Aufruf zur Einheit und Wertschätzung der Kunst

Feierliche Eröffnung der Bregenzer Festspiele 2024.
Bregenz Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele, dass diese für ihn jedes Jahr eine wunderbare Gelegenheit sei, „kurz ein wenig unbequem zu werden“.

Er kritisierte die Tendenz, in Gegensätzen zu spreche: Spaltung ist kein Naturgesetz. Sie passiert auch, weil so viele mitspielen. Spielen wir also nicht mit. Spielen Sie da nicht mit. Wir alle haben in der Hand, ob die Stimmung zwischen uns vertrauensvoll ist oder vergiftet. Und Spaltung ist ein Gift. Sie vergiftet, was wir denken, sie vergiftet, wie wir miteinander reden. Und sie vergiftet, was wir tun: Schuldige suchen. Andersdenkende verachten und verspotten. Das Gegenüber abwerten“. Er rief dazu auf, sich nicht kategorisieren und ausgrenzen zu lassen, um wieder normal miteinander reden zu können: „Uns verbindet mehr als uns trennt“.

Vizekanzler Werner Kogler warnte davor, Kompromisse aufzukündigen, da dies der parlamentarischen Demokratie schade. Er appellierte: “Lassen wir keine Gewalt in unserer Sprache zu! Wir wissen, dass Gewalt in der Sprache zu realer Gewalt führen kann. Wir müssen auf Fehler anderer nicht mit lautstarker Häme reagieren. Wir können Fehler zugeben, auch wenn das manchmal schwerfällt. Wir können Widerspruch zulassen – und aus Widerspruch lernen, wenn er begründet ist. Es ist nie zu spät, klüger zu werden“.

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler zitierte Leonard Bernstein, um zu betonen, dass Kunst und Musik in Zeiten der Unruhe und Unsicherheit trösten und eine starke Kraft für Veränderung und Hoffnung sein können. “Obwohl Kunst allein keinen Krieg verhindern oder Frieden schaffen kann, hat sie doch die Kraft, Bewusstsein zu schaffen, Empathie zu fördern und als Inspirationsquelle zu dienen. Musik, Kunst im Allgemeinen bewahrt kulturelles Erbe und fördert das Verständnis und die Wertschätzung verschiedener Kulturen, sie kann das Gefühl der Zugehörigkeit stärken und Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen. Die Kunst, insbesondere die Oper, spiegelt das Leben in all seinen Facetten wider und erinnert uns daran, dass jeder Moment, jede Aufführung eine Chance ist, zu fühlen, zu reflektieren und letztlich zu wachsen.“

Er bedankte sich bei der scheidenden Intendantin: “Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Jahr auch einen Abschied markiert – den Abschied von Elisabeth Sobotka. Unter ihrer visionären Führung haben die Bregenzer Festspiele neue Horizonte erkundet und unvergessliche Momente geschaffen. Ihr Beitrag zur Entwicklung unserer Festspiele ist unermesslich, und wir sind zutiefst dankbar für ihre Leidenschaft, ihr Engagement und ihre Inspiration“.

Bis zum 18. August stehen 83 Veranstaltungen auf dem Programm, für die rund 227.000 Karten verkauft wurden. 85 Prozent der Karten waren bereits zu Beginn der Festspiele ausverkauft. Die Premiere von Carl Maria von Webers ‘Freischütz’ bildete den künstlerischen Auftakt der Festspiele. Für die 28 Aufführungen des ‘Freischütz’ wurden 199.000 Karten verkauft.

Die Oper im Festspielhaus ist in diesem Jahr Gioachino Rossinis ‘Tancredi’. Außerdem stehen drei Uraufführungen auf dem Programm: ‘Unmögliche Verbindung’, ‘Halt den Atem an’ und ‘Mondmilch trinken’.
