Zwischen Ekstase und Erschütterung

Das „tanz ist“-Festival am Spielboden Dornbirn findet vom 13. bis 21. Juni statt.
Dornbirn Wenn Tanz nicht nur Bewegung, sondern Haltung ist, wenn er zugleich kollektives Rauschen, radikale Geste und poetisches Fragezeichen sein will, dann ist „tanz ist” mehr als nur ein Festival. Vom 13. bis 21. Juni 2025 verwandelt sich der Spielboden Dornbirn erneut in ein pulsierendes Zentrum des zeitgenössischen Tanzes. Unter dem Motto „Zwischen Verletzlichkeit und Widerstand“ treffen körperliche Präsenz und künstlerische Reibung, klangliche Ekstase und choreografische Reflexion aufeinander.

Im Zentrum des Festivals steht die Auseinandersetzung mit subkulturellen Praktiken wie dem Moshen, einem Hardcore-Tanzstil, der die rohe Energie der Körper in den Fokus rückt. Diese eruptive Bewegungssprache dient nicht nur als Ausgangspunkt für die gleichnamige Installation „Mosh Pit – Zwischen Verletzlichkeit und Widerstand“, sondern bildet auch den thematischen Untergrund für mehrere Performances. Gleich zur Eröffnung am 13. Juni interpretieren Tänzerinnen und Tänzer – Jomi Armenio, Hannah Hagen, Ramona Peter, Patrick Gutensohn und Good Lee – der Dornbirner SOULBOX diese körperlich kompromisslose Praxis in einer raumgreifenden Präsentation. Danach ist der Dancefloor frei – mit DJ Good Lee. Am darauffolgenden Abend, dem 14. Juni, bringt die griechische Choreografin Xenia Koghilaki mit „KOPANIMA” eine hochenergetische Performance auf die Bühne. Dabei performen drei Tänzerinnen in atemloser Geschwindigkeit fast eine Stunde lang ohne Sichtkontakt. Der Soundtrack: eine live gespielte E-Gitarre – exzessiv und unmittelbar. Koghilaki verwandelt die rohe Gewalt des Moshpits in eine strukturierte, fast ritualhafte Reflexion über Körperkontakt, Verletzbarkeit und Widerstandskraft – ein Highlight, das durch Intensität und Präzision besticht.
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Am Mittwoch, dem 18. Juni, folgt mit „Fall Inn” von Cie. 7273 (Laurence Yadi & Nicolas Cantillon) ein Abend, der mit Humor, Virtuosität und einem melancholischen Augenzwinkern auf 20 Jahre Bühnenerfahrung zurückblickt. Das Duo verbindet Zitate von Buster Keaton bis Rudolf Nurejew, von Zirkusnummern bis Musicalklischees zu einem scheinbar fragmentierten Bilderbogen, der in seiner Ironie tief berührt. Den Abschlussabend am Samstag, dem 21. Juni, bestreiten gleich zwei Performances: Zunächst eröffnet Matteo Haitzmann mit „Make it Count“ einen klanglich-experimentellen Raum. In dieser Konzertperformance verschmelzen Springseil, Schlagzeug, Synthesizer und Körper zu einem instrumentalen Ritual. Haitzmann entwickelt dabei gemeinsam mit Judith Schwarz und Arthur Fussy ein vibrierendes Geflecht aus Bewegung und Klang – expressiv und überraschend.
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Unmittelbar danach verlegt sich die Choreografie nach draußen auf den Spielboden-Parkplatz: In „MOTORA” tanzt Marta Navaridas mit einem Volvo V60 – eine absurde, zärtliche und verstörende Annäherung an die Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Inspiriert von Filmästhetik und KI-Fantasien bringt das Kollektiv Navaridas/Deutinger/Riegler eine Performance auf die Straße, die zwischen erotischer Projektion und gesellschaftlicher Reflexion changiert.
„tanz ist“ 2025 zeigt, wie vielfältig und politisch Tanz sein kann. Zwischen rohem Impuls und kontrollierter Choreografie, zwischen Installation, Konzert, Humor und Maschinenpoesie setzt das Festival auf Reibung statt Routine – und wird so erneut zum Brennpunkt einer lebendigen, mutigen Tanzszene. Wer sich auf diese Bewegungen einlässt, bleibt nicht unberührt.