Wächter, wie weit ist die Nacht?

Kultur / 23.05.2025 • 12:02 Uhr
Heilgard Bertel
Filmisches Portrait über Heilgard Bertel und ihre Wandmalerei in der Unterkirche von St. Konrad. Heilgard Bertel

Eine Filmpräsentation, die als meditativer Blick in spirituelle Welten dient.

Hohenems In der Unterkirche von St. Konrad in Hohenems entfaltet sich ein stiller Raum. Die Wandmalereien der Künstlerin Heilgard Bertel wirken wie ein visueller Gebetsteppich. Nun wird diesem beeindruckenden Werk mit dem Dokumentarfilm „Wächter, wie weit ist die Nacht?“ ein filmisches Porträt gewidmet, das am 27. Mai im Pfarrsaal St. Konrad der Öffentlichkeit gezeigt wird.

Heilgard Bertel

Alexander Juritsch gelingt es darin, einen tiefen Einblick in die Seele der Künstlerin und ihre Arbeit zu vermitteln. Bertels Malereien, die über einen Zeitraum von drei Jahren entstanden sind, waren schon in ihrer Entstehungszeit umstritten. Die Künstlerin, die damals in Salzburg arbeitete, kehrte immer wieder nach Vorarlberg zurück, um ihr Werk zu vollenden. Doch nicht alle verstanden ihre Interpretation biblischer Texte und Bilder. Es entstand großer Widerstand und es wurden Änderungen verlangt, die Bertel konsequent ablehnte. So gerieten die Werke für fast vier Jahrzehnte in Vergessenheit.

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Der Film erzählt die Geschichte dieses Widerstands und der Wiederentdeckung. Er zeigt, wie Bertels Kunst aus einer tief empfundenen inneren Notwendigkeit entstand. Für sie waren die Malereien nie nur Dekoration, sondern sie sollten einen Raum schaffen, in dem spirituelle Wandlung möglich ist. Bertel spricht von einer inneren Stimme, die sie leitete und in ihren Werken sichtbar wird.

Heilgard Bertel

Juritsch nähert sich diesen Werken und ihrer Schöpferin mit einer kontemplativen Filmsprache. Lange, ruhige Einstellungen laden dazu ein, sich in die Bilder zu versenken. Der Film bietet nicht nur Einblicke in den Entstehungsprozess, sondern vermittelt auch die innere Haltung Bertels auf intensive Weise. In ihrem Schaffen nutzt sie bewusst starke Symbole und Kontraste, deren Bedeutung sich nicht unmittelbar erschließt, sondern sich erst im Dialog mit den Betrachtern entfaltet.

Heilgard Bertel

Der Filmtitel „Wächter, wie weit ist die Nacht?”, der dem Buch Jesaja entnommen wurde, steht symbolisch für die menschliche Suche nach Orientierung in Zeiten der Unsicherheit. Diese Metapher durchzieht den Film und macht ihn zu einem Angebot für persönliche Reflexion. Bertels Werke laden dazu ein, sich selbst wichtige Fragen zu stellen und innere Klarheit zu finden.

Heilgard Bertel

Die Premiere des Films ist zugleich eine Einladung zur Begegnung: Im Anschluss findet ein Podiumsgespräch mit Heilgard Bertels und Bischof Benno Elbs statt. So wird die Veranstaltung auch zu einer Gelegenheit des Austauschs und des tieferen Verstehens der in Bertels Werk innewohnenden künstlerischen und spirituellen Botschaft. Die Unterkirche ist jeweils eine Stunde vor und nach der Veranstaltung geöffnet.

Heilgard Bertel lebt und arbeitet in Hohenems als freischaffende Malerin und Bildhauerin. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Akademie für bildende Künste in Wien sowie in Geschichte an der Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über einen Abschluss in Mal- und Kunsttherapie.

Filmpräsentation

„Wächter, wie weit ist die Nacht?“
Datum: Dienstag, 27. Mai 2025
Uhrzeit: 19:00 Uhr
Ort: Pfarrsaal St. Konrad, Konrad-Renn-Straße 2, 6845 Hohenems
Der Eintritt ist frei.