Eine Foto-Lovestory mit offenem Ende

Der Verein DWDS zieht in Buchform Bilanz und blickt gleichsam nach vorn.
Bregenz Das Gespräch mit den VN zur Buchveröffentlichung verlief kryptisch. Nein, kein Katalog sei es, der da im Eiltempo produziert worden sei. Ja, zugegeben, das Format habe schon einen solchen Charakter, doch das sei dann im Gesamten am Ende des Tages doch zu wenig eindeutig, um als systematisch erstelltes Verzeichnis durchzugehen.
Ist es eine Rückschau auf bisher geleistetes? Nein, also das schon gar nicht. Wer sagt denn das? Bei so einer Mutmaßung kommt man aus dem Kopfschütteln kaum heraus. Natürlich wird die Vergangenheit aufbereitet, aber halt auf eine eigene Weise, irgendwie professionell unprofessionell, so wie sich das eben gehört.
Aber – und diese Frage muss erlaubt sein – was ist es dann? Es ist das DWDS-Buch.
Manche Antworten bestechen eben doch durch ihre simple Schönheit.

Im Vorwort zu ihrem Buch geizen Valentin Hämmerle und Jan Klammer, praktisch die Macher des DWDS, nicht mit Ironie. Einer so feinen jedoch, dass man behaupten könnte, dass nur der, der Zwischenzeilen schreibt, es darauf anlegt, dass auch zwischen Zeilen gelesen werden kann. Zitat: „Bregenz, der kulturelle Hotspot am Bodensee, hat sich als fester Bestandteil der internationalen Kunstszene etabliert.“ Dass dieser Satz auf jene Institutionen abzielt, mit welcher Bregenz auf dem Ausfahrtswegweiser auf der A14 wirbt, ist ohnehin ein Treppenwitz der Bregenzer Kulturgeschichte. Ja, diese Orte sind nötig, jedoch ohne entsprechende Subventionen nicht möglich. Doch muss der, der Kultur sagt, gleichzeitig Tourismus sagen? Es ist ja nicht so, dass Bregenz in den elf festspielfreien Monaten eine kulturelle Geisterstadt ist. Obwohl – wahnsinnig viel fehlt derzeit nicht zu dieser Annahme.

„Die Wiedergeburt des Schaufenster“ (kurz: DWDS) war einer der wenigen qualitativ wertvollen Orte der Stadt, deren Anzahl sich ein schlampig arbeitender Schreiner an den Fingern seiner rechten Hand hätte abzählen können. Beheimatet in der Jahnstraße 13-15, einer Örtlichkeit, welche den Kulturproduzenten großzügigerweise vom Unternehmer Carmelo Ozzimo zur Verfügung gestellt wurde, lieferten sie in einer beeindruckenden Taktung hohe Qualität ab. In fünf Jahren waren in über 20 Ausstellungen 31 Kulturschaffende vertreten – das sind laut Adam Ries 6,2 pro Jahr. Für Hämmerle und Klammer praktisch ein Nebenjob mit Knochensägen-Mentalität. Weil von der Kultur leben ist dann halt doch nicht so einfach, wenn man nicht die Fördersummen jener Institutionen erhält, welche Bregenz scheinbar zu jenem festen Bestandteil der internationalen Kunstszene machen. Diese finanzielle Diskrepanz kann nur durch Leidenschaft kompensiert werden.

Diesem Substantiv kann man nun auf den Grund gehen. Im geradezu sorgfältig, voll der Wertschätzung gegenüber den Kunstschaffenden und deren Arbeiten aufbereiteten DWDS-Buch macht der Betrachter eine chronologisch rückwärts gerichtete Reise in vielen Fotografien und wenig Text. Geschickt wird auf Nostalgie und den Druck auf die Tränendrüse verzichtet, ganz nüchtern wird die Entwicklung der Plattform für neue Stimmen und experimentelle Kunstformen beleuchtet. Egal, welche Seite man aufschlägt – man sieht, dass die Liebe zum Detail und die Kraft der Improvisation höher zu stellen sind, als mithilfe schnödem Mammons Glattgebügeltes.

Auch wenn in der Jahnstraße schon länger Ruhe herrscht, bleibt der Verein DWDS bestehen. Es wird also auch in Zukunft kuratiert – nur Ort, Ausstellungsformate und Frequenz ändern sich. Also eigentlich alles. Ob sich dadurch auch die Subventionssummen für dieses wichtige Engagement ins positive verändern wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
Das DWDS-Buch erschien in einer Auflage von 200 Stück. Restposten sind zu einem Preis von 35 Euro (inkl. Porto) direkt über instagram.com/d_w_d_s.info erhältlich.