Vertrauen in die Ungewissheit

Konzert im vorarlberg museum mit dem Filippa Gojo Quartett.
Bregenz Ein Konzerterlebnis der besonderen Art bot das vorarlberg museum im Rahmen von „Jazz im Museum“: Das Filippa Gojo Quartett präsentierte unter dem Titel „Trusting the Uncertainty“ ein ebenso abwechslungsreiches wie überraschendes Programm. Schon das erste Stück des Abends „Duas faces“ („Zwei Gesichter“) verdeutlichte das Konzept des Konzerts: den Kontrast zwischen verschiedenen Stimmungen. Die Kompositionen bewegten sich zwischen ruhigen, harmonischen Passagen und plötzlichen, chaotischen Ausbrüchen.

Ein besonders eindrucksvoller Programmpunkt waren die Vertonungen von Gedichten Ernst Jandls. Das Stück „Voyeur“, vertont von Filippa Gojo, begann mit einem beschwingten Walzer, ging über in ein hypnotisches Gesangsintermezzo, das sich schließlich in einer melodischen Linie auflöste. Diese dynamische Abfolge von Stille, Spannung und klanglicher Eruption kulminierte in einer überraschend harmonischen Schlussphase. Die „Jandl-Lieder“ fügten sich mit ihrer eigenwilligen, spannungsreichen Sprache und der dazu perfekt korrespondierenden Musik hervorragend in das Programm ein.

Ein emotionaler Moment des Abends war die Widmung eines Stückes an Gojos ehemalige Musikschullehrerin Annika Kräutler. Inspiriert von ihrem Wunsch, eine Borboleta” (Schmetterling) zu sein, wenn sie einmal nicht mehr sein sollte, entstand eine bewegende Hommage. Ebenso beeindruckend war die Darbietung von „Seesucht“ im Vorarlberger Dialekt, bei der Gojo ihre Stimme meisterhaft als Instrument einsetzte. Im Kontrast dazu bewies das Quartett mit „Woodstock“, dass es auch bekannte Songs konventionell, aber keineswegs langweilig interpretieren kann. Bereichert wurde das Programm durch Kompositionen des Perkussionisten Lukas Meile. Eigene Kompositionen erklangen in neuen, fein nuancierten Arrangements und verliehen dem Konzert eine zusätzliche klangliche Dimension.

Das Filippa Gojo Quartett verbindet Elemente, die man selten gemeinsam hört. Ihr Ansatz, mit Gesang neue Klangräume zu erkunden und Grenzen zu überschreiten, zeigte sich besonders in der Mischung aus perkussiven und lyrischen Elementen sowie in der Vielsprachigkeit – ob auf Englisch, in ihrer Muttersprache oder im Vorarlberger Dialekt, der den Stücken eine besondere Eigenständigkeit verleiht.

Gojo, die 2014 mit dem Jazzpreis der Stadt Köln ausgezeichnet wurde, hat sich mit ihrem Ensemble auch international einen Namen gemacht. Neben ihr glänzten Christian Lorenzen (Piano), David Andres (Kontrabass) und Lukas Meile (Percussion). Das Konzert im vorarlberg museum zeigte die Experimentierfreude und musikalische Bandbreite des Filippa Gojo Quartetts. Mit unkonventionellen Kompositionen, präzise gesetzten Kontrasten und souveräner musikalischer Umsetzung gelang dem Ensemble ein Abend, der die Möglichkeiten des zeitgenössischen Jazz eindrucksvoll aufzeigte.
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Weiter geht es bei „Jazz im Museum“ am 3. April mit dem Peter Madsen Trio, das unter dem Titel “Faces of Love” seine neue CD präsentiert. Inspiriert von Liebesgedichten aus verschiedenen Kulturen widmet sich der Weltklasse-Pianist Peter Madsen gemeinsam mit Herwig Hammerl (Kontrabass) und Martin Grabher (Schlagzeug) den vielen Facetten der Liebe.