Kunst zwischen Comic und Gesellschaftskritik

Kultur / 17.03.2025 • 12:58 Uhr
Helmut King
Der Werkband dokumentiert das Schaffen von Helmut King über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten.

Umfangreicher Werkband dokumentiert das Schaffen des Bregenzer Künstlers Helmut King.


Bregenz Der Bregenzer Künstler Helmut King (geb. 1950) verarbeitet in seinen Werken zentrale Momente der Roaring Sixties und Seventies sowie Elemente des Alltags. Ein umfangreicher Werkband dokumentiert sein Schaffen und zeigt, wie er über fünf Jahrzehnte hinweg eine eigenständige Bildsprache entwickelt hat – geprägt von kräftigen Farben, markanten Konturen und subtilem Witz. Seine Kunst ist dabei geprägt von einem scharfen Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und ironischen Brechungen.

Helmut King
Mit kräftigen Acrylfarben schafft King eine unverwechselbare Ästhetik, die sofort ins Auge fällt.

Kings Arbeiten zeichnen sich durch einen dynamischen, oft comicartigen Strich aus. Seine Gemälde und Zeichnungen erzählen Geschichten in einem einzigen Bild – als würde er die erzählerische Kraft des Comics in die Malerei übertragen. Mit Permanentmarkern und kräftigen Acrylfarben schafft er eine unverwechselbare Ästhetik, die sofort ins Auge fällt. Immer wieder verwendet er das Motiv des Pfeils – als Zeichen der Bewegung, der Orientierung oder als ironische Anspielung. Diese klare Formensprache verleiht seinen Werken eine starke visuelle Präsenz und zieht sich wie ein roter Faden durch sein Gesamtwerk.

Helmut King

Die Rock- und Popgeschichte zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Kings Hommagen an Musikikonen wie die Rolling Stones, Jimi Hendrix oder Frank Zappa gehen über klassische Porträts hinaus: Instrumente werden zu dreidimensionalen Kunstobjekten, die den Klang der Musik visuell erlebbar machen. Besonders faszinierend ist, wie King es schafft, Rhythmus und Dynamik in statische Bilder zu übertragen. Seine Arbeiten lassen die Energie von Rock und Punk nicht nur erahnen, sondern fast spüren. Durch die bewusste Reduktion auf starke Kontraste und kräftige Farben entsteht eine Atmosphäre, die die rohe Kraft der Musik widerspiegelt.

Helmut King

Ein weiteres Markenzeichen Kings ist die Verwandlung von Alltagsgegenständen in Kunstwerke. Holzspäne, Metallschaufeln oder Plastikkanister werden zu eigenständigen Skulpturen. Besonders markant sind seine „Cigarette Box People“ – Figuren aus gefalteten und aufgeschnittenen Zigarettenschachteln, die an Totempfähle oder futuristische Wesen erinnern. Jedes Stück bewahrt die Individualität des Ausgangsmaterials. King beweist damit nicht nur künstlerische Fantasie, sondern auch ein feines Gespür für die Ästhetik des Gewöhnlichen. Indem er scheinbar Belangloses in Kunst verwandelt, hinterfragt er Konsumgewohnheiten und gibt alltäglichen Dingen eine neue Bedeutung.

Helmut King

King versteht sich nicht nur als Atelierkünstler, sondern auch als Gestalter öffentlicher Räume. Projekte wie die bunten Kickertische zur Fußball-WM 2006 oder die bemalten Tretboote im Bregenzer Hafen zeigen, wie er Kunst spielerisch in den Alltag integriert. Auch seine Plakate und Street-Art-Elemente folgen dieser Idee: Sie sollen die Kunst direkt in den urbanen Raum tragen. So gelingt ihm eine Demokratisierung der Kunst, die jenseits der klassischen Museen funktioniert.

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Ob Briefmarken, Rikschas oder Straßeninstallationen – Kings Werk ist vielseitig. Seine Arbeiten reflektieren gesellschaftliche Themen oft mit einem Augenzwinkern. Figuren und Installationen erscheinen als überzeichnete Stellvertreter, die mit Konventionen brechen und Humor mit subversiven Elementen verbinden. Besonders auffällig ist, wie er kunsthistorische Bezüge mit modernen Stilen verbindet. Seine Arbeiten greifen Elemente des Dadaismus und Surrealismus auf und verbinden sie mit der Bildsprache der Pop Art. Dennoch bleibt sein Stil eigenständig und unverkennbar.

Helmut King