“Die Ausflüge des Herrn Brouček”

Kultur / 03.06.2025 • 15:09 Uhr
"Die Ausflüge des Herrn Brouček"
Festspielintendantin Lilli Paasikivi wählte für die Oper im Haus 2026 Leoš Janáčeks “Die Ausflüge des Herrn Brouček” aus.

Die Bregenzer Hausoper des kommenden Jahres feiert am 23. Juli 2026 Premiere.

Bregenz In der kommenden Woche beginnen im Festspielhaus die Proben für die erste Opernproduktion unter der Intendanz von Lilli Paasikivi: George Enescus monumentales Werk Œdipe. Doch auch die Planungen für den Festivalsommer 2026 sind bereits weit fortgeschritten: Als Oper im Festspielhaus wird “Die Ausflüge des Herrn Brouček” des tschechischen Komponisten Leoš Janáček zur Aufführung gelangen. Die Bregenzer Neuinszenierung des 1920 in Prag uraufgeführten Werks feiert am 23. Juli 2026 Premiere.

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Im Zentrum von Janáčeks Oper steht Matěj Brouček, ein kleinbürgerlicher Eigenbrötler, der vor allem eines sucht: seine Ruhe. Die Welt ist ihm zu laut, zu komplex, zu anstrengend – lieber zieht er sich zurück in die vermeintlich sichere Enge seiner vier Wände. In seiner Stammkneipe gilt er als bornierter Spießer, er selbst hat genug vom täglichen Ärger mit Mietern und Mitmenschen. Eines Nachts, nach reichlich Bier, erfüllt sich sein Wunsch nach Entkommen auf wundersame Weise: Brouček wird auf den Mond geschleudert, wo eine vergeistigte, skurrile Künstlergesellschaft haust – und landet schließlich im Prag des 15. Jahrhunderts, mitten im religiös motivierten Aufruhr der Hussitenzeit. Dort gerät er zwischen die Fronten und soll plötzlich in den Krieg ziehen …


Janáčeks Oper lebt vom Zusammenprall ihres Protagonisten mit Welten, die weit über seinen geistigen Horizont hinausreichen. Die beiden Ausflüge sind dabei grundverschieden: Im ersten Teil erscheint Brouček noch als Stimme der Vernunft unter spleenigen Mondästheten – im zweiten jedoch wirkt seine biedere Rationalität angesichts des hussitischen Idealismus hilflos, ja zynisch. Janáček verstand diesen zweiten Teil als patriotischen Appell an die Bürgerinnen und Bürger der im Entstehen begriffenen Tschechoslowakei. Der Weg zur Vollendung des Werks war steinig: Mehrfach wechselte der Komponist die Librettisten, neun Jahre vergingen, bis die Oper abgeschlossen war. Was daraus hervorging, ist ein eigenwilliges, experimentierfreudiges Bühnenstück – im ersten Teil geprägt von pointiertem musikalischem Witz, im zweiten von machtvollen, aufwühlenden Chorszenen. Wer sich auf dieses Werk einlässt, erlebt eine Oper von großer Originalität, schneidender Ironie und einem unbestechlichen Blick auf das menschliche Verhalten. Janáček zeigt darin, was Oper auch sein kann: keine Apotheose, sondern eine Sezierung – messerscharf, musikalisch radikal, von bestechender Gegenwärtigkeit.


“Die Ausflüge des Herrn Brouček” wird vom US-amerikanischen Regisseur Yuval Sharon inszeniert. Sharon ist bekannt für seine unkonventionellen Opernproduktionen, war der erste Amerikaner auf dem Regiestuhl der Bayreuther Festspiele und ist derzeit Künstlerischer Leiter der Detroit Opera. Für Bühne und Kostüme zeichnet der britische Szenograf Jon Bausor verantwortlich. Die musikalische Leitung übernimmt der tschechische Dirigent Robert Jindra, es spielen die Wiener Symphoniker.