Die großartige Fantasielandschaft

Am Dienstagabend fand die Buchpräsentation “Wie die Welt weiterging” von Monika Helfer im Theater Kosmos statt.
Bregenz Gleich zu Beginn zieht Monika Helfer die Besucherinnen und Besucher ihrer Lesung im Theater Kosmos mit ihrer rauchigen Stimme in den Bann. “Da brat sich der Mann zwei Spiegeleier und trank ein Bier, für Whisky war der Tag zu jung“, schmunzeln ist im Publikum zu vermerken, nachdem sie die dritte Erzählung vorgelesen hat.

365 Geschichten, eine für jeden Tag, lautet das Motto ihres neuen Buches “Wie die Welt weiterging”. “Wenn man zu viele hintereinander liest, ist eines wie das andere. Ich halte es für besser, wenn man es dosiert. ” Einmal pro Tag, so wie ein Medikament”, scherzt die Schriftstellerin im Gespräch mit Moderator Jürgen Thaler. Helfer hat bereits 2008 begonnen, Kolumnen für die Vorarlberger Nachrichten zu schreiben. Über die Jahre hat die gebürtige Bregenzerwälderin 758 Kurzerzählungen auf Papier gebracht. “Wenn man das auf einmal schreiben würde, würde es nicht funktionieren”, lächelt Jürgen Thaler. “Für mich sind es keine Kolumnen, sondern Geschichten”, meint sie. Für das Buch hat sie die besten herausgesucht, was allerdings nicht einfach gewesen ist. “Das ist wirklich schwer, aber es sind auch nicht alle gut.” Ihr Mann, Michael Köhlmeier, hat ihr dabei geholfen und die Idee für “Wie die Welt weiterging” impliziert.

Im Buch beschreibt sie verschiedene Situationen, die teilweise alltäglich sind und mit denen sich einige identifizieren können. “Wenn ich jemanden sehe, überlege ich mir, wer ist die Person, was macht sie”, schildert Helfer. “Man muss nicht immer eine Pointe haben. Es gibt viel zu hören und zu sehen.” Das Schreiben von Kurzerzählungen geht bei der 77-Jährigen von allein. “Silben, die ich einhalten muss, die habe ich auch im Kopf.” Manchmal nimmt sie Sätze von anderen Autoren oder aus Filmen und definiert daraufhin selbst den Ton sowie die Geschichte daraus. Am kreativsten ist die ausgezeichnete Schriftstellerin jedoch im Halbschlaf. “Da ist man wirklich kreativer, als man denkt oder eher kritikloser sich selbst gegenüber, das ist gut und nicht gut”, lächelt sie. “Manchmal traut man sich Sachen zu schreiben, die man sonst bei Tageslicht nicht schreiben würde. Man schreibt es einfach, weil man den Korrektor in sich nicht spürt.” Die Vorstellungskraft Monika Helfers scheint fast keine Grenzen zu kennen. “Ich stelle mir vor, wie ich in diesem Raum gehe und währenddessen bilde ich mir ein, was ich in diesem Raum sehe”, sagt sie. In ihrem neuen Buch ermöglicht sie dem Leser in ihre Fantasielandschaft einzutauchen und sich in vielen Erzählungen zu verlieren. Gelegentlich erschleicht sich auch das eine oder andere Schmunzeln, so auch während der Lesung am Dienstagabend. Einige der Geschichten hat sie tatsächlich erlebt und den Rest ihrer eigenen Imagination überlassen.

Da Helfer nicht eine Lieblingsgeschichte auswählen kann, schließlich sind alle ihre Lieblinge, liest sie zum Schluss die Erzählung des Tages “Immer nur gehen” – vom 5. November. Auf die Frage von Jürgen Thaler, ob nächstes Jahr etwas Neues kommt, antwortet Monika Helfer mit: “Ich schaue mal, ich schreibe einfach weiter.”
