Ein rebellischer Geist erobert Vaduz

Stargeiger Nigel Kennedy eröffnete die Vaduz Classics 2024.
Vaduz Eröffnet wurden die Vaduz Classics 2024 am Donnerstagnachmittag von der Schweizer Sängerin Nadia Maria und dem Pianisten Attila Buri. Gemeinsam präsentierten sie ein breites musikalisches Spektrum, das von klassischen Opernarien über Jazzstandards bis hin zu modernen Pop-Ikonen reichte.

Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Nigel Kennedy, einem der schillerndsten Künstler der klassischen Musikszene. Kennedy, geboren am 28. Dezember 1956 in Brighton, England, ist bekannt für seine Fähigkeit, traditionelle Konventionen in Frage zu stellen und musikalische Grenzen zu überschreiten. Sein außergewöhnliches Talent führte ihn an Ausbildungsstätten wie die Yehudi Menuhin School und die Juilliard School in New York. International bekannt wurde er 1989 mit seiner herausragenden Interpretation von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Seine Vorliebe für Jazz, Rock und Volksmusik führte zu bemerkenswerten Kooperationen mit Größen wie dem Jazz-Vibraphonisten Stéphane Grappelli oder der legendären Rockband The Who. Diese Offenheit und Experimentierfreude machen ihn zu einem Künstler, der nicht nur in der klassischen Musikszene, sondern auch darüber hinaus Anerkennung findet.
Sein Auftritt bei den Vaduz Classics, charmant moderiert von Antenne Vorarlberg Moderatorin Isabella Canaval, war ein eindrücklicher Beweis für seine musikalische Vielseitigkeit und seinen unkonventionellen Stil. Kennedy betrat die Bühne in einem schwarzen Anzug, kombiniert mit einem gelben Fussballtrikot und gelben Schuhen – ein Outfit, das seine rebellische Energie und seinen Wunsch widerspiegelte, mit den traditionellen Vorstellungen von klassischer Musik zu brechen. “Es ist ein Privileg, in dieser unglaublichen Naturkulisse mit so phänomenal talentierten Kollegen arbeiten zu dürfen”, begrüßte er das Publikum. “Ich denke, wir haben etwas Besonderes vorbereitet, das heute Abend von großem Wert sein wird – zumindest hoffe ich das”.
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Im Mittelpunkt seines Programms stand Ludwig van Beethovens Violinkonzert in D-Dur, op. 61, ein Meisterwerk, das sich durch seine formale Strenge und außergewöhnliche Melodik auszeichnet. Kennedy spielte dieses Werk mit einer einzigartigen Mischung aus Respekt vor der Tradition und seiner eigenen persönlichen Interpretation. Der erste Satz, „Allegro ma non troppo“, begann mit der markanten, fünffach wiederholten Paukenfigur, die das gesamte Werk prägt. Die Solovioline fügte sich subtil in das Orchester ein und verlieh dem Werk eine einzigartige Intensität und Ausdruckskraft. Der zweite Satz, „Larghetto“, bot einen ruhigen, intensiven Dialog zwischen Solist und Orchester. Hier zeigte sich Beethovens Fähigkeit, mit minimalen Mitteln große Wirkung zu erzielen – eine Fähigkeit, die Kennedy meisterhaft zur Geltung brachte. Das Finale, ein lebhaftes Rondo „Allegro“, bildete den dritten und letzten Satz des Konzerts. Die tänzerischen Themen interpretierte Kennedy mit solcher Energie und Virtuosität, dass das Publikum spürbar mitgerissen wurde.

Nach der Pause folgte Kennedys eigenes Werk, das Violinkonzert Nr. 1 „Für Ludwig Van“. In diesem Werk vermischt Kennedy seine vielfältigen musikalischen Einflüsse – von Klassik über Jazz bis hin zu Rock – zu einem Stück, das traditionelle und zeitgenössische Elemente vereint. Mit ungewöhnlichen Rhythmen und harmonischen Experimenten forderte Kennedy nicht nur sich selbst, sondern auch sein Publikum heraus.

Martin Deuring, Kontrabassist des Sinfonieorchesters Liechtenstein: „Nigel ist ein außergewöhnlicher Musiker, der immer wieder frischen Wind in die oft als verstaubt geltende klassische Musik bringt. Die Proben mit ihm waren eine wahre Freude. Er bringt eine erfrischende Andersartigkeit mit und lässt Raum für Spontaneität, so dass viele Momente erst im Konzert ihre endgültige Form finden“, schwärmte der erfahrene Musiker von der Zusammenarbeit.