Hier werden Luftschlösser gebaut

Das Projekt “Cloud Castle” bündelt das Potenzial von vier Museen und schafft einen offenen Raum für gemeinsame Projekte und den künstlerischen Austausch.
St. Gallen, Bregenz Statt ein fünftes Kunsthaus zu errichten, haben sich vier führende Museen aus Liechtenstein, Österreich und der Schweiz zu einer besonderen Kooperation unter dem Titel “Cloud Castle” zusammengeschlossen.
Das Projekt – eine Weiterentwicklung des Projekts “Kunstachse” – verbindet vier Museen aus dem Grenzgebiet von Liechtenstein, Österreich und der Schweiz – das Bündner Kunstmuseum Chur, das Kunsthaus Bregenz, das Kunstmuseum Liechtenstein und das Kunstmuseum St. Gallen. Gemeinsam schaffen sie einen immateriellen Raum für zeitgenössische Kunst, der die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen den Institutionen auf ein neues Level hebt.

“Cloud Castle” symbolisiert ein schwebendes “Luftschloss” und steht sinnbildlich für die Idee eines imaginären Raums, in dem künstlerische Ideen frei fließen und sich kontinuierlich weiterentwickeln können. Ziel ist es, Kunst in ihrer flüchtigsten und gleichzeitig verbindlichsten Form zu erleben. Dabei bündelt “Cloud Castle” das Potenzial der vier Museen und schafft einen offenen Raum für gemeinsame Projekte und den künstlerischen Austausch.
Jährlich wird ein Künstler, bzw. eine Künstlerin eingeladen, ein einzigartiges, ephemeres Kunstwerk für diesen fünften imaginären Raum zu schaffen. Diese Werke, die in Form von Workshops, Performances, Konzerten oder virtuellen Netzwerken realisiert werden, hinterlassen keine materiellen Spuren, sondern entfalten ihre Wirkung als flüchtige Realität.

Das erste Projekt von “Cloud Castle” steht bereits fest: Im Jänner 2025 wird die US-amerikanische Künstlerin Wu Tsang das Klanghaus in Toggenburg (CH) zum Schwingen bringen. Tsang setzt sich dafür intensiv mit der Oper “Carmen” von Georges Bizet auseinander. Der Titel ihres Projekts, Carmen in den Bergen, deutet an, dass hier ein völlig neuer Zugang zur Oper erschaffen wird. Kunsthaus-Direktor Thomas D. Trummer spricht von einer sehr fruchtbaren und inspirierenden Zusammenarbeit mit den anderen Kunsthäusern. „Besonders reizvoll finde ich die Idee, neue und unkonventionelle Orte jenseits der gewohnten Museumsmauern zu erkunden und einige der bedeutendsten Künstler unserer Zeit für dieses innovative Vorhaben zu gewinnen.”

„Mit Cloud Castle betreten wir gemeinsam mit unseren Partnerinstitutionen Neuland”, erklärt Gianni Jetzer, Direktor des Kunstmuseums St. Gallen bei der Präsentation in der Lokremise in St. Gallen. Man wolle nicht noch mehr Ausstellungskataloge veröffentlichen, sondern einen völlig neuen Weg gehen. Die Direktorin des Kunstmuseums Liechtenstein, Letizia Ragaglia, freut sich über das gemeinsame Projekt. “Wir wollten etwas machen, was wir vielleicht alleine nicht machen wollen. Wir scheuen keine Begegnungen, sondern nutzen sie, um uns weiterzuentwickeln und zu verändern.” Für Stephan Kunz, den Künstlerischen Direktor des Bündner Kunstmuseums Chur, ist Cloud Castle eine Möglichkeit, gemeinsame Projekte zu realisieren und die Aufmerksamkeit verstärkt auf die vier beteiligten Häuser in der Region zu lenken.
Podcast-Serie
Zusätzlich zur jährlichen Einladung eines Künstlers, der jeweils ein einzigartiges, vergängliches Werk für diesen “fünften Raum” erschaffen soll, wird eine Podcast-Serie unter dem Titel “Cloud Castle” geplant. Darin werden die Direktoren der vier beteiligten Häuser über aktuelle Kunstwerke und Entwicklungen sprechen, um tiefergehende Einblicke in die Welt der zeitgenössischen Kunst zu geben.