht und der bekannte Dichter aus Meschach, Robert Schneider, in Bizau zu Gast sein.

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Ganz enge Verbindungen gibt es auch zwischen dem Verein und dem Felder-Archiv in der Bregenzer Kirchstraße. Das zeigt sich – nicht nur, aber auch – darin, dass der sogenannte „Felder-Vortrag“, der am Ende jeder Generalversammlung zu einem speziellen Thema zu Felder gehalten wird, im Jahrbuch des Archivs abgedruckt wird. Am Samstag sprach Kurt Greussing, als Historiker und Politologe bekannter Autor einschlägiger Literatur, zu „Franz Michael Felder und das ‚eherne Lohngesetz‘ Ferdinand Lassalles“. Greussing versuchte, „den Zusammenhang des ökonomischen und politischen Denkens“ Felders am Beispiel Lassalles zu demonstrieren. Ferdinand Lassalles (1825 – 1864) wurde zum deutschen Arbeiterführer und damit zu einem Ahnherrn der Sozialdemokratie in Deutschland. Mit dem von ihm formulierten „ehernen Lohngesetz“ forderte er die Beteiligung der Arbeiter an der Produktion und ein allgemeines und gleiches Wahlrecht. Über diese Themen diskutierten Franz Michael Felder und sein Schwager Kaspar Moosbrugger ausführlich in ihrem steten Briefwechsel, der damit zu einer der interessantesten Quellen der Vorarlberger politischen und Sozialgeschichte gehört. Viel näher kann hier nicht auf das Thema eingegangen werden, es sei deshalb das nächste Jahrbuch des Felder-Archivs besonders empfohlen.