Die Bienenkönigin nährt am Ende alle…

Gespräche über Kunst und Bücher mit dem Verleger Lothar Schirmer.
Schwarzach Lothar Schirmer legt mit diesem Buch einen kenntnisreichen Rückblick auf seine jahrzehntelange Tätigkeit als Verleger, Sammler und Förderer zeitgenössischer Kunst vor. Im Dialog mit Magdalena Kröne gibt er präzise Einblicke in die Erfahrungen und Begegnungen, die seinen Werdegang geprägt haben. 1953 in Köln geboren und in Recklinghausen und Bremen aufgewachsen, entdeckte Schirmer schon früh sein Interesse für die bildende Kunst, das ihn auch nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Köln begleitete. Nach ersten Erfahrungen im Verlagswesen gründete er 1974 den Kunstbuchverlag Schirmer/Mosel in München, der sich mit seiner klaren Ausrichtung auf Fotografie, Malerei und Architektur schnell als eine der führenden Adressen für hochwertige Kunstpublikationen etablierte.

Im Mittelpunkt des Buches stehen Schirmers persönliche Erinnerungen an Begegnungen mit bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten. Er berichtet von prägenden Erlebnissen mit Größen wie Joseph Beuys, Cy Twombly, Walter De Maria, Bernd und Hilla Becher, Cindy Sherman, Hanne Darboven, Lothar Baumgarten, Jeff Wall und Thomas Struth, aber auch mit Malern der jüngeren Generation wie Cornelius Völker und Martin Assig – um nur einige zu nennen.

Seinen ersten Kontakt mit dem Werk von Joseph Beuys beschreibt er so: “In meinem Brief erzählte ich ihm, dass ich von seinen Zeichnungen auf der documenta geradezu positiv schockiert war. Ich fragte ihn, ob er mir eine Auswahl einiger Zeichnungen schicken könnte. Nun hatte ich diese Art der Kontaktaufnahme im Jahr zuvor schon einmal erfolgreich mit Cy Twombly praktiziert, den ich im Oktober 1964 in Rom in seinem Atelier besucht hatte. Das gab mir trotz meiner Jugend ein gewisses Selbstvertrauen. Außerdem wusste ich, dass es hier eine gewisse Investition geben könnte, und ich meine das nicht nur im künstlerischen Sinne. Ich wusste, dass das, was ich hier investieren wollte, kein verlorener Zuschuss sein würde, sondern eine langfristige Geschichte. Auch meinen oft besorgten Eltern habe ich irgendwann gesagt: “Regt euch nicht auf, die Bienenkönigin ernährt am Ende alle”.

Aber auch Persönlichkeiten wie Hanna Schygulla, Roger Fritz, Laszlo Glozer, Edgar Reitz, Herbert List, Klaus-Jürgen Sembach und Michael Krüger werden erwähnt. Große Fotografinnen und Fotografen, Künstlerinnen und Künstler wie Henri Cartier-Bresson, Isabella Rossellini, Charlotte Rampling, Yves Saint Laurent, Helmut Newton, Richard Avedon, Irving Penn, Anton Corbijn und Nick Knight bereichern das kunsthistorische Mosaik, das Schirmer in seinen Erzählungen kunstvoll zusammenfügt. Die Gesprächsführung von Magdalena Kröne macht das Buch zu einem lebendigen Dokument. Ihre Fragen ermöglichen es Schirmer, die oft vielschichtigen und komplexen Erinnerungen an Begegnungen in der Kunstszene verständlich und nachvollziehbar zu vermitteln. Der so entstehende Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart ermöglicht es dem Leser, nicht nur Schirmers beruflichen Werdegang nachzuvollziehen, sondern auch die emotionale Tiefe seiner persönlichen Anekdoten zu erleben.
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Lothar Schirmer: Die Bienenkönigin nährt am Ende alle …
Gespräche zu Kunst und Büchern mit Magdalena Kröner
376 Seiten, 112 farbige Abbildungen
ISBN 978-3-8296-1008-7
Ladenpreis € 39,80 €(Ö) 41,-