Tanzträume und humorvolle Bühnenausflüge

Kultur / 12.05.2024 • 15:07 Uhr
Nederland Dance Theater 2
Die Tänzerinnen und Tänzer holten Zuschauerinnen zum Mittanzen auf die Bühne. udo mittelberger

Nederlands Dans Theater 2 begeistert beim Bregenzer Frühling mit vielfältigem Tanzprogramm.

Das Nederlands Dans Theater 2 präsentierte am Samstagabend im Rahmen des Bregenzer Frühlings ein beeindruckendes Tanzprogramm, das mit drei unterschiedlichen Choreografien ein breites Spektrum zeitgenössischer Tanzkunst abdeckte.

Nederland Dance Theater 2
„Minus 16“ stellte eine lebendige, fast ausgelassene Feier des Tanzes dar. udo mittelberger

Die Eröffnung des Abends mit Nadav Zelners „Bedtime Story“ setzte gleich ein hohes Maß an kreativer Energie und interpretatorischer Tiefe. Inspiriert von der Idee einer Rückkehr zur kindlichen Unbeschwertheit und den Träumen der Nacht, war Zelners Choreographie eine fesselnde Mischung aus Modern Dance und Hip-Hop-Elementen, angereichert mit klassischen Ballettsprüngen und atemberaubender Akrobatik. Die Musik, bestehend aus Live-Aufnahmen aus dem Nahen Osten, darunter Klänge aus dem Libanon, Tunesien und Syrien, bildete einen kraftvollen und mitreißenden Hintergrund für die Aufführung. Besonders hervorzuheben sind die Soloauftritte von Casper Mott und Gabrielle Rolle, die mit ihrer eleganten und raumgreifenden Tanzkunst begeisterten. Die Kostüme von Maor Zabar, die von traditionellen Nachthemden bis zu modernen Interpretationen von Pyjamas reichten, und das Licht von Tim Visser, das die Bühne in wechselnde Traumlandschaften tauchte, trugen entscheidend zur visuellen Kraft des Stücks bei.

Nederland Dance Theater 2
Das Nederlands Dans Theater bestätigte einmal mehr seine Position als eines der führenden Ensembles für zeitgenössischen Tanz. udo mittelberger

In Crystal Pites „Ten Duets on a Theme of Rescue“ erforschte jedes Duett unterschiedliche Aspekte und Dimensionen von „Rettung“ – sei es durch physische oder emotionale Befreiung. Pites Choreografie zeichnete sich durch einen subtilen, aber intensiven Einsatz von Körpersprache aus, die Geschichten von Nähe, Konflikt und letztendlicher Erlösung erzählte. Die Bewegungen der Tänzer waren von einer rauen Zärtlichkeit geprägt, die in ihrem minimalistischen Ausdruck tief berührte. Die Stücke lebten weniger von großen Gesten als von kleinen, fast unsichtbaren Nuancen, die dennoch eine starke emotionale Wirkung entfalteten. Die Intimität und Verletzlichkeit, die Pite auf die Bühne brachte, stand in starkem Kontrast zu den energiegeladenen und dynamischen Stücken des Abends.

Nederland Dance Theater 2
Die technische Brillanz seiner Tänzerinnen und Tänzer, gepaart mit der kreativen Vision seiner Choreografen. udo mittelberger

Ohad Naharin beschloss den Abend mit „Minus 16“, einem Stück aus seinem umfangreichen Repertoire, das eine lebendige, fast ausgelassene Feier des Tanzes darstellte. Naharins unverwechselbare Choreografie verband Elemente von Chacha, Mambo und traditioneller israelischer Musik zu einem überraschend frischen und dynamischen Erlebnis. Die Tänzerinnen und Tänzer begeisterten mit ihrer ansteckenden Energie, der raumgreifenden Nutzung der Bühne und ihrer humorvollen Art, die das Publikum förmlich von den Sitzen riss.

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Einer der Höhepunkte des Abends war die dynamische Interaktion der Tänzerinnen und Tänzer mit dem Publikum: Mit schwungvoller Eleganz begaben sich die Künstler in den Zuschauerraum, um sich aus den Reihen der Gäste jeweils eine Tanzpartnerin auszusuchen. Diese für die ausgewählten Zuschauerinnen überraschende Einladung auf die Bühne mündete in einen gemeinsamen Tanz. Die spontanen Tanzpartnerinnen zeigten dabei erstaunliches tänzerisches Talent und eine sichtliche Leidenschaft.

Nederland Dance Theater 2
Die spontanen Tanzpartnerinnen zeigten dabei erstaunliches tänzerisches Talent. udo mittelberger

Die Verbindung von kraftvollen, teils orientalisch anmutenden Gesängen mit klassischer Musik wie Vivaldis „Stabat Mater“ in einem kaleidoskopartigen Arrangement unterschiedlichster Tanzszenen zeigte Naharins choreografische Meisterschaft und seine Fähigkeit, die traditionellen Grenzen des Tanztheaters zu überschreiten.

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Insgesamt bot der Abend eine atemberaubende Präsentation dessen, was der zeitgenössische Tanz zu bieten hat – von emotionalem Ausdruck bis hin zu hochenergetischen, visuell beeindruckenden Performances.