Tanz und Handwerkskunst vereint

Kultur / 27.05.2025 • 12:42 Uhr
Der Werkzeuge
“Der Werkzeuge” begreift sich als Versuch, das Verhältnis von Mensch und Material als geteilte Prozesshaftigkeit zu formulieren.lisa berner

Reinold Capellis Interaktive Tanzperformance „Der Werkzeuge“ in Ludesch.

Ludesch Reinold Capelli, ursprünglich als Schlosser und Metallbildner tätig, bringt in seiner neuen Produktion „Der Werkzeuge“ Objekte aus seinem früheren Beruf in die Sprache des zeitgenössischen Tanzes ein. Die Aufführung ist das Ergebnis eines längeren Arbeitsprozesses, in dem Capelli seit Herbst 2024 Entwürfe und Metallkonstruktionen entwickelt, die er choreografisch integriert. Das Material steht dabei nicht als bloßer Gegenstand im Zentrum, sondern als interagierendes Element auf der Bühne.

Der Werkzeuge
Das Stück wird am 31. Mai und 1. Juni jeweils um 20.15 Uhr in den Montagehallen der VMZ in Ludesch aufgeführt. lisa berner

Im Vordergrund steht eine Form der körperlichen Recherche, bei der Bewegungsabläufe, improvisatorische Szenen und der Einsatz von Werkzeugen ein Zusammenspiel zwischen Tänzer, Objekt und Raum evozieren. Capelli arbeitet mit bekannten Formen aus dem Handwerk – Zangen, Stahlträger, Vorrichtungen –, doch nicht im Sinne performativer Stilisierung. Vielmehr verbindet er präzise gesetzte Gesten mit den Widerständen und Klängen, die das Material selbst erzeugt. Daraus entsteht eine Choreografie, die nicht auf narrative Linien zielt, sondern auf eine dynamische Ordnung im Moment. Musikalisch begleitet wird das Projekt von Tomáš Vtípil, dessen Live-Set zwischen elektronischer Textur und analoger Improvisation auf Trompete und Violine changiert. Seine Klanglandschaften bilden nicht bloß eine Untermalung, sondern greifen in die Raumwahrnehmung ein – sie verstärken die metallischen Impulse, zitieren das Schmiedehandwerk oder kontrastieren es mit fast unmerklichen Tönen.

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Entwickelt wurde das Stück von Regisseur Blaise Powell, der mit klarer Raumdramaturgie und sparsamen Eingriffen den Ablauf durch die Industriehallen der VMZ Ludesch strukturiert. Der Aufführungsort selbst – früher ein Ort der Stahlverarbeitung – wird dabei nicht zum musealen Kontext, sondern Teil des performativen Settings. Die Zuschauer durchqueren einen Ort, der durch die künstlerische Intervention verändert, aber nicht ästhetisiert wird.

Der Werkzeuge
“Der Werkzeuge”. lisa berner

„Der Werkzeuge“ ist keine Werkschau, keine Biografie auf der Bühne und auch keine Technikparabel. Die Performance begreift sich als Versuch, das Verhältnis von Mensch und Material nicht als Gegensatz zu formulieren, sondern als geteilte Prozesshaftigkeit. Wenn Capelli tanzt, tanzt nicht nur ein Körper – sondern auch die Objekte, mit denen er interagiert. Diese Verbindung bleibt fragil, oft widerständig, gelegentlich eruptiv. Gezeigt wird das Stück am 31. Mai und 1. Juni jeweils um 20.15 Uhr in den Montagehallen der VMZ in Ludesch. Reinold Capelli steht dabei selbst auf der Bühne, gemeinsam mit Tomáš Vtípil an Live-Elektronik, Violine und Trompete. Für Lichtgestaltung und Klangbearbeitung ist Martin Beck verantwortlich, die Gesamtleitung liegt bei Ursula Sabatin.