Lukas Sternath verzauberte Hohenems

Kultur / 29.04.2025 • 15:35 Uhr
Im Markus-Sittikus-Saal wird zum Muttertag gerne Wiener Musik gespielt. Veranstalter
Im Markus-Sittikus-Saal fand ein außergewöhnliches Klavierkonzert statt, das leider nicht fotografiert werden durfte.schubertiade

Ein junger Wiener Pianist sorgte bei der Schubertiade für ein einmaliges Konzerterlebnis.

Hohenems Einen Klavierabend von berührender Tiefe und beeindruckender gestalterischer Reife bot Lukas Sternath am Montagabend im Rahmen der Schubertiade Hohenems. Der junge Wiener Pianist, Jahrgang 2001, präsentierte zwei der bedeutendsten späten Klaviersonaten Franz Schuberts – und schuf damit ein Erlebnis von außergewöhnlicher künstlerischer Dichte.

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Schon mit der Sonate c-Moll D 958 ließ Sternath, der vor ziemlich genau einem Jahr bei der Schubertiade debütiert hatte, keinen Zweifel an seiner außergewöhnlichen Gestaltungskraft. Der Kopfsatz, geprägt vom Wechsel zwischen düsterer Schwere und lyrischer Zartheit, gewann unter seinen Händen eine dramatische Spannung, die nie aufgesetzt wirkte. Sternath verstand es meisterhaft, die klassische Sonatenhauptsatzform transparent zu strukturieren und zugleich die emotionsgeladene Freiheit von Schuberts Themen voll auszuleben. Besonders eindrucksvoll gelang ihm das Adagio, das er mit großer Innigkeit und feinem Gespür für Schuberts leise Dramatik gestaltete. Die Tiefe seiner Anschlagskultur und die subtile dynamische Modellierung ließen diesen Satz in schwebender Melancholie erstrahlen. Im Menuett setzte Sternath kraftvolle, fast schroffe Akzente, während das Trio wie ein lyrischer Lichtblick erstrahlte. Das von getriebener Unruhe durchzogene Finale führte er mit kontrollierter Energie zu jener resignativen Coda, die den Charakter dieser Sonate so eindrucksvoll zusammenfasst. Nach der Pause wandte sich Sternath der großen B-Dur-Sonate D 960 zu – einem Monument der Klavierliteratur, das an diesem Abend in einer geradezu magischen Interpretation erstrahlte. Schon die ersten Takte des Molto moderato gestaltete er mit einer Gelassenheit und inneren Ruhe, die den weiten Atem dieser Musik atmen ließ. Die geheimnisvollen Basstriller wirkten bei Sternath nicht wie bloße Effekte, sondern wie klangliche Echos einer fernen, unerreichbaren Welt. Im Andante sostenuto entfaltete er eine schlichte, aber tief ergreifende Melodielinie, deren stille Trauer eine stille Würde ausstrahlte. Hier zeigte sich Sternaths besondere Stärke: die Fähigkeit, die tiefe emotionale Dimension von Schuberts Musik ohne jede Sentimentalität allein durch Klang, Struktur und Zeitgestaltung erfahrbar zu machen.

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Leicht und tänzerisch, fast schwerelos gelang ihm das Scherzo – ein willkommener Moment der heiteren Erinnerung, bevor das abschließende Allegro ma non troppo mit ruhiger Energie die große Klammer um dieses Werk schloss. Vor allem der sanfte, fast unmerkliche Übergang in die Schlusstakte, das friedliche Verklingen, gelang Sternath mit berührender Selbstverständlichkeit. Dass Lukas Sternath bereits in so jungen Jahren zu einer solchen Reife und Expressivität gefunden hat, ist ebenso erstaunlich wie bewundernswert. Sein Anschlag ist nuancenreich, sein Pedaleinsatz stets kontrolliert, seine Phrasierung atmend und voll innerer Logik. Er gehört zweifellos zu den hoffnungsvollsten Pianisten der jungen Generation, was seine zahlreichen Preise – darunter der erste Preis beim ARD-Musikwettbewerb 2022 – eindrucksvoll bestätigen. Folgerichtig ließ ihn das begeisterte Publikum erst nach zwei Zugaben den Konzertabend beenden.

Wer ihn erlebt hat, weiß: Hier wächst ein Musiker heran, der mit stiller Souveränität und großer Bescheidenheit eine faszinierende Fülle musikalischen Schaffens offenbart. Am 24. August ist Sternath mit dem Simply Quartet im Rahmen der Schubertiade im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg wieder zu erleben – ein Termin, den man sich schon jetzt rot im Kalender anstreichen sollte.