„Mein neuer Roman erzählt sich wie ein Drehbuch“

Kultur / 14.04.2025 • 13:40 Uhr
Reinhold Bilgeri
„Eine Kombination aus Film, Musik und Literatur war schon immer ein Wunschprojekt von mir“. privat

Multimedia-Lesung mit Autor, Musiker und Filmemacher Reinhold Bilgeri.

Dornbirn Wenn am Freitag, 18. April um 20 Uhr im Spielboden Dornbirn eine Lesung von Reinhold Bilgeri auf dem Programm steht, darf sich das Publikum über weit mehr freuen, als auf einen vorgelesenen Auszug aus seinem jüngsten Roman „Das Gewissen der Tauben“. Multimedia-Lesung nennt es der Künstler selbst und zeigt Filmausschnitte aus „Der Atem des Himmels“ auf einer großen Leinwand. Es war der Erstlingsfilm des 75-jährigen Vorarlbergers, der als Kino-Neuling bildgewaltig und mit erzählerischer Wucht seinen eigenen Stil fand. Schon damals bot seine eigene Familiengeschichte die Grundlage für den Bestseller. Beim neuen Roman ist das nicht anders. „Das Gewissen der Tauben“ ist die Geschichte einer verrückten Liebe zwischen der 20-jährigen Gerda und dem undurchsichtigen Piero, ein 30-jähriger Italo-Schweizer, der in eine Schleppermafia verstrickt ist. Von ihrer Mutter streng katholisch erzogen, bekommt sie Einblicke in die zwielichtigen Machenschaften des Vatikans, der nachweislich mit Nazis kollaborierte und ihnen die Flucht nach Südamerika ermöglichte. Verpackt in eine Liebesgeschichte erfährt die junge Frau auf mehrfache Weise, dass die Nazizeit und der Weltkrieg noch nicht überwunden sind.

Reinhold Bilgeri
BU: Reinhold Bilgeri zeigt bei seiner Multimedia-Lesung auch Filmausschnitte aus „Der Atem des Himmels“ auf einer großen Leinwand. privat

„Alles, was ich in meinem neuen Buch zitiere, ist aus den Tagebüchern meines Papas“, betont er und erzählt: „Ich habe mir erlaubt, die Geschichte meines Vaters, des Deserteurs, in den Roman einzubauen, um alles so authentisch wie möglich zu beschreiben. Seine illustrierten Tagebuchblätter sind letztes Jahr als Buch erschienen. Vieles darin ist haargenau so passiert, wie es drinsteht. Anderes, was zu intim gewesen wäre, ist aber auch in Fiktion verschlüsselt.“

Reinhold Bilgeri

„Für die Veranstaltung habe ich mir einen Lesepfad zurechtgelegt, der natürlich die Protagonisten ins Licht rückt, maßgebliche Themen und Handlungsstränge andeutet und sich wie ein filmisches Drehbuch erzählen lässt“, gibt Bilgeri eine kleine Vorschau. „Dazu singe ich Songs – zum Beispiel Lieder von George Gershwin oder Haven Gillespie -, die teils wie ein atmosphärisches Echo auf den gelesenen Text funktionieren.“

Reinhold Bilgeri

Betritt Reinhold Bilgeri die Bühne, besticht sein von Sympathie getragener Charme. Immer wieder erzählt er auf den Roman bezogene Geschichten aus seinem eigenen Leben, die die Lesung zu einem besonderen Erlebnis machen. „Ich war kein braver Junge“, gibt er ehrlich zu und setzt süffisant nach: „Ich bin ein Bastard… irgendwie!“. Reinhold Bilgeri, Musiker, Filmemacher und Autor, verwebt in seiner Lesung seinen künstlerischen Reichtum und vermittelt so stimmungsvoll den Spirit seines Werks. Und wenn gewünscht, gibt er am Ende auch Songs aus seinem eigenen Repertoire zum Besten. CRO