Ein musikalisches Panorama

Von Dvořák über Adámek bis hin zu Beethoven.
Bregenz Das abschließende Orchesterkonzert der Bregenzer Festspiele bot ein abwechslungsreiches Programm, das von Antonín Dvořák über Ondřej Adámek bis hin zu Ludwig van Beethoven reichte. Unter der Leitung von Chefdirigent Leo McFall zeigte das Symphonieorchester Vorarlberg seine Vielseitigkeit und seine Fähigkeit, sowohl klassische als auch zeitgenössische Werke mit Präzision und Ausdrucksstärke zu interpretieren. Die Soloviolinistin Franziska Hölscher bereicherte das Programm durch ihre Virtuosität und Sensibilität in Ondřej Adámeks Violinkonzert “Follow Me”.

Der Vormittag begann mit einem dynamischen Auftakt: Dvořáks “Carneval. Ouvertüre für großes Orchester op. 92”. Das Werk, das die unbändige Freude des Karnevals einfängt, wurde vom Orchester mit Präzision und Spielfreude dargeboten, wodurch die Atmosphäre eines bunten Volksfestes lebendig wurde. McFalls Dirigat zeichnete sich durch eine klare Führung und eine dynamische Interpretation aus, die den Kontrast zwischen den festlichen, rhythmischen Passagen und den lyrischen, nachdenklichen Momenten meisterhaft herausarbeitete. Besonders hervorzuheben war die ausgewogene Orchestrierung, die den einzelnen Instrumentengruppen Raum zur Entfaltung gab, ohne das Gesamtgefüge des Werkes zu überladen.

Es folgte Ondřej Adámeks “Follow Me. Konzert für Violine und Orchester”, ein Werk, das die Grenzen traditioneller Konzertformen auslotet. Adámeks 2022 uraufgeführte Komposition stellt ein faszinierendes Beispiel für moderne Musik dar, die sowohl den Solisten als auch das Orchester herausfordert. Franziska Hölscher überzeugte durch ihre technische Virtuosität und ihr beeindruckendes Gespür, den komplexen und experimentellen Charakter des Werkes zum Ausdruck zu bringen.
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Adámeks Komposition zeichnet sich durch eine Vielzahl unkonventioneller Spieltechniken aus, die eine intensive Interaktion zwischen Violine und Orchester erfordern. Die Violine übernimmt die Führungsrolle, während das Orchester auf die klanglichen Impulse reagiert, sie aufgreift, paraphrasiert oder auch konterkariert. Hölschers Spiel war nicht nur technisch ansprechend, sondern auch interpretatorisch tief durchdrungen. Sie verstand es, die Vielschichtigkeit des Werkes zu erfassen und die große Bandbreite – von zarter Lyrik bis zu aufwühlender Expressivität – auszuschöpfen. Das Orchester unter McFalls Leitung erwies sich als kongenialer Partner, der die oft abrupten Wechsel in Dynamik und Klangfarbe mühelos meisterte und das Werk in seiner ganzen Komplexität lebendig werden ließ.

Den Abschluss des Konzerts bildete Beethovens 6. Sinfonie, eines der bekanntesten und beliebtesten Werke des Komponisten. Nach den vorangegangenen Darbietungen wirkte das Orchester allerdings etwas zurückhaltend, wodurch es der “Pastorale” etwas an Intensität und Ausdruckskraft mangelte. Beethovens von der Natur inspirierte Sinfonie entfaltet in fünf Sätzen ein Klangbild, das die Zuhörer in eine ländliche Idylle versetzt. Die Musiker interpretierten die sanften, fließenden Melodien des ersten Satzes mit feinen Nuancen und brachten die friedliche Stimmung der “Szene am Bach” im zweiten Satz einfühlsam zum Ausdruck. Dem dritten Satz, der das “lustige Zusammensein der Landleute” schildert, fehlte es etwas an Schwung, und das dramatische Gewitter im vierten Satz hätte kraftvoller gestaltet sein können. Der abschließende “Hirtengesang”, der normalerweise mit einem tiefen Gefühl des Friedens und der Dankbarkeit endet, war nicht ganz so ergreifend, wie er hätte sein können.