Ein Servus mit Pauken und Trompeten

Kultur / 05.08.2024 • 14:19 Uhr
Symphonikerkonzert Bildstein
Heuer war die Basilika fast zum Bersten gefüllt. Spiegel

Ein prachtvolles Barockkonzert in der Basilika in Bildstein.

Bildstein Es ist immer ein Höhepunkt des Festspielsommers, das Konzert des Barockensembles der Wiener Symphoniker in Bildstein. Heuer war die Basilika fast zum Bersten gefüllt, galt es doch, den Abschied von Konzertmeister Willy Guillermo Büchler zu feiern, der das Ensemble 23 Jahre lang angeführt und auch immer wieder als Solist brilliert hat. Christian Birnbaum, der künstlerische Leiter, Dirigent und kundige Moderator, hatte als Motto für das Programm „Dankbarkeit“ gewählt und bedachte nicht nur Büchel, sondern auch die beiden unermüdlichen Organisatorinnen Margit Nosko und Inge Spiegel mit herzlichen Worten.

Symphonikerkonzert Bildstein
Christian Birnbaum, der künstlerische Leiter, Dirigent und kundige Moderator, hatte als Motto für das Programm „Dankbarkeit“ gewählt.

Vivaldis Streicherconcerto, op. 51/4 „Alla rustica“ entstand bei einem Landaufenthalt und bestach durch den präzisen Streichersound und den Drive der Continuo-Gruppe. Als beschwingte Rarität im galanten Stil entpuppte sich das Waldhorn-Konzert des Bach-Zeitgenossen Christoph Förster aus Merseburg. Germanisten kennen die althochdeutschen „Merseburger Zaubersprüche“: Hier zauberte der 1. Solo-Hornist der Symphoniker, Peter Dorfmayr, mächtige dunkle „Freischütz“-Klänge ebenso mühelos aus seinem Instrument wie virtuos tändelnde Verzierungsketten. Die Streichersuite in d-moll des eine Generation älteren Georg Muffat trägt als Titel „Gratitudo“ (Dankbarkeit). Nach einer Ouverture im französischen Stil arbeitete das Ensemble mit sprechender Artikulation den unterschiedlichen Charakter der Tanzsätze heraus. Beim abschließenden Menuett konnte man sich geradezu die höfischen Kavaliere vorstellen, wie sie in einer Dankesgeste ihre Federhüte zogen und sich verneigten.          

Symphonikerkonzert Bildstein
Es ist immer ein Höhepunkt des Festspielsommers, das Konzert des Barockensembles der Wiener Symphoniker in Bildstein.

Mit besonderer Emotion hörte man Willy Büchler in Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen in d-Moll, BWV 1043, das er gemeinsam mit seinem Nachfolger als Konzertmeister, Alexander Burggasser, gestaltete. Die beiden Violinen brillierten in den Ecksätzen mit rasanten, in geradezu olympischem Sportsgeist ausgeführten Verfolgungsjagden, während der Mittelsatz in stetigem Fluss in himmlischen Harmonien schwebte. Ein bewegender Abschied von Büchler und ein vielversprechendes Willkommen für Burggasser.

Ein Alphorn als Soloinstrument in einem klassischen Konzert – das ist nicht nur für Bildstein außergewöhnlich. Leopold Mozart hat dieses Hirteninstrument für seine Sinfonia Pastorella gewählt, die in der Christmette 1755 in Salzburg erklang, einen Monat vor der Geburt seines Sohnes. Der Soloposaunist Otmar Gaiswinkler entlockte dem meterlangen Ungetüm virtuos die Naturtöne, die man darauf spielen kann, auch mit Echoeffekten und sogar einem Triller am Schluss.

Symphonikerkonzert Bildstein
Das Publikum zeigte sich begeistert und quittierte das Konzert mit langanhaltendem Applaus.

Als weiterer Höhepunkt folgte Händels Feuerwerksmusik, komponiert für die Feier des Friedens von Aachen. Mit 23 statt 12 Musikern, davon je 3 Trompeten, Hörner und Oboen, dazu Fagott und Pauke, sprengte Händels freudestrahlende Festmusik fast die Mauern der Basilika. Für Büchler kein leises Servus, sondern ein königlicher Gruß zum Abschied. Langanhaltende Standing Ovations, als „Außischmeißer“ dann noch die Hornpipe aus der Wassermusik. Ulrike Längle