Zwischen Wonne und Schmerz

Das TAK Theater Liechtenstein präsentierte sein Programm für die Spielzeit 2025/26.
Vaduz Mit dem poetischen Leitmotiv „Unter Menschen ist alle Wonne und aller Schmerz“ aus Friedrich Hölderlins Briefroman “Hyperion” geht das TAK Theater Liechtenstein in die Spielzeit 2025/26. Das Zitat nimmt nicht nur die thematische Vielfalt des Programms vorweg, sondern steckt auch den Horizont ab, in dem sich die kommende Theatersaison bewegt. Die menschliche Seele erscheint darin als Spannungsfeld zwischen Glück und Leid, Freiheit und Verlust, zwischen Idealen und ihrer Zerbrechlichkeit angesichts der Wirklichkeit.

Inhaltlich wird diese Polarität in unterschiedlichsten Facetten erkundet. Zwei Abende führen ins Amerika der 50er- und 60er-Jahre, eine Ära des gesellschaftlichen Stillstands und der konservativen Normen. In Zeiten des Aufruhrs kämpft ein junges Paar gegen das eigene Scheitern und die Tristesse normativer Lebensentwürfe. Im Stück „Zeitstillstand” steht eine Kriegsfotografin im Fokus, deren Heimkehr zur Konfrontation mit den Abgründen ihres Berufs wird. Beide Erzählungen kreisen um die Fragen nach Identität, Verantwortung und dem Preis innerer wie äußerer Freiheit.

Ein Höhepunkt der Saison ist „Don Karlos“ als dritte Eigenproduktion in einer eigens konzipierten Fassung. Thomas Spieckermann und Karin Ospelt verdichten Schillers Ideendrama zu einem musikalisch-erzählerischen Kammerspiel, das sich auf die seelischen und politischen Konflikte Karlos’ konzentriert (Premiere am 17. Januar 2026). Ebenfalls im Zentrum stehen Frauenbilder und gesellschaftliche Normen in der Koproduktion “Anna Karenina” mit dem Théâtre National du Luxembourg sowie in der berührenden Inszenierung von Isherwoods “A Single Man” – ein melancholisches Porträt über Verlust, Humanismus und das stille Hoffen auf eine zweite Chance. Am 5. und 6. Februar 2026 gastiert das Burgtheater Wien mit Stefan Zweigs “Schachnovelle”. Das Stück erinnert an die Fragilität der Kultur angesichts politischer Barbarei und den einsamen Kampf des Geistes gegen Gewalt und Ohnmacht. Nicht minder außergewöhnlich ist der Auftritt des Ukulele Orchestra of Great Britain am 9. Februar 2026, das mit britischem Humor und musikalischer Brillanz begeistert.
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Die Konzertreihe „TAK Vaduzer Weltklassik” brilliert mit internationalen Stars. Martha Argerich und Charles Dutoit eröffnen im Vaduzer Saal ihre Abschiedstournee – ein Ritterschlag für das kleine Theater (Premiere: 21. Februar 2026). Lars Danielsson erinnert in einem Auftragskonzert an die spirituelle Wucht John Coltranes, der 2026 hundert Jahre alt geworden wäre (13. März 2026). Mit einem adventlich-festlichen Programm ehren die Wiener Sängerknaben nicht nur das nahende Weihnachtsfest, sondern auch den 200. Geburtstag von Johann Strauss (2. Dezember 2025). Hier begegnen sich Tänze, Chormusik und Walzerseligkeit und geistliche Andacht. Das Kinder- und Jugendtheater glänzt mit Vielfalt und Relevanz – vom Tanztheater bis zur Performance, von Musik bis zu Themen, die junge Menschen bewegen. Zudem bietet das TAK auch in dieser Saison hochkarätige Lesungen. Katharina Thalbach, Sophie Hunger, Bela B und Ali Mahlodji sind nur einige der Namen, die mit Literatur, Musik und politischem Bewusstsein die Bühne in Vaduz bereichern werden.
Die kommende Spielzeit ist die letzte unter der Intendanz von Thomas Spieckermann, der das TAK seit 2015 geleitet hat. In dieser Zeit wurden wichtige Entwicklungen angestoßen. So wurde etwa das Ensemblemodell weiter ausgebaut, wodurch insbesondere der Schauspielbereich ein wachsendes Publikumsinteresse verzeichnen konnte. Auch im Bereich der ökologischen Verantwortung setzte das TAK mit der ersten Klimabilanz einer Kulturinstitution in Liechtenstein ein Zeichen. Mit Jan Sellke, dem bisherigen Dramaturgen, wurde ein Nachfolger bestellt, der sowohl für Kontinuität als auch für neue Impulse steht.