Vorarlbergs Meisterin des Nervenkitzels

Kultur / 03.11.2024 • 12:54 Uhr
Vorarlbergs Meisterin des Nervenkitzels
Alex Beer ist eine bekannte Krimiautorin. beer

Alex Beer alias Daniela Larcher setzt mit „Die weiße Stunde“ ihre August-Emmerich-Reihe fort.

von Marion Hofer

Wien, Lustenau Alex Beer, die Meisterin des historischen Krimis, hat mit „Die weiße Stunde“ endlich wieder die August-Emmerich-Reihe fortgesetzt. Drei Jahre mussten sich die Fans des Nervenkitzels gedulden.
Jetzt sind der kauzige, eigenwillige Kriminalinspektor und sein Assistent Ferdinand Winter wieder mit der Aufklärung von gleich drei Tötungsdelikten beschäftigt. Marita Hochmeister, eine stadtbekannte Gesellschaftsdame, wird brutal erschlagen in ihrem Schlafzimmer aufgefunden. „Dieses Mal habe ich ein Ur-Unbehagen aufgegriffen“, erzählt Beer, wie sie sich zu einer möglichst kreativen Mordmethode inspirieren ließ. „Wenn ich im Bett liege, lasse ich nur sehr ungern meine Arme und Beine heraushängen. Woher das kommt weiß ich nicht, aber ich stelle mir immer vor, dass jemand unter dem Bett liegen könnte und nach meinem Bein greifen könnte.“

Vorarlbergs Meisterin des Nervenkitzels
Beer ist gebürtige Vorarlbergerin. beer

So geschah auch der erste Mord, denn der Täter dürfte unterm Bett gewartet und dann zugeschlagen haben. Doch es sind nicht nur die außergewöhnlichen Tathergänge, die die Krimis der 47-jährigen Lustenauerin, die eigentlich Daniela Larcher heißt, so erfolgreich machen. Es sind auch die originalgetreu beschriebenen Schauplätze des heruntergekommenen Wiens der 1920er Jahre, die die Handlung in eine besondere Atmosphäre tauchen. Die Bestseller-Autorin vermag es, die Zeit geschickt lebendig werden zu lassen. In einem Interview mit den VN erzählt sie mehr darüber.

Vorarlbergs Meisterin des Nervenkitzels
Beer bei einer Lesung in Graz. niki schneider

Zwischen dem aktuellen Emmerich-Krimi „Die weiße Stunde“ und Band 6 „Der letzte Tod“ sind drei Jahre vergangen. Es stand sogar die Überlegung im Raum, das Ermittlerduo zu pensionieren. Worauf basiert deine Entscheidung, die beiden weiterermitteln zu lassen?

Beer Das war ganz einfach: Ich habe die beiden vermisst. Außerdem haben sich in den vergangenen Jahren viele Ideen angesammelt, sodass genügend Stoff für neue Fälle da war.

Der Tonfall bei Kommissar August Emmerich ist ein ganz anderer wie bei Felix Blom, Berlins Meisterdetektiv. Wie gelingt dir das?

BEEr Beide Figuren sind völlig unterschiedlich (Emmerich ist zynisch und rau, Blom ein schelmisches Schlitzohr) und auch die Epochen, in denen die Geschichten angesiedelt sind, könnten verschiedener nicht sein. Das Wien der 1920er ist vom Krieg gezeichnet, die Stimmung bedrückt, während im Berlin der 1870er-Jahre Aufbruchsstimmung herrscht. Dadurch ergibt sich von ganz allein eine andere Tonalität.

Du machst es Emmerich und Winter in Band 6 nicht leicht. Der ehemalige Kommissar Wertheim mischt sich in die Mordfälle ein und bringt die beiden auf eine falsche Fährte, drei Frauen sind bereits tot und sie tappen immer noch im Dunkeln und das Ende hat es auch in sich und dann noch die Schimpfwortkassa.
Wie haben sich Emmerich und Winter vom erstem bis zum letzten Band entwickelt?

BEEr Die beiden stammen aus völlig unterschiedlichen Milieus. Emmerich aus der Gosse, sein Assistent aus dem ehemaligen Adel. Zu Beginn der Serie mochten sie einander nicht, mussten erst zusammenwachsen. Mittlerweile haben sie die Eigenarten des jeweils anderen zu schätzen gelernt und es ist sogar so etwas wie eine Freundschaft entstanden.

Und hast du schon die Handlung von Band 7 im Kopf?

BEER Momentan arbeite ich am dritten Fall von Felix Blom, danach mache ich mir Gedanken über den siebten Band von Emmerich.

Wie verleihst du deinen Krimis das gewisse Etwas?

beer Ich recherchiere sehr genau und versuche so viele kleine Details wie möglich einzubauen. Abgesehen davon glaube ich, dass man das gewisse Etwas nicht aktiv herbeiführen kann – das muss von ganz allein entstehen.

Das Buch endet mit einem Cliffhanger, sodass die Lesenden auf den nachfolgenden Band gespannt sein dürfen. Wie lange müssen sie darauf warten?

beer Ich schätze irgendwas zwischen einem und zwei Jahren.

Bei einer Lesung sagtest du mal, sowohl die Archäologie als auch das Autoren-Dasein seien brotlos. Hast du mit dem Erfolg und damit Bestseller-Autorin zu werden nicht gerechnet?

beer Ich denke, mit so etwas kann und sollte man nicht rechnen. Natürlich braucht man für einen Bestseller Talent, und meist steckt auch viel harte Arbeit drin, ohne ein Quäntchen Glück geht aber gar nichts.

Wie steht’s um die geplante Verfilmung der Reihe?

beer Die liegt nach wie vor auf Eis, weil eine Umsetzung derzeit einfach zu teuer wäre.

Felix Blom, August Emmerich, Isaak Rubinstein – hast du einen neuen und weiteren Ermittler im Kopf?

beer Das habe ich in der Tat – und nicht nur eine(n). Momentan bin ich aber mit Emmerich und Blom derart eingedeckt, dass weitere Ermittelnde vorerst noch ein bisschen warten müssen.