Zwischen Aufbruch und Alarm

Kultur / 20.05.2025 • 16:09 Uhr
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Das Programm präsentierten Geschäftsführer Gerald Mair, Präsident Manfred Schnetzer, Chefdirigent Leo McFall sowie SOV-Vizepräsident Wolfgang Burtscher.Mathis Fotografie

Das SOV präsentiert seine neue Saison – und warnt vor existenziellen Grenzen.

Bregenz Das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) hat ein künstlerisch ambitioniertes und thematisch fein verwobenes Programm für die kommende Saison vorgestellt. Dieses steht jedoch im Schatten struktureller und finanzieller Herausforderungen. Die Zukunft des Orchesters hängt jedoch nicht nur vom Publikumszuspruch, sondern auch von politischen Entscheidungen ab. Denn bei aller künstlerischen Innovationskraft bleibt die finanzielle Situation angespannt. So musste das Orchester 2024 ein Minus von 180.000 Euro verbuchen.
Der Präsident des SOV, Manfred Schnetzer, bringt die zentrale Frage auf den Punkt: „Das Land Vorarlberg wird sich langfristig entscheiden müssen, ob es weiterhin ein Landessymphonieorchester erhalten möchte – oder ob es bereit ist, den Weg in Richtung eines Kammerorchesters zu gehen. In der aktuellen Form ist der Betrieb nicht nachhaltig aufrechtzuerhalten.“

Gerald Mair Manfred Schnetzer Leo McFall Wolfgang Burtscher
Präsident Manfred Schnetzer: “In der aktuellen Form ist der Betrieb nicht nachhaltig aufrechtzuerhalten.“ Mathis Fotografie

Die Saison 2025/26 wird am 27. und 28. September unter der Leitung von Lorenza Borrani eröffnet. Sie ist eine der herausragenden Konzertmeisterinnen Europas. Das Programm vereint Werke von Rossini, Braun und Schubert. Borranis kammermusikalisch geprägte Leitungskultur soll dem Orchester dabei neue Impulse geben. Am 25. und 26. Oktober folgt das zweite Abo-Konzert mit Francesco Angelico am Pult und dem Kontrabassisten Marc André als Solist. Auf dem Programm stehen Werke von Verdi, Bottesini und Schumann, die einen Bogen zwischen Oper, Virtuosität und Romantik spannen.
Im Rahmen des Festivals „Texte & Töne” wird am 8. November das Zusammenspiel von zeitgenössischer Musik und Sprache in der kommenden Saison wieder aufgenommen. Auf dem Programm stehen die Werke „shouting forever into the receiver” von Hanna Kendall und „Zeitfluren” von HK Gruber. Den Kompositionsauftrag erhielt der Wiener Carl Tertio Druml.

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Ein Höhepunkt der kommenden Saison ist für Leo McFall das Konzert mit Steven Osborne. Mathis Fotografie

Am 29. und 30. November bringt Dirigent Leo McFall gemeinsam mit dem schottischen Pianisten Steven Osborne Werke von Britten, Mozart und Dvořák zur Aufführung, darunter Mozarts letztes Klavierkonzert, das in Verbindung mit Brittens Spätwerk eine besondere emotionale Tiefe entfaltet.
Der Jahresauftakt 2026 setzt auf klangliche Grenzüberschreitungen. Am 31. Jänner und 1. Februar trifft das SOV auf das Jazzorchester Vorarlberg. Unter dem Titel „SOV meets JOV – Insomniac Dreams” wird eine Uraufführung von Omerzell/Eberle präsentiert – ein Projekt, das Jazz, Klassik und Neue Musik miteinander verschmilzt.

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Am 7. und 8. März folgt Konzert Nr. 5 unter der Leitung von Leo McFall mit dem Oboisten Andrey Godik als Solist. Auf dem Programm stehen Werke von Prokofjew, Martinů, Gottfried von Einem und Haydn – ein abwechslungsreiches Spiel mit klassischen Formen und modernen Akzenten. Einen Höhepunkt im Musiktheaterbereich bildet die Produktion von Béla Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“, die ab dem 15. März 2026 in Kooperation mit dem Landestheater Vorarlberg und dem Theater Orchester Biel Solothurn auf die Bühne kommt. Yannis Pouspourikas übernimmt die musikalische Leitung, Katerina Hebelková und Mischa Schelomianski spielen die Titelrollen in einer szenischen Realisierung in reduzierter Orchesterfassung nach Eberhard Kloke. Den Abschluss bildet das sechste Abokonzert am 11. und 12. April 2026 mit einem georgisch-armenischen Programmschwerpunkt: Valentin Uryupin dirigiert Werke von Garayev, Tsintsadze und Strawinsky. Solist des Abends ist der Cellist Maximilian Hornung.

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„Wir möchten dem Anspruch, ‚Klassik-Nahversorger‘ des Landes zu sein, besser gerecht werden – und abseits der Spielorte unserer Abo-Konzerte noch präsenter sein“, erklärte Gerald Mair. Mathis Fotografie

Neben diesen musikalischen Höhepunkten präsentiert das Orchester auch neue und wiederaufgenommene Kooperationen, etwa mit dem neu eröffneten Literaturhaus Vorarlberg in Hohenems. Auf der dortigen „Hörinsel“ ist eine erste Zusammenarbeit bereits hörbar: eine CD mit Musik von Beethoven und einem Text von Michael Köhlmeier über Prometheus, eingespielt unter der Leitung von Christoph Eberle. Ein neues Format namens „SOV Outreach“ soll zudem künftig die kulturelle Nahversorgung im Land stärken. Mit einer mobilen Bühne will das Orchester kleinere Orte bespielen und neue Zielgruppen erreichen – mit klassischem Repertoire, aber auch moderneren Klangbildern.