„D‘ Brunälla“ für den Heimweg

Kultur / 04.08.2024 • 11:24 Uhr
OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Das Rheingold-Quartett ist seit 2019 ständiger Gast bei den Montafoner Resonanzen. ju

Die Montafoner Resonanzen starteten mit ausgewählten Bläserklängen in ihre neue Saison.

BARTHOLOMÄBERG. Mit dem August sind auch wieder die „Montafoner Resonanzen“ ins Land gezogen, dieses besondere sommerliche Festival, das eine ganze Talschaft in die Vielfalt seines Programms integriert und damit für fast jeden Geschmack das Passende bereithält. Freilich ist dieses lange bewährte Konzept auch auf raffinierte Art strukturiert, dafür sorgt schon seit Jahren der Gaschurner Hotelier Markus Felbermayer mit seiner Erfahrung. So werden nach diesem Bläserauftakt auch heuer bis 7. September weitere fünf Wochenenden mit jeweils einem musikalischen Schwerpunkt und internationalen und heimischen Musikern angeboten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Die barocke Wallfahrtskirche von Bartholomäberg ist die älteste Pfarrei im Montafon.  

Neben den oft ausgefallenen Spielstätten des Festivals wird am Samstag eine Kirche zum Schauplatz, das prächtige barocke Gotteshaus von Bartholomäberg hoch über dem Tal. Doch steht diesmal nicht die historische Grass-Orgel im Zentrum, sondern das „Rheingold-Quartett“, ein heimisches Ensemble, das seit 2019, ein Jahr nach seiner Gründung, mit regelmäßigen Auftritten zum festen Bestand der „Montafoner Resonanzen“ zählt. Es sind vier hochqualifizierten Hornisten, die alle auch beim SOV spielen und pädagogisch tätig sind: der Montafoner Andreas Schuchter als Kopf und Moderator der Truppe, der Feldkircher Christoph Ellensohn, der Bregenzer Lukas Rüdisser und der gebürtige Tiroler Martin Schöch. Zusammen bilden sie eine kompakte Einheit, die den Eigenheiten ihres heikel zu spielenden Instruments sorgsam nachspürt, vor allem auf blitzsaubere Intonation und einen gemeinsamen Atem achtet und sich neben traditionellen Werken auch mutig und gekonnt der Neuen Musik widmet.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Der Montafoner Andreas Schuchter (r.) ist der Primarius und Leiter des Hornquartetts, das fallweise auch auf Alphhörnern spielt.

So startet ihr neues Programm „Alles klingt und glänzt“, das sie erstmals präsentieren, zwar in einem Seitenblick auf die Bregenzer Seebühne mit Ausschnitten aus Webers Oper „Der Freischütz“, die im deutschen Wald der Romantik dem Horn eine dominierende Stellung einräumt. Das war’s dann aber auch schon mit Althergebrachtem und Bearbeitungen, ab hier gibt es ausschließlich Originalkompositionen für diese Besetzung, vorwiegend von heimischen Komponisten oder den Ensemblemitgliedern selbst. Primarius Andreas Schuchter überrascht gleich einmal mit „Zur Sulzfluh“, einem Stück für vier Alphörner, die die Truppe genauso brillant beherrscht. Kollege Lukas Rüdisser versteht es danach in seinen sechs Bagatellen für Hornquartett am Besten, in gemäßigter Moderne wie beabsichtigt die enorme Vielfalt dieses Instruments zu demonstrieren. Von der herzergreifend sanglichen „Weise“ bis zur vergnügten „Burleske“ mit gestopft grellen Hörnern wird der Komponist entsprechend gefeiert.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Der Bregenzer Lukas Rüdisser hat die „Sechs Bagatellen“ für Hornquartett komponiert, die am besten die Vielfalt des Horns zeigen.

Im Mittelpunkt steht die Uraufführung der „Patchwork Suite“ als Auftragswerk des in Wien lebenden Amerikaners Philip Yaeger, Mitglied im Jazzorchester Vorarlberg. Seine Komposition ist griffig, oft knallhart in der Tonsprache, schreckt auch vor intensiven klanglichen Reibungen und Dissonanzen nicht zurück und stellt in ihrer komplexen Verarbeitung und Länge hohe Ansprüche an die Musiker. Da hätte zur vollen Entfaltung seiner Wirkung vielleicht doch noch etwas Probenarbeit gutgetan. Das Publikum jedenfalls beweist dafür ein hohes Maß an Toleranz und sympathischer Zustimmung. Der aus der Türkei stammende Musiker Murat Üstün schreibt da mit seinen beiden 2022 entstandenen Auftragskompositionen schon melodiöser nach dem Geschmack der Zuhörer. Bei „Biz und Wir“ und „Nur Dich“ schwingt in seiner Mischung aus Ost und West stets auch ein bisschen Heimweh mit. Dieses Gefühl beschleicht einen auch bei der zum Montafoner Volkslied gewordenen Abschiedsweise „D‘ Brunälla“ von Bruno Wiederin. Das vorsichtige Jazzfeeling, das ihr der Pianist Peter Madsen verpasst hat, wird zum reinen Vergnügen. So sehr, dass einen nach eineinhalb Stunden und großer Begeisterung „D‘ Brunälla“ noch lange auf dem Heimweg begleitet.  Fritz Jurmann

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Die vier Musiker sind seit Jahren alle auch Mitglieder im Symphonieorchester Vorarlberg.