„Ich bin den Japanern sehr ähnlich“

Kultur / 05.02.2025 • 14:24 Uhr
Ingrid Maria Kloser
Ingrid Maria Kloser liest am Donnerstagabend in der Landesbibliothek aus ihrem Roman “Aus Stille geformt”. NANCY HOROWITZ

Ingrid Maria Kloser liest heute Abend in der Landesbibliothek in Bregenz aus ihrem neuen Roman.


Lesung Das Felder-Archiv lädt heute Abend, 6. Februar, 19.30 Uhr zur Erstpräsentation von Ingrid Klosers neuem Roman „Aus Stille geformt“ in die Landesbibliothek in Bregenz ein. Die enge Freundschaft mit einem Töpfer brachte die aus Hard stammende Autorin mit dem Töpferhandwerk in Berührung. Im VN-Interview erzählt die 62-Jährige, wie aus der Faszination ein Roman entstand.

Ingrid Maria Kloser
Ingrid Maria Kloser: “Aus Stille geformt”. piper

Stille – ein Thema, dass Sie schon durch einige Bücher begleitet. Welche Kraft liegt in der Stille?

Ingrid Maria Kloser: Sie ist eine Chance. Da kann man die Stimme in sich hören. Da entsteht etwas, was sonst keinen Platz bekommt. Die Stille zwischen Friedrich und Akiko ist eine Übereinkunft. Es ist ein positives Schweigen. Eine Hand-in-Hand-Stille der Nähe und Verbundenheit.

Und die Handlung?

Ingrid Maria Kloser: Die Entfaltung eines Künstlers ist ganz etwas besonders. Er braucht Vorbilder oder Menschen, die ihm weiterhelfen. Daraus ergab sich für mich das voneinander Lernen von Jung und Alt. Tochter und Vater. Wenn man etwas gemeinsam gerne hat, fühlt man sich einem Menschen sehr nahe. Aus der vereinten Begeisterung wächst eine enge Verbundenheit.

Widerspiegeln die Gefäße die Fragilität bzw. Zerbrechlichkeit von Beziehungen?

Ingrid Maria Kloser: Töpfern braucht einen langen Atem und große Genauigkeit. Ja, das symbolisiert schon Beziehung. Die alte Bregenzerwälder Töpferkunst ist robust. Die in Japan ist vielleicht zarter.

Zerbrechlich?

Ingrid Maria Kloser: Die japanische Kultur bringt den Dingen und den Menschen eine unglaubliche Wertschätzung entgehen. Auch können sie das Ich in ihrer Welt nur schwer zu fassen. In der japanischen Kultur geht es nicht um das Ich. Das Ich wird auch in der Sprache gemieden.

Und in einer Bregenzerwälder Werkstatt treffen beide Kulturen aufeinander?

Ingrid Maria Kloser: Akiko hat deutsche Wurzeln und möchte eine Identität entwickeln. Sie geht es zaghaft an und es ist anfänglich mit sehr viel schlechtem Gewissen verbunden. Aber als Künstlerin kann man das, weil es so ein starker Drang ist. Akiko wagt es, raus aus der Schüchternheit zu gehen. Diese Entwicklung hat mich gereizt.

Hat das intensive Eintauchen in die japanische Kultur auch sie selbst verändert?

Ingrid Maria Kloser: Japan fasziniert mich vollkommen. Die Kultur ist für mich als Person eine Bestätigung. Ich bin den Japanern sehr ähnlich. Ich fühle etwas, das ich auch habe. Eine Art, den Dingen Zeit zu schenken. Die Zeit, die sie brauchen. Aufmerksamkeit schenken ist Wertschätzung.

Wie lange haben Sie an diesem Buch gearbeitet?

Ingrid Maria Kloser: Ich habe ein Jahr intensiv recheriert, sehr viele intensive Interviews geführt, bei Brennnächten mitgemacht und mich selbst angesetzt. Ich wollte begreifen, worüber ich schreibe. Geschrieben habe ich dann noch einmal ein Jahr.

Die erste Lesung aus Ihrem neuen Roman: Haben Sie Lampenfieber?

Ingrid Maria Kloser. Es ist kein Lampenfieber, sondern eine positive Euphorie, eine freudige Aufgeregtheit…

Marion Hofer

Ingrid Kloser “Aus Stille geformt”

Buchpräsentation
Donnerstag, 6. Februar 2025, 19:30 Uhr
Vorarlberger Landesbibliothek, Kuppelsaal
Piper 2025.
Moderation: Ingrid Fürhapter