Jakob Albrecht: Ein Leben für die Baukultur

Kultur / 18.02.2025 • 11:07 Uhr
Jakob Albrecht
Jakob Albrecht zählte zu den wichtigsten Wegbereitern einer modernen, regional verankerten Architektur in Vorarlberg. Ivo Vögel Fotografie

Der Vorarlberger Architekt starb im Alter von 91 Jahren in Bregenz.

Bregenz Am 14. Februar verstarb in Bregenz eine prägende Persönlichkeit der Vorarlberger Baukultur. Jakob Albrecht, geboren am 19. Juni 1933 in Au, war einer der wichtigsten Wegbereiter einer modernen, regional verankerten Architektur – und ein Vordenker des sozialen Wohnbaus. Bereits in den 1960er-Jahren machte Albrecht mit seinen Entwürfen auf sich aufmerksam. Unvergessen bleibt vor allem sein Engagement für die „Siedlung an der Ach“ in Bregenz, die er gemeinsam mit seinen Kollegen Eckehard Schulz-Fielitz und Gunther Wratzfeld plante und realisierte. In fünf Bauabschnitten entstanden zwischen 1974 und 1982 insgesamt 839 Wohnungen, die bis heute rund 2.000 Menschen ein Zuhause bieten – das größte Wohnbauprojekt der Nachkriegszeit in Vorarlberg.

Europawahl
Albrechts Schaffen verdankt das Land zahlreiche Gebäude und Orte, die Lebensqualität mit kulturellem Wert verbinden. alexandra serra

Ob Wohnbauten, Schulen, Gemeindezentren oder Mehrzweckhallen: Jakob Albrecht schuf eine Vielzahl an Gebäuden, die nicht nur funktional, sondern auch künstlerisch überzeugten. Ein markantes Beispiel ist die Schule in Schnepfau (1968), die Großzügigkeit mit einer harmonischen Einbettung in die Umgebung verbindet. Auch der Bau der Hauptschule in Doren Anfang der 1970er-Jahre zeugt von Albrechts feinem Gespür für Raumproportionen: Der um eine zentrale Halle gruppierte Gebäudekomplex fügt sich elegant in den Hangverlauf ein und wird so selbst zum Gestaltungselement der Landschaft.

Eröffnung der „Siedlung an der Ach“ 1977. Deren Planung und Bau fällt in die Amtszeit von Fritz Mayer. Zwischen 1974 und 1982 wurde am Stadtrand von Bregenz eine Siedlung mit insgesamt rund 850 Wohnungen errichtet.
Eröffnung der „Siedlung an der Ach“ 1977. vorarlberger landesbibliothek
Geschichte des Landes in Bildern Bregenz im Wandel
Modell der “Achsiedlung”. vorarlberger landesbibliothek
Die Siedlung an der Ach in Bregenz ist eine große Fußgängerzone, erschlossen mit nur einer Straße. VN/Paulitsch
Die Siedlung an der Ach in Bregenz ist eine große Fußgängerzone, erschlossen mit nur einer Straße. VN/Paulitsch

Auch die Renovierung der Kirche in Au (1983) zeigte Albrecht als sensiblen Architekten des Bestands. Für die künstlerische Ausgestaltung konnte er seinen Bruder, den Bildhauer Herbert Albrecht, gewinnen, der Altar und Ambo schuf. Diese enge Verbindung von Baukunst und bildender Kunst war eines der Hauptanliegen Jakob Albrechts, der Architektur stets als Gesamtkunstwerk begriff. Sein Engagement reichte jedoch weit über die Planung und Realisierung einzelner Bauten hinaus. Mit der Erstellung von Flächenwidmungsplänen trug Albrecht maßgeblich dazu bei, die Zersiedelung zu verhindern und das typische Vorarlberger Ortsbild zu bewahren. In zahlreichen Bauausschüssen wirkte er beratend mit und stärkte das Bewusstsein für architektonische Qualität. Darüber hinaus engagierte er sich für die „Kunst am Bau“ und setzte damit ein Zeichen für die enge Verbindung von Baukultur und künstlerischem Ausdruck.

Au_hl_Leonhard_gegen_Kanisfluh
Als sensibler Architekt des Bestands erwies sich Albrecht bei der Renovierung der Kirche in Au. böhringer

Ein besonderes Verdienst Jakob Albrechts ist die Sicherung der sogenannten „Auer Lehrgänge“, einer bedeutenden Dokumentation der regionalen Baugeschichte. Auf sein Betreiben hin wurden sie wissenschaftlich aufgearbeitet, als Faksimile herausgegeben und in führenden Architekturbibliotheken weltweit zugänglich gemacht. Mit seinem Schaffen hat Jakob Albrecht das Gesicht Vorarlbergs nachhaltig geprägt. Seine Bauten und Planungen trugen wesentlich zur Entwicklung einer eigenständigen, modernen Architektur in der Region bei.