Michael Köhlmeiers Dämonen

Kultur / 19.07.2024 • 12:50 Uhr
Michael Köhlmeier
Michael Köhlmeier stellt seine Gemälde in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz aus. andreas marte

Der bedeutende Vorarlberger Schriftsteller weiß auch als Maler zu überzeugen.

Bregenz Bis zum 17. August bietet die Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz die Möglichkeit, Michael Köhlmeier aus einer überraschend neuen Perspektive kennenzulernen. Der Vorarlberger Schriftsteller hat sich in den letzten Monaten in einem regelrechten Schaffensrausch der Malerei hingegeben und eine mehr als beeindruckende Serie von Bildern geschaffen. Köhlmeier, bekannt für seine literarischen Werke, beschreibt seine kreative Reise so: “Schreiben ist Denken in Sprache. Musik ist Denken in Tönen. Malen ist Denken in Farben, Flächen und Linien. Manche Dämonen lassen sich mit Worten herauslocken, andere mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, wieder andere mit Acryl und Ölkreide. Es gibt eine Zeit für dieses, eine Zeit für jenes und die Zeit, in der im Kopf nur Bilder sind.” Die Ausstellung ermöglicht es dem Betrachter, Köhlmeiers Gedankenwelt durch seine Gemälde zu erkunden. Die Werke sind nicht nur Zeugnisse seiner kreativen Vielfalt, sondern auch ein Ausdruck seines inneren Denkens und Fühlens, das er in Farben, Flächen und Linien manifestiert hat. Für Kunstliebhaber und Fans von Köhlmeiers literarischem Schaffen bietet sich hier eine einzigartige Gelegenheit, den Künstler in einem neuen Licht zu sehen und die Vielfalt seines künstlerischen Ausdrucks zu erleben.

Michael Köhlmeier
Köhlmeier: “Schreiben ist Denken in Sprache. Musik ist Denken in Tönen. Malen ist Denken in Farben, Flächen und Linien”. andreas marte

Herr Köhlmeier, was hat Sie dazu inspiriert, neben dem Schreiben auch zu malen?

Ich habe immer gemalt, vor allem gezeichnet. Es ist ein anderes Denken, nicht in Worten. Ich habe weniger Kontrolle darüber, was am Ende herauskommt. Das Staunen ist wichtig. Staunen über sich selbst. Das können Kinder.

Michael Köhlmeier

Wie unterscheidet sich Ihr kreativer Prozess beim Malen von dem beim Schreiben?

Ich frage nicht: Was will ich? Endlich kann ich mich wieder auf meine Hände verlassen. Sie führen, und ich sage: Aha! Dorthin also. Die Augen und die Hände, wenig Reflexion, die ja beim Schreiben grundnotwendig ist.

Michael Köhlmeier

Gibt es thematische oder stilistische Verbindungen zwischen Ihren literarischen Werken und Ihren Gemälden?

Das kann ich schwer sagen. Wenn ich alte Bilder anschaue, Zeichnungen, dann denke ich, ja, damals hast du an diesem Roman geschrieben, und ich erkenne Parallelen. Während man schreibt oder malt, auch wenn man Musik macht, dann tritt man aus sich heraus. Man schaut sich selbst zu und weiß wenig über sich selbst. Das ist aufregend. Man sollte nicht eingreifen.

Welche Techniken und Materialien bevorzugen Sie in Ihrer Malerei und warum?

Unser Sohn Lorenz, der Maler, hat mir geholfen. Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das Material nicht nur Diener ist, sondern seine eigenen Ansprüche hat. Gelb in Acryl ist ein anderes Gelb als das Geld der Wachskreiden. Das ist Wertschätzung der Dinge, nicht nur der Gedanken.

Michael Köhlmeier

Können Sie uns etwas über die Themen und Motive dieser Ausstellung erzählen?

Lisi Hämmerle und ich haben uns auf den Titel „Dämonen“ geeinigt. Die müssen ja nicht immer böse sein. Vielleicht sind sie dankbar, dass ich sie herausgelassen habe. Urlaub von mir.

Sie wollten ursprünglich die Aufnahmeprüfung an der Akademie machen. Was hat Sie damals davon abgehalten, diesen Weg weiterzuverfolgen?

Das war eine sehr politische Zeit für junge Menschen. 1968 und die Folgen. Ich dachte, malen und zeichnen kann ich immer, jetzt ist Politik dran. Und dann habe ich noch Germanistik studiert, weil ich dachte, da lerne ich, wie man Dichter wird.

Michael Köhlmeier
Galeristin Lisi Hämmerle mit Michael Köhlmeier. andreas marte

Wie hat sich Ihr künstlerischer Stil im Laufe der Jahre entwickelt?

Darüber habe ich nicht nachgedacht. Monika, meine Frau, sagt, ich habe vor dreißig Jahren schon genauso gezeichnet wie heute. Also immer die gleichen oder ähnliche Dämonen. Eben meine.

Wie vereinbaren Sie Ihre Tätigkeit als Schriftsteller und Maler im Alltag? Gibt es Überschneidungen oder Konflikte zwischen diesen beiden künstlerischen Disziplinen?

Michael Köhlmeier

In den letzten drei Monaten habe ich sehr wenig geschrieben. Nur gemalt. Als Lisi Hämmerle sagte, du, machen wir doch eine Ausstellung mit deinen großen Bildern, nicht nur mit den Zeichnungen, da habe ich mich angestrengt. Bin am Morgen ins Atelier und erst am Abend wieder heim.

Welche Bedeutung hat die Bildnerische Kunst in Ihrem Leben im Vergleich zur Literatur?

Ich mag beides gern. Kunst in allen ihren Formen ist mein Leben. Das klingt angeberisch. Das ist es nicht. Es ist die schlichte Feststellung: anders kann ich nicht.

Michael Köhlmeier: Dämonen

Galerie Lisi Hämmerle

Mittwoch bis Samstag von 15 bis 19 Uhr

bis 17. August 2024