Eine Fusion aus Technik und Kunst

Kultur / 15.07.2024 • 14:26 Uhr
Carmen Pfanner Kraftwerk
Im vorarlberg museum ist die 31-teilige Installation “Kraftwerk” von Carmen Pfanner zu sehen. andreas marte

Carmen Pfanners „Kraftwerk“ im vorarlberg museum.

Bregenz Das vorarlberg museum in Bregenz eröffnete am vergangenen Wochenende seine neueste Ausstellung: „Kraftwerk“ von Carmen Pfanner. Die eindrucksvolle, 31-teilige Installation lädt den Besucher ein, sich mit allen Sinnen darauf einzulassen. Im 23 Meter hohen Atrium des Museums entfaltet sich die kraftvolle Präsenz der Arbeit, die an einen Industriekomplex oder eine überdimensionale Musikanlage erinnert.

Carmen Pfanner Kraftwerk
Die roten Rohre und metallischen Strukturen erinnern an eine Industrieanlage. andreas marte

Schon in jungen Jahren beschäftigte sich Carmen Pfanner mit Elektrobaukästen. Beim Zusammenbauen interessierte sie weniger die brennende Glühbirne als der Prozess an sich, der ihre Neugier weckte. Durch das Zusammenstecken von Kabeln, Klemmen und Batterien entstanden immer wieder neue Verbindungen. Ihre Ausbildung an der Textilfachschule in Dornbirn vermittelte ihr technisches Wissen und präzises Arbeiten. Während ihrer späteren Tätigkeit in der Textilindustrie entwickelte sie eine besondere Affinität zu industriellen Prozessen und Maschinen, die sich in ihrer Kunst widerspiegelt. Das präzise Nähen und die erlernten textilen Techniken spielen in ihrer künstlerischen Arbeit eine zentrale Rolle.

Carmen Pfanner Kraftwerk
Während ihrer Tätigkeit in der Textilindustrie entwickelte Pfanner eine Affinität zu industriellen Prozessen und Maschinen. andreas marte

Ihr Atelier ist für sie Rückzugsort und kreative Spielwiese zugleich. Jedes Werkzeug, jede Spule, jedes Schnittmuster hat seinen festen Platz und zeugt von Pfanners großer Liebe zu einer Zeit, in der Alltagsgegenstände noch mit ungeteilter Aufmerksamkeit behandelt wurden.

Carmen Pfanner Kraftwerk

Hier entstand auch das „Kraftwerk“, jene Rauminstallation, die von 2003 bis 2022 wuchs und sich in sieben Ausstellungen ständig weiterentwickelte. Diese Arbeit fasziniert durch das Gleichgewicht scheinbar gegensätzlicher Elemente: Männliches und Weibliches, Industrie und Handwerk, Wissenschaft und Glaube, Organismus und Aggregat, Konzept und Intuition. Die roten Rohre und metallischen Strukturen erinnern an eine Industrieanlage, während die feinen Details persönliche Geschichten und Erinnerungen der Künstlerin offenbaren.

Carmen Pfanner Kraftwerk
Bauplan 139-Y-2-2023. andreas marte

Die verwendeten Materialien stammen aus der Industrie: so genannte Mitläufer, Stoffbahnen, die überschüssige Farbe auffangen. Diese individuell gefertigten Objekte sind mit einer Latexschicht überzogen, fühlen sich hautähnlich an und tragen die Fingerabdrücke der Künstlerin. Bei näherer Betrachtung offenbaren die einzelnen Teile persönliche Vorlieben und Erinnerungen, die in den Silikonabdrücken verewigt sind.

Carmen Pfanner Kraftwerk
Bauplan 139-Y-2-2024. andreas marte

Die einzelnen Teile der Installation sind durch Rohre miteinander verbunden. Bei näherem Hinsehen offenbaren sich unerwartete Details: Abdrücke von Pralinen, Spielzeugautos und Bärenmotiven – in Form gegossene Erinnerungen der Künstlerin. Pfanners Werk verbindet das Verspielte und Zarte mit dem Blick auf eine große, allumfassende Wundermaschine.

Carmen Pfanner Kraftwerk

Das „Kraftwerk“ verbindet industrielle Ästhetik mit persönlichen Geschichten, die Ausstellung im vorarlberg museum zeigt eindrucksvoll, wie technische Prozesse und künstlerische Sensibilität zu einem faszinierenden Gesamtwerk verschmelzen können. Pfanners Werk erinnert daran, dass auch in der modernen Welt unsichtbarer technischer Prozesse die menschliche Hand und der schöpferische Geist eine zentrale Rolle spielen.