Dvořák, Smetana, Janáček – ein tschechisches Panorama

Kultur / 22.04.2025 • 15:10 Uhr
Prague Royal Philharmonic Orchestra
Das Prague Royal Philharmonic Orchestra Moritz Peter Foersterspielt am kommenden Freitag Werke von Dvořák, Smetana, Janáček.

Das Prague Royal Philharmonic Orchestra und Solist László Fenyö im Festspielhaus Bregenz.

bregenz Wenn Dvořáks Cellokonzert erklingt, ist der Applaus meist sicher. Das nächste Konzert der Bregenzer Meisterkonzerte verspricht mehr: ein Porträt tschechischer Klangkultur. Am Freitag, 25. April, werden die Bregenzer Meisterkonzerte im Festspielhaus mit einem Gastspiel der Prague Royal Philharmonic Orchestra fortgesetzt. Auf dem Programm stehen zentrale Werke der tschechischen Musikgeschichte: Antonín Dvořáks Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll, Leoš Janáčeks sinfonische Dichtung Balada Blanická, Bedřich Smetanas Moldau sowie Dvořáks Scherzo capriccioso. Unter der Leitung von Heiko Mathias Förster verfolgt das Orchester einen erzählerischen Ansatz, der die Besonderheiten dieser Musik zwischen volkstümlicher Idiomatik und romantischem Impetus präzise herausarbeitet. Die drei Komponisten gehören zu den prägenden Gestalten der tschechischen Musikgeschichte. In ihren Werken verbanden sie überlieferte Volksmelodien und nationale Idiome mit dem Formbewusstsein der europäischen Romantik – und schufen so eine unverwechselbare Tonsprache, die längst über die Landesgrenzen hinaus wirkt. Dieser Tradition fühlt sich das in Prag beheimatete Symphonieorchester hörbar verpflichtet. Seine internationalen Aktivitäten – Konzertreisen, Festivalauftritte und Opernproduktionen – sind getragen von einem Selbstverständnis, das Musik nicht als nationale Botschaft, sondern als Ausdruck einer gewachsenen Klangkultur versteht. Dass das „Royal“ im Namen des Orchesters nicht protokollarisch gemeint ist, sondern auf die kulturelle Prägung der böhmischen Hauptstadt verweist, wirkt weniger als Zitat denn als Hinweis auf ein Erbe.

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Der Solist des Abends, der ungarische Cellist László Fenyő, ist dem Werk Dvořáks deutlich verbunden. Fenyő, der durch den Gewinn des Pablo-Casals-Wettbewerbs internationale Aufmerksamkeit erlangte, stellt sich nicht als Virtuose in den Vordergrund. Vielmehr sucht er die Balance zwischen technischer Präzision und einem warmen, organischen Fluss, wie ihn Dvořáks Musik verlangt. Sein Spiel, geprägt von der Tradition der ungarischen Celloschule, bleibt klar, unaufdringlich, konzentriert – mit jener Mischung aus innerer Ruhe und gestalterischer Disziplin, die man oft bei Musikern findet, die selbst unterrichten.

Laszlo Fenyoe
Der Solist des Abends ist der ungarische Cellist László Fenyőoe. Marco Borggreve

Leoš Janáčeks Balada Blanická, ein selten gespieltes Werk aus dem Umkreis seiner symphonischen Dichtungen, gehört zu jenen Stücken, in denen sich nationale Mythen und musikalische Handschrift unauflöslich verschränken. Dagegen wirkt Smetanas Moldau fast vertraut – und doch gelingt es Förster und dem Orchester, bekannte Bögen neu zu modellieren, ohne den musikalischen Atem zu verlieren.

Heiko Mathias Foerster
Das Orchester spiel unter der leitung von Heiko Mathias Förster Pedro Malinowski

Heiko Mathias Förster arbeitet seit Jahren in Prag, seine Biografie – Stationen in Dessau, Cottbus, München – erklärt seine Verankerung in der tschechischen Szene nur zum Teil. Entscheidender scheint der Klang zu sein, den er sucht: ein Charakter, der weniger auf Effekt als auf Kontur zielt. Das Prague Royal Philharmonic Orchestra folgt ihm dabei mit Präzision, nicht zuletzt in den opernnahen Schattierungen, die sich etwa im Scherzo capriccioso zeigen – einem Werk, das von orchestraler Farbigkeit ebenso lebt wie von rhythmischer Disziplin. Dass der Abend ganz dem tschechischen Repertoire gewidmet ist, erscheint unter diesen Voraussetzungen nicht programmatisch, sondern folgerichtig. Zwischen Moldau und Blanická spannt sich kein didaktischer Bogen, sondern eine musikalische Landschaft – und deren Konturen zeichnen sich an diesem Abend ungewöhnlich deutlich ab.