Neues im Bildraum Bodensee

Zwei Ausstellungen hinterfragen mediale Wirklichkeit und gesellschaftliche Umbrüche.
Bregenz Vom 17. April bis 4. Juni sind im Bildraum Bodensee in Bregenz zwei Ausstellungen zu sehen, die unterschiedliche Positionen zur medialen Wahrnehmung und zum Spannungsverhältnis von Zerstörung und Veränderung zeigen. Mit „Times“ von Karin Fisslthaler und „Riot Design“ von Pablo Chiereghin treten zwei künstlerische Ansätze in einen Dialog, die sich auf je eigene Weise mit aktuellen Bildwelten und gesellschaftlichen Konflikten auseinandersetzen.

In „Times“ verarbeitet Karin Fisslthaler Material aus internationalen Zeitungen wie der New York Times oder der Sunday Times. Die Collagen entstehen in einem manuellen Öl-Transfer-Verfahren und zeigen Bildfragmente, die verdichtet neue Strukturen ergeben. Der ursprüngliche Sinn löst sich auf. Sehen wird bei Fisslthaler nicht als Rezeption, sondern als aktiver Prozess inszeniert.

In der Serie Our Arms won’t get tired untersucht die Künstlerin fotografische Spuren von Protestbewegungen: vom Women’s March in Washington über Demonstrationen in Frankreich bis hin zu Take Back the Night”-Kampagnen gegen Gewalt an Frauen. Ihre Arbeit wirft die Frage auf, wie lange ein Bild im medialen Strom präsent bleibt – und was davon in Erinnerung bleibt.

Pablo Chiereghin setzt in „Riot Design“ auf performative Eingriffe in Alltagsgegenstände. Mit Werkzeugen wie Pflastersteinen oder Hämmern entstehen inszenierte Akte der Zerstörung, aus denen neue Formen hervorgehen. Möbel und Gebrauchsgegenstände werden in ihre Einzelteile zerlegt und neu zusammengesetzt.

Das Verfahren, das er „Disowning“ nennt, thematisiert Konsum, Besitzverhältnisse und deren symbolische Aufladung. Chiereghins Arbeiten rücken auch die Materialität der Kunst ins Zentrum: Farbstoffe, Harze und Schäume stehen ebenso im Fokus wie der Marktwert eines Objekts. Wert, so der Künstler, entstehe nicht durch das Material, sondern durch Kontext und Zuschreibung.

Gemeinsamer Raum für Gegenerzählungen Die Ausstellungen markieren zwei unterschiedliche Zugänge zur gesellschaftlichen Realität: Während Fisslthaler mediale Bilder reflektiert und deren narrative Ordnung auflöst, untersucht Chiereghin das Potenzial der Zerstörung als Form der Erneuerung. Beide Positionen setzen auf kritische Distanz – und auf die Möglichkeit, gewohnte Sichtweisen zu irritieren.

Der Bildraum Bodensee wird so zum Ort einer künstlerischen Auseinandersetzung, die ästhetische Strategien mit gesellschaftlichen Fragestellungen verbindet. Eine Ausstellungskonstellation, die weniger auf Harmonie als auf produktive Reibung setzt.