Im Vakuum des Begehrens

Kultur / 16.04.2025 • 13:48 Uhr
Hermann Praeg
Die Bilder von Hermann Präg erzeugen Orte des Undarstellbaren – mit Entzugsfeldern. Hermann Präg

Fotografien von Hermann Präg in der Bregenzer Galerie 9und20.

Bregenz In der Galerie 9und20 in der Kirchstraße von Bregenz sind derzeit Arbeiten des international ausgezeichneten Fotografen Hermann Präg zu sehen – darunter großformatige Schwarz-Weiß- und Farbbilder sowie Leuchtbilder, deren ästhetische Wucht sich nicht zuletzt aus einer speziellen Drucktechnik speist. Einige Werke erreichen dabei jenes tiefste Schwarz, das in der Fotografie überhaupt möglich ist – ein Schwarz, das kein Licht mehr reflektiert, sondern jede Projektion verschluckt.

Hermann Praeg
Hermann Präg

Genau darin liegt die Kraft dieser Ausstellung: Sie denkt das Vakuum nicht als Leere, sondern als dichte Fläche der Möglichkeiten. “Im Vakuum“, so der Titel, geht es um mehr als nur einen physikalischen Zustand. Es geht um den Ort der Sehnsucht, der Anziehung, der Grenzüberschreitung – um eine Leere, die alles in sich aufnehmen kann. Geometrische Formen, die an Architekturdetails oder Wasserflächen erinnern, fungieren als Koordinaten im Unbestimmten. Sie laden den Blick ein, sich auf das Nicht-Greifbare einzulassen.

Hermann Praeg
Hermann Präg

Der Künstler selbst versteht seine Arbeiten als Bewegung ins Außen: „Es ist der Versuch, sich aus der eigenen Gefangenheit zu lösen“, sagt Präg. „Die Bilder erzeugen Orte des Undarstellbaren – mit Entzugsfeldern, Flächen, die wie ein anziehendes Vakuum wirken und zugleich eine produktive Quelle sein können.“ Das Vakuum – ein uralter Topos, in Philosophie, Religion und Astrophysik gleichermaßen präsent – steht hier für eine Haltung: für das Loslassen des Ichs, für eine Öffnung, die über den Zwang der Selbstbehauptung hinausweist. Erst in der Selbsttranszendierung, so Präg, könne echte Anziehung entstehen. Auch ein Mensch könne ein solches Vakuum sein – ein Rätsel, eine Quelle, eine Leerstelle, die Beziehungen stiftet.

Hermann Praeg
Der Bregenzer Künstler und Fotograf Hermann Präg. hermann präg

Horizonte, die zum Überschreiten einladen, dunkle oder lichtweiße Bildhintergründe, die das Sehen von Ballast befreien: Prägs Fotografien wollen das Denken in eine neue Richtung lenken – hin zu einem „reinen Beziehungsdenken“, das Konfrontation auflöst und Verbindung stiftet. Im besten Sinne: ein Vorstoß in außersprachliche Bereiche.

Hermann Präg: “Im Vakuum“

Bis 26.04.
Öffnungszeiten Do, Fr 16.00 – 19.00, Sa, 11.00 – 15.00
Führungen durch den Künstler donnerstags oder nach Vereinbarung